Tiffany Extra Band 03
die Hüften, und schließlich sah Blake auch ihr zweites Bein nach oben gleiten. Dann war sie fort.
Er hatte sie beobachtet, und dennoch konnte er es nicht glauben. Blake stieg auf den Hocker und schaute hinaus.
„Buh!“, machte Kaia. Nur ihr Kopf war noch zu sehen.
„Kaia, mein Gott, das Regenrohr ist nicht dafür geschaffen, dein Gewicht zu halten!“
„Stimmt.“ Sie ließ sich fallen. Er hörte kaum ein Geräusch, als sie auf einer Gaube links von ihm landete.
„Entspann dich.“ Ihr Flüstern drang zu ihm herauf.
Blake schluckte. „Fall bloß nicht runter“, brachte er hervor.
„Habe ich nicht vor.“
Blake schaute über das Dach. Zum Glück regnete es nicht mehr. Trotzdem glänzten die Ziegel noch nass und mussten glatt sein.
Kaia machte eine Schlaufe in ihr provisorisches Seil und warf es nach oben, wo es an irgendetwas hängen blieb.
Blake gefiel das nicht. Es war zu gefährlich. „Hey“, rief er leise. „Du brauchst mir nichts mehr zu beweisen. Du hast mich überzeugt.“
„Keine Sorge. Es ist nichts.“ Sie schaute kurz nach oben und fügte hinzu: „Nun, vielleicht doch etwas. Auf einer Skala von eins bis zehn liegt der Schwierigkeitsgrad bei drei oder vier. Vielleicht bei fünf wegen des Regens.“ Sie prüfte, ob das Seil ihr Gewicht hielt, und begann zu klettern. „Wenigstens brauche ich nicht über Abgründe zu springen oder auf einem Seil zu balancieren. Das hasse ich wirklich.“
Ich bekomme gleich einen Herzinfarkt, dachte Blake.
In diesem Moment brach der Mond durch die Wolken. Blake konnte deutlich sehen, wie Kaia leichtfüßig zum Dach über ihnen kletterte. Wenigstens wirkte es bei ihr leichtfüßig. Oben auf dem First zeichnete sich ihre Gestalt schwarz vorm Himmel ab, während sie das Seil einrollte.
Fasziniert beobachtete Blake, wie Kaia mit geschmeidigen Bewegungen übers Dach schlich. Es war das Erregendste, was er je gesehen hatte. Verlangen flammte in ihm auf. Er versuchte nicht einmal, es zu unterdrücken. Nie würde er den Anblick vergessen, wie Kaia im Mondlicht über glänzende Ziegel huschte, so lautlos wie ein Schatten, bis sie hinter der anderen Seite des Daches verschwand.
Wow. Blake starrte ihr nach. Er bewunderte immer noch, wie leicht sie durch ein Fenster gekommen war, bei dem er Sensoren für überflüssig gehalten hatte.
So einen Fehler würde er nicht noch einmal machen.
In Gedanken optimierte er bereits einige Einbauten bei seinen Kunden. Er würde Kaia auch um Ratschläge für seine Transportdienste bitten. Gegen Bezahlung natürlich. Sie könnte viel Geld als Sicherheitsberaterin verdienen. Vielleicht sollte er ihr eine Dauerstellung anbieten. Er dachte über die Idee nach, und sie gefiel ihm immer besser. Kaia jeden Tag zu sehen, würde ihre persönliche Beziehung stärken.
Blake schloss die Augen und erinnerte sich an den aufregenden Sex mit ihr. Sie hätten jederzeit entdeckt werden können. Er könnte süchtig nach diesem Extrakick werden. Kaia …
… war nicht zurückgekommen. Das Verlangen, das in ihm wiedererwacht war, erlosch schlagartig. Er schlug die Augen auf und wartete darauf, dass Kaia irgendwo wiederauftauchte.
Fehlanzeige.
Langsam stieg Blake vom Hocker, setzte sich darauf und lehnte sich an die Wand.
Hatte er gerade einen furchtbar dummen Fehler begangen?
Welchen Grund hatte Kaia, zu ihm zurückzukommen? Glaubte er im Ernst, er wäre ein dermaßen heißer Liebhaber, dass er damit wiedergutmachte, Kaia ins Gefängnis gebracht zu haben?
Ich schätze, du wirst mir niemals ganz vertrauen, oder?
Und der schnelle Abschiedskuss. Blake wurde übel. Er wollte ihr vertrauen. Er wollte wettmachen, dass er ihr damals nicht geglaubt hatte. Doch bedeutete das automatisch, dass er ihr jetzt glauben konnte?
Einzubrechen war viel schwieriger als auszubrechen. Aber nicht unmöglich.
Kaia löste das Fensterglas aus dem Rahmen und ließ es vorsichtig so tief wie möglich in den Raum hinab, bevor sie es aus der Hand gleiten ließ. Es fiel weich und zerbrach nicht.
Sekunden später stand Kaia im Gästebad im ersten Stock. Zum Glück war es leer. Sie öffnete die Tür zum Flur und trat mit einer dramatischen Verbeugung in den Flur, aber Blake stand nicht hinter der Sperre.
Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so schnell war. Sie wartete einen Moment, bevor sie in die entgegengesetzte Richtung zur Empore ging und über das Geländer lugte. Bei Kerzenlicht saßen einige Gäste auf Stühlen und plauderten, während andere
Weitere Kostenlose Bücher