Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
jeden bei dem Versuch, sich nachts aus den Hütten zu schleichen.
Hier in Winnehawkee hatte Adam einige der wichtigsten Erfahrungen seiner Jugend gemacht – der erste Kuss, die erste Zigarette, die ersten sexuellen Abenteuer; seine Jungfräulichkeit hatte er mitten im Wald an ein etwas älteres Mädchen aus einem Nachbarort verloren. Winnehawkee wurde damals als besonders gesundheitsförderlich und erholsam gerühmt, Adam verband mit dem Camp jedoch viel mehr: Hier konnte er wenigstens für die Zeit der Sommerferien den beengenden Verhältnissen in seiner Familie und den Erwartungen seiner Eltern entkommen und das Leben einfach nur genießen.
Wie viele andere Kinder im Camp kam auch er aus besseren Verhältnissen – sein Vater war Geschäftsführer einer Kapitalbeteiligungsgesellschaft und seine Mutter war eine Tochter aus gutem Hause. Adam hatte eine exklusive Privatschule in einem reichen Vorort Chicagos besucht und wurde seit seiner Geburt darauf vorbereitet, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und die Firma irgendwann zu übernehmen.
Nach dem College wollte Adam eigentlich seinen eigenen Weg gehen. Der Druck, den seine Familie auf ihn ausübte, war jedoch stärker und so begann er, für seinen Vater zu arbeiten. Vater und Sohn kamen sich dabei allerdings nicht näher, die Distanz zwischen ihnen wurde vielmehr immer größer. Adam war inzwischen von dem blinden Profitstreben der Firma so frustriert, dass die Beziehung zu seinem Vater so gut wie am Ende war.
Mason und Kate machten es richtig. Sie wollten Winnehawkee von dem ehemaligen Sommer-Resort für verwöhnte Kinder aus Chicagos besseren Vororten zu einem Ort machen, an dem benachteiligte Kinder Hilfe finden sollen. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da träumte auch Adam davon, mit seinem Leben etwas von Bedeutung zu tun. Dieser Traum war mit der Zeit jedoch längst von all den Familienerwartungen und – verpflichtungen, denen er nachzukommen versuchte, verschüttet worden.
In letzter Zeit hatte er angefangen, immer häufiger über eine Auszeit nachzudenken. Sein Plan war es nun, Mason dabei zu helfen, das Camp finanziell in trockene Tücher zu bringen, und sich dann um sich selbst zu kümmern und eine Aufgabe für sich zu finden, die sich nicht um Geld und Statussymbole drehte. Seine Ideen waren zwar noch nicht sehr konkret, aber er war bereit für eine massive Veränderung.
Er hatte genug Geld angelegt, um für ein paar Jahre bequem davon leben zu können. Verdammt, er könnte alle seine Wertpapiere Mason und Kate überschreiben und immer noch einen Weg finden, selbst gut zurechtzukommen. Das Leben drehte sich doch nicht nur um Gewinn- und Verlustrechnungen, Kapitalanlagenerträge und Risikoabschätzungen. Da musste noch mehr sein.
Winnehawkee war für ihn ein Zufluchtsort gewesen, hier hatte er den nötigen Raum gefunden, um als Teenager seine Persönlichkeit zu entfalten. Es war an der Zeit, sich dafür zu revanchieren. Was war aus dem idealistischen jungen Mann geworden, der er einst war? Er hatte sich familiären Verpflichtungen gebeugt und sich dabei nach und nach an die Bequemlichkeiten, die sein hohes Einkommen mit sich brachten, gewöhnt. Er war dabei, genau wie sein Vater zu werden.
Adam parkte direkt neben einem Subaru und fragte sich, wer wohl noch alles gekommen war. Obwohl es sich bei den Winnehawkee-Hütten um alles andere als Luxusappartements handelte, freute Adam sich sehr darauf, für eine Woche in seine Jugend zurückzukehren. Um den See herum gab es wunderschöne Wanderwege zu entdecken, der See lud zum Kanufahren und Schwimmengehen ein und nachts am Ufer konnte man riesige Lagerfeuer machen.
Vorsichtshalber hatte er sein Zelt und seinen Schlafsack mitgebracht, er konnte jedoch sehen, dass an einer der alten Schlafhütten das Licht an der Tür brannte. Mason hatte erwähnt, dass er noch ein paar andere Leute gebeten hatte, ihm beim Aufbau des Camps zu helfen. Sich mit den anderen einfach eine Hütte zu teilen kam Adam sehr viel unkomplizierter vor, als jetzt noch sein Zelt aufzubauen. Also schnappte er sich seinen Schlafsack und stieg den Hügel zur beleuchteten Hütte hoch. Er brauchte nur eine Mütze voll Schlaf, um direkt am nächsten Morgen tatkräftig mit anpacken zu können.
Die Tür knarrte, als er sie öffnete, und er versuchte im schummrigen Licht der Verandalampe einen Blick ins Innere der Hütte zu werfen. Er stellte seine Tasche ab und setzte sich auf das Ende eines der Stockbetten. Früher war ihm nie
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