Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
etwas zu beweisen. Soll ich raten, zu welcher Kategorie du gehörst?“
„Sobald ich siebzehn Jahre alt war, fing ich als Kassiererin in einem der Lebensmittelgeschäfte an. Ich habe Kuchen gebacken, hinter der Fleischtheke gestanden und die Regale aufgefüllt.“
„Also hast du dich im wahrsten Sinne des Wortes nach oben gearbeitet.“
Mimi sah in den Himmel hinauf. Allmählich ging die Sonne unter. „Ich will nichts, was ich mir nicht verdient habe, und war immer entschlossen, meinem Vater zu beweisen, dass ich nicht nur eine nutzlose Tochter bin.“
Der Schmerz in ihrer weichen, schönen Stimme war unüberhörbar. „Probleme mit Daddy?“
„Seine Anerkennung brauche ich nicht, mich interessiert nur sein Job, wenn er in den Ruhestand geht.“
Offensichtlich befürchtete sie, dass sie ihn nicht bekommen könnte.
„Vermutlich entspricht das nicht ganz der Wahrheit“, räumte Mimi ein. „Ich will seine Anerkennung – oder zumindest will ich, dass er annimmt, ich wäre darauf aus. Ihm widerstrebt die Vorstellung, einer Frau die Leitung des von seinem Großvater gegründeten Unternehmens zu übergeben. Des Unternehmens, das er fast im Alleingang vor zehn Jahren vor dem Bankrott bewahrt hat.“ Sie schnaubte. „Ich habe einen Magister in Betriebswirtschaft, aber ich bin nun mal kein Mann.“
Zum Glück. „Du hast keine Geschwister.“
„Ich habe Cousins.“
Xander kam es verrückt vor, dass ein Vater einen Neffen der eigenen Tochter nur wegen des Geschlechts vorziehen könnte – selbst wenn die gleichen beruflichen Qualifikationen vorlägen. Mimi schien es einzig und allein um den Job zu gehen, doch er konnte sich vorstellen, dass es für sie als Kind und Jugendliche nicht einfach gewesen war, in den Augen eines Elternteils nicht vollwertig zu sein. Vor allem wegen der Krankheit seiner Mutter war seine Erziehung mit manchen Kämpfen verbunden gewesen, doch seine Eltern hatten ihn immer wissen lassen, dass sie ihn liebten.
„Meine Cousins sind nicht einmal am Unternehmen interessiert. Einer ist Anwalt, einer Pilot und ein anderer Musiker.“
„Da du diesen Job so sehr willst, muss er dir ordentlich was bedeuten.“
Mimi dachte einen Moment darüber nach. „Nein, nicht wirklich. Verkauf und Marketing liegen mir, aber wenn ich ehrlich bin – ich würde lieber andere Dinge als Aufschnitt und Donuts an die Kunden bringen.“
Xander lachte. „Warum bist du dann so wild entschlossen, in der Lebensmittelbranche zu bleiben?“
„Vermutlich bin ich einfach der Typ, der es absolut nicht mag, wenn man ihm sagt, dass er etwas nicht tun kann. Seit meiner Kindheit zu hören, dass ein Mann das Unternehmen leiten muss, ist ein rotes Tuch für mich.“
„Nimm es mir nicht übel, dass ich das jetzt sage, aber dein Dad scheint ein ziemlicher Sexist zu sein.“
Mimi lachte leise. „Er ist altmodisch und stur, doch sonst ist er in Ordnung. Ich habe es ihm nicht gerade leicht gemacht. Er wollte, dass ich als kleines Mädchen Tanzstunden nehme – ich bestand auf Karate. Er hoffte, dass ich mich in der Schule für Musik interessierte – ich entschied mich für Jungs. Er wollte, dass ich auf die Georgia State University gehe und ich bin nach Maryland zu den Yankees in den wilden Norden gegangen.“
„Was immer Daddy auch gesagt hat, du hast das Gegenteil getan.“
„Ja, in der Vergangenheit, aber ich habe viel über mich nachgedacht. Vermutlich habe ich deshalb angefangen, mich mit Dimitri zu verabreden, um meinem Vater ein Friedensangebot zu machen und zur Abwechslung einmal das zu tun, was er will, und um dafür zu sorgen, dass er annimmt, ich sähe die Dinge wie er. Er findet, Dimitri ist perfekt für mich.“
Xander erstarrte, als sie den Namen ihres Liebhabers aussprach. „Dann gibt Daddy also seinen Segen, was deinen Freund angeht?“
„Er ist nicht mein Freund“, widersprach Mimi sofort.
„Dein Lover?“
Sie zögerte, bevor sie zugab: „Nein, auch das nicht.“
„Ich dachte … Ich habe Freitagnacht nach der Party Stimmen im Flur gehört.“
Sie senkte den Blick. „Das war Obi-Wan. Dimitri war schon lange nach Hause gegangen.“
„Also hast du nicht …“
„Nein, haben wir nicht. Allerdings geht dich das nichts an.“
Natürlich nicht, das änderte aber nichts daran, dass er am liebsten laut gejubelt hätte. „Verstanden.“ Sie schauten sich einen Moment an. Er vermutete, dass Mimi ihm ansah, wie erleichtert er war. Könnte mehr aus ihnen werden als Nachbarn, die ein
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