Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
ihrer jugendlichen Qualen diese selbst endlich hinter sich lassen könnte.
Aber auch heute noch, nach so langer Zeit, war jeder Gedanke an Winnehawkee mit Erinnerungen an Adam verbunden. Julia kicherte leise. Mann, sie hatte sich damals echt pausenlos zum Trottel gemacht. Sie hatte sich so angestrengt, ihm aus dem Weg zu gehen, so zu tun, als würde er ihr nichts bedeuten. Und wann immer sie seine Aufmerksamkeit doch irgendwie auf sich ziehen konnte, schaffte sie es, sich total zu blamieren.
Einmal hatte sie sich zum Beispiel ihr Bikini-Oberteil mit Klopapier ausgestopft, nur um direkt ins Wasser geschubst zu werden und ihre neuerworbenen Brüste davontreiben zu sehen. Ein anderes Mal hatte sie ihm zum Geburtstag eine kunstvolle Torte gebacken – und war dann auf dem Weg zu seiner Hütte über eine Baumwurzel gestolpert, sodass sich der gesamte lila Zuckerguss über ihr T-Shirt verteilte.
Der Gipfel der Peinlichkeiten war für sie in dem Moment erreicht, als sie endlich all ihren Mut zusammengenommen hatte und Adam ihre Liebe in einem Brief gestand, den sie auf seinem Kopfkissen hinterlegte. Kurz darauf fand sie heraus, dass Adam zwischenzeitlich mit einem anderen Jungen die Betten getauscht hatte – Dougie O’Neill wich Julia den restlichen Sommer nicht mehr von der Seite und versuchte unablässig, sie zu küssen. Er war überzeugt davon, dass der Brief an ihn gerichtet gewesen sein musste.
Als Camp-Gruppenleiter hatten Adam und sie viel miteinander gearbeitet, sie war ihm gegenüber jedoch immer distanziert geblieben und hatte ihn wie einen Kumpel behandelt. Es war für sie eine der schwersten Herausforderungen ihres Lebens gewesen, ihre Gefühle für sich zu behalten, während er zugleich fast alle anderen weiblichen Gruppenleiter um den Finger wickelte. Aber dieses Verhalten schützte sie wenigstens vor weiteren Erniedrigungen.
Julia seufzte. Inzwischen war sie zum Glück etwas erfolgreicher im Umgang mit Männern. Aber noch immer hatte keine ihrer realen Beziehung sie wirklich erfüllen können. Kein Mann konnte Julias Erwartungen erfüllen – zumindest kein Mann, den sie so kennenlernte.
Den Grund für ihre Unsicherheiten und die daraus resultierenden Enttäuschungen führte Julia einerseits auf die Scheidung ihrer Eltern zurück. Andererseits redete sie sich ein, dass ihr der Richtige einfach noch nicht begegnet war. Ihren Traumprinzen würde sie sofort erkennen, alle Schwierigkeiten würden sich in Luft auflösen und sie endlich die wahre Liebe finden.
Während sie weiterfuhr, kreisten ihre Gedanken um all die Erinnerungen aus den Camp-Jahren. Es waren so viele gute dabei und selbst durch die schlechteren Zeiten hatten sie ihre Träume von Adam Sutherland getragen. Ob das Tagebuch wohl noch in dem Versteck lag? Es könnte ihr vielleicht dabei helfen, den Gründen für ihr noch immer miserables Liebesleben auf die Spur zu kommen.
Nachdem sie ihr Kunststudium abgeschlossen hatte, war sie durch Zufall an einen Job als Kuchendekorateurin in einer der angesehensten Patisserien von Chicago geraten. Ein paar Jahre später hatte sie sich dann mit ihrer eigenen Konditorei selbständig gemacht und war inzwischen eine erfolgreiche Spezialistin für Hochzeitstorten. In zwei Monaten wollte sie nun das Abenteuer ihres Lebens beginnen und nach Paris ziehen, um dort bei einem ihrer ehemaligen Mentoren ihr Handwerk zu perfektionieren.
Jean-Paul war erst ihr Lehrer gewesen, dann ein Freund und nach der Ausbildung auch ihr Liebhaber. Doch obwohl sie ihre Leidenschaft fürs Backen miteinander teilten, konnten sie diese Gefühle nie ins Bett übertragen.
Ehrlich gesagt hatte noch kein Mann ihren Wünschen und Sehnsüchten im Bett entsprechen können. Sex empfand sie als angenehm, ja, aber wo blieb die rasende Ekstase, die überwältigende Anziehung, die ultimative Befreiung durch Sex? Sie sehnte sich danach, gleichermaßen von Leidenschaft und Liebe einfach hinweggerissen zu werden, so etwas hatte sie noch nie erlebt.
In Paris würde sie vielleicht einen sexy Franzosen kennenlernen und mit ihm eine heiße Affäre beginnen – bisher war ihr allerdings im Hochzeitsbusiness noch nie ein diesbezüglich wirklich qualifizierter Mann begegnet. Sie war mehr als bereit dazu, einfach alle Vorsicht in den Wind zu schießen, sich fallen zu lassen und all die Missgeschicke ihrer Vergangenheit hinter sich zu lassen. Nur einmal wollte sie nicht über die Liebe nachdenken, sondern sich einfach der totalen Lust hingeben. Und
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