Tiffany Hot & Sexy Band 26
Verrottungsstadium befand und entsprechend roch. „Und das symbolisiert …“
Renata spähte in ihren Ausstellungsführer. „Es symbolisiert den aussichtslosen Kampf von Kleinbauern gegen die Unterjochung der Agrarindustrie.“
„Aha.“ Er wollte kein Spielverderber sein, also inspizierte er diesen Komposthaufen interessiert von allen Seiten.
„Gehen wir weiter.“ Renate hakte ihn unter und zog ihn zum nächsten Ausstellungsstück. Super. Ein Knäuel rostigen Stacheldrahts. In diesem Moment blieb Renata mit dem Absatz in der rauen Oberfläche des Zementbodens hängen, sodass Giorgio sie stützen musste.
„Immer schön vorsichtig. Sonst brauchen Sie heute noch eine Tetanusspritze.“ Er schenkte ihr ein charmantes Lächeln, und für den Augenblick vergaß sie, dass er ein waschechter Fürst aus dem fernen Italien war und sein Anzug vermutlich mehr gekostet hatte, als sie im ganzen Jahr verdiente. Nein, wenn er sie so anlächelte, war er einfach nur Mr Supersexy, dem sie am liebsten auf der Stelle seinen teuren Anzug vom Leib gerissen hätte. Ihr Atem beschleunigte sich, und sie spürte, wie ihre Brüste sich gegen das Spitzenbustier drückten, das sie unter ihrer Bluse trug.
Ihm schien ihre Reaktion nicht entgangen zu sein, denn sein Griff verstärkte sich. „Vermutlich symbolisiert dieses Kunstwerk die Wirrungen des täglichen Lebens?“
„Nein, es steht für die Flüchtlingsmisere.“
Giorgio nickte verständnisvoll. „Ah ja. Stefania ist Schirmherrin einer Stiftung für Frauen und Kinder aus Flüchtlingsfamilien.“
„So viel Verantwortung in ihrem Alter?“ Tatsächlich war Stefania nicht viel jünger als sie.
„Sie macht das bereits seit ihrem dreizehnten Lebensjahr.“ In seiner Stimme schwang unverhohlene Bewunderung mit. „Wissen Sie, sie war schon immer total interessiert an allem, was mit Politik zu tun hat. So ist es nur natürlich, dass sie jetzt Politikwissenschaften studiert. Was recht praktisch ist, denn sie hat immer den einen oder anderen strategischen Tipp für ihren überforderten Bruder parat.“
Gemeinsam studierten sie das nächste Exponat: eine Videoinstallation mit verschwommenen Fratzen und lauter statischer Musik im Hintergrund. Giorgio begutachtete es mit demselben höflichen Interesse wie die anderen Ausstellungsstücke. Alle Achtung, er kann sich wirklich benehmen, dachte Renata.
Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und raunte ihm ins Ohr: „Wie scheußlich … haben Sie etwas dagegen, wenn wir jetzt gehen?“
„Amüsieren Sie sich denn nicht?“ Er zwinkerte ihr vergnügt zu.
„Oh, wenn ich mich amüsiere, werden Sie das schon mitkriegen“, versicherte sie ihm.
„Ach ja?“ Giorgio drehte leicht den Kopf, sodass ihre Gesichter sich fast berührten. Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Bestimmt würde er sie jetzt küssen … Nein, doch nicht. Wahrscheinlich verstieß eine solche Zurschaustellung von Gefühlen in der Öffentlichkeit gegen die Etikette von Vinciguerra. „Ich rufe Paolo an, damit er uns abholt“, sagte er.
„Nein, nicht“, protestierte sie hastig. Es versprach ein aufregender Nachmittag zu werden, da wollte sie nicht durch einen Dritten gestört werden. „Heute ist ein wunderschöner Tag, gehen wir zu Fuß.“
„Wohin?“
„Überraschung!“ Übermütig zog sie ihn mit sich nach draußen und hielt genüsslich das Gesicht in die Sonne. „Ah, herrlich warm. Das entschädigt für einen langen, düsteren Winter.“
„Ein italienisches Mädchen wie Sie sollte von der Sonne verwöhnt werden.“
Sie berührte ihre Wange. „Lieber nicht, das ist schlecht für den Teint. Meine Verwandten sind alle mit schwarzen Haaren und olivfarbener Haut gesegnet, so wie Sie, aber ich verbrenne immer gleich.“
„Dann passen Sie gut auf, wenn Sie das nächste Mal nach Italien reisen. Sie wissen ja, die Sonne dort hat ordentlich Power.“
„Nächstes Mal? Ich war noch nie in Italien.“
Er blieb stehen und sah sie ungläubig an. „Renata Pavoni war noch nie in Italien? Wie das?“
Lachend zog sie ihn weiter. „Meine Eltern haben fünf Kinder. Irgendwann hat meine Mutter mal ausgerechnet, was eine Flugreise für sieben Personen von New York nach Italien kostet. Ihre schockierten Schreie konnte man damals bis zum nächsten Häuserblock hören.“
Das musste Giorgio erst einmal verdauen. Geldprobleme existierten in seiner Welt nicht. Er nickte bedächtig. „Und aus welcher Gegend von Italien stammt Ihre Familie?“
„Meine Großeltern
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