Tiffany Extra Band 03
Blake hielt Kaias Hand eisern umklammert.
„Ein wenig.“ Während sie ihn anschaute, kletterte sie rückwärts am Dach hinauf.
Ja. Sie kletterte rückwärts.
Er hätte nie geglaubt, dass er tatsächlich durch das Fenster passen würde. Doch Kaia hatte ihm gezeigt, wie er sich positionieren musste, und mit viel Drücken und Ziehen hatte Blake seine Schultern tatsächlich durch die Öffnung gezwängt. Der Rest war ein Kinderspiel gewesen.
Jetzt waren sie beide auf dem Dach und kletterten zum First.
Sie bewegte sich rückwärts, er folgte ihr zentimeterweise nach. Doch dann glitt er aus, bevor er sicheren Halt fand. Eine Schrecksekunde, doch alles ging gut, und Blake umklammerte Kaias Hand noch fester.
„Ich hab dich. Vertrau mir.“ Kaia wirkte so ruhig und unbesorgt.
„Vertrauen ist nicht das Problem. Dass ich fünfzig Kilo schwerer bin als du, ist das Problem.“
„Alles eine Frage der Hebelwirkung.“
Blake rutschte wieder ein wenig aus und schaute über die Schulter. „Ich würde dich mitreißen.“
„Sieh nicht nach unten.“
„Ich habe keine Höhenangst.“ Allerdings war der Blick in den Abgrund auch nicht gerade ein Genuss.
Als sie den First erreichten, sah Blake, was sich auf der anderen Seite befand. Auch diese Aussicht gefiel ihm nicht. Hinter ihnen war wenigstens Rasen, der ihren Aufprall dämpfen würde. Vorn war nur die Einfahrt.
„Denk nicht daran.“ Kaia konnte seine Gedanken lesen.
„Dann lenk mich mit etwas anderem ab.“
„Okay. Beantworte mir eine Frage.“ Sie zeigte auf die Stelle, wo er seinen Fuß hinsetzen sollte. „Warum musstest du verdeckt ermitteln?“
Blake hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Die Frage kam aus dem Nichts.“
„Es beschäftigt mich. Du wusstest, dass ich das Katzenauge habe. Ich habe es nie versteckt. Warum hast du mir den Freund vorgespielt? Und so lange? Wochen. Du hast mich …“ Sie schluckte. „Warum?“
Die Wolken hatten sich größtenteils verzogen, und ein Halbmond schien am Himmel. Kaias Gesicht verriet Schmerz und Verwirrung.
Blake hasste es, dass er für diese Emotionen verantwortlich war, und er hasste auch, dass er es wieder tun würde, wenn es Teil seines Jobs wäre. Zum Glück jedoch war es nicht mehr sein Job.
Er wusste, dass seine Antwort sie wütend machen würde, aber dies war nicht der Moment, Kaia in Rage zu bringen. Er wählte seine Worte mit Bedacht. „Wir wollten wissen, ob du allein gearbeitet hast.“
Ein paar Sekunden verstrichen, bis sie verstand. „Meine Eltern.“ Sie schaute zur Seite. „Du hast mich benutzt, um an meine Eltern und meinen Onkel heranzukommen.“
„Und jeden anderen in ihrem Kreis.“
„Du hast es nicht geschafft.“ Sie sah ihn wieder an. „Wie enttäuschend für dich.“
„Ich wurde fertiggemacht, ja.“
Sie verzog das Gesicht. „Ich auch.“ Sie kletterte weiter.
Das war alles? Kein Ausbruch? „Kein Geschrei?“, fragte Blake, der sich nur zu bewusst war, dass seine Position auf dem Dach nicht gerade sicher war.
„Von mir? Nein. Ich habe gefragt. Du hast geantwortet. Jetzt weiß ich es.“ Ihre Miene war wieder ausdruckslos.
Das war zu einfach. Er sollte noch mehr erklären. „Ich zog es in die Länge, damit ich länger mit dir zusammen sein konnte. Ich hätte dich stärker drängen sollen, deine Familie kennenzulernen. Aber ich tat es nicht. Ich redete mir ein, dass du misstrauisch werden würdest. Doch es war nur ein Vorwand, um bei dir bleiben zu können.“
„Das macht mich jetzt richtig traurig.“
Großartig. „Ich dachte, es würde dir helfen, dich besser zu fühlen!“
„Hmm.“ Ihr Blick schweifte ab, so als würde sie darüber nachdenken. „Eine Lüge in die Länge ziehen aus egoistischen Gründen … Nein. Ich fühle mich nicht besser.“
Blake auch nicht. „Warum schubst du mich dann nicht einfach vom Dach und schließt mit der Sache ab?“
„Ich rehabilitiere dich. Halt dich hier fest.“ Sie zeigte auf die Einfassung eines Lüftungsschachts. „Ich sehe nach losen Ziegeln.“
Er klammerte sich ans Dach, während sie den First untersuchte. „Ich hatte meinen Eltern gesagt, dass du sie kennenlernen wolltest. Sie erzählten mir, dass du Polizist bist, und ich antwortete ihnen, dass ich es bereits von dir wusste. Sie sagten, dass ich dir nicht trauen könnte und dass ich zwischen ihnen und dir wählen müsste. Ich wählte dich und zog bei dir ein.“ Sie schaute in die Ferne. „Was wohl aus dem Sack Schmutzwäsche geworden ist?“
Blake
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