Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
herumtreibt.“
„Sie kümmert sich um die Kostüme für die Shakespeare-Aufführung im Park.“
„Fred Phelps braucht kein Kostüm, um wie ein Esel auszusehen. Ich habe einmal mit dem Heini Golf gespielt!“
„Du musst wirklich damit aufhören.“
Er hob eine Hand, um sie zu stoppen. „Ich gehe auch ins Bett. Schlaf gut.“
„Leider bin ich dafür zu aufgedreht.“ Sie betraten den breiten Flur im Parterre, der zwischen ihrem und Xanders Apartment lag. Mimi war nervös und gereizt. Vermutlich würde sie noch lange wach liegen, weil ihr Weissagungen, Kleiderschränke, Tangas und groß gewachsene, breitschultrige Männer mit nacktem Oberkörper im Kopf herumspukten.
„Da habe ich genau das Richtige für dich.“ Obi-Wan holte einen Beutel aus der Tasche seines voluminösen Hemds. „Meinen Spezialtee.“
Mimi musterte die Tüte mit den losen Teeblättern unschlüssig. „Oh, ich weiß nicht.“
„Das ist nichts Verbotenes, versprochen“, versicherte er ihr. „Nur einige Kräuter und Gewürze. Damit schläfst du wie ein Baby und hast angenehme Träume.“
„Ich träume selten.“
Er grinste. „Dein Glückskeks hat da was ganz anderes gesagt.“
„Erinnere mich bloß nicht daran.“ Es war ihr peinlich gewesen, die Weissagungen vorzulesen. Wegen des albernen Textes war der Eindruck entstanden, als ginge es ihr nur um den Mann ihrer Träume, dabei hatte sie einen stressigen Job, Probleme mit ihrem Vater und musste Vorbereitungen für die Hochzeit ihrer Freunde treffen. Ihr Traummann war das Letzte, worüber sie sich den Kopf zerbrach.
Sex? Nun, daran dachte sie schon, aber in den Weissagungen war es nicht nur darum gegangen, sondern genauso um Liebe und Romantik – zumindest hatten alle die Sprüche so interpretiert. Auch dafür hatte sie keine Zeit. Deshalb schien ihr Verhältnis zu Dimitri so ideal zu sein. Sie könnte Sex und vielleicht sogar eine Beziehung bekommen, ohne sich mit dem anderen Zeug herumzuschlagen – oder mit Liebeskummer. Warum konnte sie also nicht aufhören, an ihren neuen Nachbarn zu denken? Gute Frage.
„Ich schwöre, dass der Tee dich entspannt. Und morgen früh wachst du mit einem klaren Kopf und voller Energie auf.“ Obi-Wan drückte ihr den Beutel in die Hand, wünschte ihr eine gute Nacht und stieg die Treppe hinauf.
Mimi warf einen letzten langen Blick auf die Eingangstür des Apartments gegenüber und ging in ihre Wohnung. Als sie den Stringtanga auf dem Boden ihres Schlafzimmers liegen sah, seufzte sie und zog ihr Kleid aus. Darunter trug sie Unterwäsche – einfache weiße Satindessous.
Im Bett drehte sie sich schlaflos von einer Seite auf die andere. Obwohl sie nicht vorgehabt hatte, Obi-Wans Spezialtee zu trinken, stand sie wieder auf und brühte sich eine Tasse davon auf. Er duftete nach Zimt, Muskatnuss, Orange und anderen Gewürzen. Das wirkte unschuldig genug und plötzlich wollte sie ihn kosten. „Okay, Obi-Wan, ich vertraue dir“, sagte sie, um sich Mut zuzusprechen. „Aber wenn irgendein verrücktes Kraut darin ist, bekommst du Probleme.“
Der Tee schmeckte himmlisch. Sie genoss jeden Schluck und ging mit der Tasse zurück ins Schlafzimmer. Die Aromen belebten ihre Geschmacksknospen und sie fühlte sich hellwach. Ihre Sinne waren so geschärft, dass sie sogar den schwachen Männerduft wahrzunehmen glaubte, den Xander hinterlassen hatte. Oh, das ist wirklich köstlich.
Allmählich erfasste Mattigkeit sie. Sie entspannte sich, legte sich ins Bett und trank den letzten Schluck Tee. Ihre Lippen und ihre Zunge kribbelten, ihr wurde wohlig warm und sie schlief ein und träumte …
Im Traum war es frühmorgens. Der Himmel strahlte blau, und die Luft stach kalt in ihre Lunge. Mimi konnte nicht sagen, wo sie sich aufhielt, aber sie bezweifelte, dass sie in Georgia war. Die Farben in der Natur leuchteten. Alles wirkte so lebendig. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.
Barfuß ging sie über einen mit Tau benetzten Rasen. Ganz in der Nähe lockte ein einladendes Gebäude – ein Palast mit hohen Ecktürmen, Bogenfenstern, Giebeln und Kuppeln. Das oberste Stockwerk war in Nebelschwaden gehüllt. Es sah fast aus wie ein Märchenschloss und versprach Reichtum und Sicherheit.
„Komm zurück!“, erklang von drinnen eine strenge Stimme.
Mimi zögerte. Sie wusste, dass Gehorsam von ihr erwartet wurde, trotzdem kehrte sie nicht um, sondern ging weiter. Der dunkle Wald direkt hinter dem gepflegten Rasen vor dem Schloss zog sie unwiderstehlich an.
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