Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
wiedererkannt – ob nackt oder nicht. Er war Mimi bereits am Tag zuvor begegnet, doch sie hatten sich nur kurz gegrüßt. Eigentlich hatte er viel mehr sagen wollen, schaffte es jedoch nicht.
Nach der Party am Freitagabend hatte er unbedingt wissen wollen, wie sie sich entscheiden würde. Also saß er mit gespitzten Ohren im Wohnzimmer und lauschte. Irgendwann kam sie ins Haus und er hörte, dass sie im Flur mit einem Mann redete. Anschließend fiel die Haustür nicht noch einmal ins Schloss. Das bedeutete, dass ihr Freund bei ihr geblieben war. Also hatte sie ihren potenziellen Liebhaber tatsächlich eingeladen, die Nacht mit ihr zu verbringen. Diese Tatsache bekräftigte ihn in der Entscheidung, sich von seiner schönen Nachbarin fernzuhalten.
Jetzt jedoch, da sie fahrlässig auf eine ungesicherte Leiter gestiegen war, hatte er keine Wahl. „Wie geht’s, Nachbarin?“
„Xander? Was tust du da?“
„Ohne dass jemand die Leiter sichert, solltest du nicht so weit hinaufsteigen.“
„Ich weiß“, sagte sie verlegen. „Ich wollte mir nur einige frische Magnolienblüten holen. Das sind meine Lieblingsblumen. Sie duften so gut. Die Blüten unten haben wir alle für die Party abgepflückt.“
„In Ordnung. Ich halte die Leiter fest, bis du fertig bist.“
„Danke.“
Xander beobachtete sie durch die dichten Blätter und Zweige hindurch. Er sagte sich, er wolle nur sichergehen, dass sie nicht ausrutschte, musterte aber verstohlen jeden Zentimeter ihrer langen Beine.
„Oh nein!“
„Was ist?“
„Ein Bienennest.“ Sie stöhnte.
„Keine Panik. Komm einfach herunter.“
Sie rührte sich nicht.
„Mimi, komm schon. Wenn du die Bienen nicht aufscheuchst, lassen sie dich in Ruhe.“
„Ich bin allergisch. Ich bekomme einen allergischen Schock, wenn ich gestochen werde, und habe kein Epinephrin bei mir.“
„Es passiert dir nichts, glaub mir“, sagte er ruhig, obwohl er total unter Anspannung geriet, als ihm klar wurde, wie gefährlich die Situation für sie war. „Setz einen Fuß auf die nächste Sprosse unter dir. Du kannst es.“ Er wäre gern zu ihr hinaufgestiegen, doch auf keinen Fall wollte er riskieren, dass sie beide den Halt auf der ungesicherten Leiter verloren. „Mach einen Schritt nach dem anderen, bis du bei mir bist.“
Zitterig setzte Mimi erst einen Fuß und dann den anderen auf die Sprosse unter ihr. Auf diese Weise bewältigte sie auch die folgende Sprosse.
„Richtig. Schön langsam.“ Xander sah, wie sie nickte und die nächste Sprosse herunterstieg. Plötzlich flog surrend eine Libelle an ihrem Kopf vorbei. Er konnte sich gut vorstellen, dass Mimi in ihrer Angst eine riesige Biene zu sehen glaubte.
„Nein!“, schrie sie und versuchte, das Insekt mit einer Hand zu verscheuchen.
„Lass die Leiter nicht los …“
Zu spät. Mimi verlor den Halt und griff vergeblich nach dem Holm. Kreischend fiel sie ihm entgegen.
Xander reagierte instinktiv. Er ließ die Leiter los, trat zurück und breitete die Arme aus. Sobald er Mimi aufgefangen hatte, rannte er los, denn der Bienenschwarm folgte ihr. Die kippende Leiter hatte ihr Nest zerstört. Er schirmte Mimi mit seinem Körper ab, lief um die Garage herum und ging dort in Deckung. Die aufgebrachten Bienen flogen geradeaus weiter zur Straße.
Sie rangen beide heftig nach Luft. Die ganze Aktion war wahrscheinlich in weniger als sechzig Sekunden abgelaufen, aber ihm war es viel länger vorgekommen. Er setzte Mimi nicht ab, sondern hielt sie weiter im Arm. Er konnte nicht aufhören sich auszumalen, was alles hätte passieren können und was ihr vielleicht zugestoßen wäre, wenn er nicht eingegriffen hätte. Und all das wegen ein paar Blumen, die sie noch immer an ihre Brust drückte.
Mimis Gesicht war gerötet und ihr Haar zerzaust. Sie hatte einen Kratzer auf der rechten Wange, ihre Lippen waren leicht geöffnet und bebten.
Sie sah ihn an und schluckte. „Du hast mich gerettet“, flüsterte sie schließlich.
Als ihre Blicke sich trafen, loderte dasselbe Feuer zwischen ihnen auf wie am Freitagabend. Diesmal war es sogar noch stärker. Ihre vollen Lippen waren seinem Mund sehr nah. Xander geriet in Versuchung, sie leidenschaftlich zu küssen. Letztendlich unterdrückte er den Impuls jedoch, denn er erinnerte sich an ihren Freund, mit dem sie offenbar geschlafen hatte. „Ja. Ich habe dich vor einer bösen Libelle gerettet.“
„Das war eine Libelle?“
„Es hat jedenfalls ganz danach ausgesehen.“ Er setzte sie ab. Als
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