Tiffany Extra Band 03
hörte sie es und erstarrte mitten in der Bewegung.
Ein Stöhnen.
Sie wirbelte herum.
Mark schlief nicht. Er war nicht einmal in seinem Bett. Er saß in einem Sessel neben dem Fenster, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Zwischen seinen gespreizten Beinen kniete eine Frau, von der Rainey nur den Rü cken sehen konnte, und diese Frau – o Gott.
Vielleicht hatte Mark gehört, wie Raineys Herz in tausend Scherben zersprang. Er öffnete die Augen und erblickte Rainey, die noch immer wie angewurzelt an der Tür stand. Er sprang so plötzlich auf, dass sein Date fast umgerissen wurde.
„Rainey!“ Was zur Hölle –“
Rainey wirbelte herum. Weg hier, nur weg. Im dämmrigen Licht der Wohnung stieß sie gegen die Tür, doch das konnte sie nicht aufhalten. Auch nicht die hohen High Heels, in denen sie nicht laufen konnte.
„Rainey!“
Sie hörte Schritte hinter sich und wusste, dass Mark ihr folgte. Doch sie wollte ihn nicht sehen. Auf keinen Fall! Sie riss die Schuhe von den Füßen, rannte barfuß den Flur hinunter und hinaus auf die Straße. Der Schmerz in ihrem Herzen nahm ihr den Atem.
Sie war so dumm gewesen! Wie hatte sie nur glauben können, Mark würde ihre Gefühle erwidern?
Rainey schrak hoch und rang nach Atem. Erst nach einigen Sekunden merkte sie, dass sie zu Hause in ihrem Bett lag. Dass alles nur ein Traum gewesen war. Vierzehn Jahre war es her, und doch erinnerte sie sich an jedes Detail. Vor allem an das, was danach passiert war. Doch sie würde nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt. Und nicht später. Niemals.
Am Nachmittag hatte sie den Traum und Mark fast wieder vergessen. Beim Konditionslaufen mit den Jugendlichen tauchte Sharee mit einem neuen blauen Fleck am Kinn auf und behauptete, sie sei gegen eine Tür gelaufen.
Rainey seufzte. Sie würde Martin gern helfen, selbst mal gegen eine Tür zu laufen. Aber dafür macht er ihr zu viel Angst.
„Du weißt doch wo ich wohne, oder? Das nächste Mal, wenn deine Mutter arbeitet, übernachtest du bei mir.“
„Warum?“
„Um nicht gegen noch mehr Türen zu laufen. Wir gucken einen Film und futtern ungesunden Mist. Das wird die beste Verabredung, die ich seit Langem hatte.“
„Wie oft gehst du aus?“, fragte Sharee.
Die ehrliche Antwort war „eigentlich nie“. Aber das war auch die peinliche Antwort. „Manchmal.“
Sie fingen wieder an zu laufen. Nach einer Runde vibrierte Raineys Handy mit einer Nachricht von Rick: Die Hilfe fürs Sommertraining ist unterwegs. Zwei Mammoths-Spieler und ihr Trainer. Den kennst du ja. Mach was draus. Du hast das Sagen.
Sie würde Rick später erwürgen müssen. Fürs Erste blies sie kräftig in ihre Pfeife. „Zwei Runden noch, dann spielen wir.“ Dann begann sie ihr Stretching, um sich abzukühlen. Sie hatte ein paar Hobbysportler aus der Gegend erwartet, aber nein, es mussten ja Profisportler sein.
Und das Einzige, woran sie denken konnte, war, dass Mark drei weitere Wochen in ihrer Nähe bleiben würde.
Einundzwanzig volle Tage.
Rainey ließ sich auf den Rasen sinken, legte die Hände hinter den Kopf und starrte in den Himmel. Langsam beruhigte sich ihr vom Laufen schnell schlagendes Herz. Sie blickte den weißen Wattewolken nach, die über den Himmel zogen, bis sich plötzlich ein Gesicht in ihr Blickfeld schob.
„Mark?“ Rainey blinzelte.
Mark zauberte ein unwiderstehliches Lächeln hervor.
„Ich hab gehört, du brauchst mich“, sagte er. „Sogar dringend.“
Mit einundzwanzig hatte Mark kein Gramm Fett am Leib gehabt. Nichts als Muskeln und Charme war er gewesen. Mit vierunddreißig, das erkannte Rainey jetzt, hatte er von beidem noch mehr. Um ehrlich zu sein: Die einzige Art, wie er noch leckerer werden konnte, war, ihn in Schokolade zu tauchen.
Er hielt ihr seine Hand hin und zog sie hoch.
Rasch klopfte sie sich das Gras vom Rücken und der Hose. Ihr war schmerzlich bewusst, dass sie schon wieder furchtbar aussah, und er … er nicht. Er hatte perfekt gebräunte Haut und dunkle Augen, hinter denen sich mehr Geheimnisse verbargen als in den Archiven der CIA. Er hatte prägnante Wangenknochen und Lippen, die ihr die Knie weich werden ließen. Besonders wenn sich dieses strahlende Lächeln darauf fand. Aber noch mehr als sein Gesicht faszinierten sie seine Leidenschaft, seine Beharrlichkeit, seine Stärke und seine Intelligenz. Und nun würde sie zum ersten Mal seine Trainerfähigkeiten genießen können.
„Wir sind mitten im Lauftraining“, sagte
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