Tiffany Hot & Sexy Band 26
entsprechen denen eines sechzig Jahre alten Mannes. Eines kranken sechzig Jahre alten Mannes.“
Giorgio überlief es eiskalt. Er war doch erst dreißig – was zum Teufel war da los?
„Gibt es in Ihrer Familie Herzkrankheiten?“
Oh nein, nicht das … „Ja, mein Vater litt darunter.“
„Okay, da sind einige genetische Faktoren bekannt. Der Wert Ihres guten Cholesterins ist niedrig, der schlechte Wert rekordverdächtig hoch, Ihr Körper ist in einem Zustand chronischer Entzündung, der Blutdruck explosiv wie bei einem Dampfkessel, der jeden Moment in die Luft gehen kann.“
Giorgio war schockiert. „Was schlagen Sie vor, was ich tun soll?“
„Ich weiß ja nicht, wie Sie sich Ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber ich empfehle Ihnen dringend, sich eine Auszeit zu nehmen und sich um Ihre Gesundheit zu kümmern. Gehen Sie zu Ihrem Hausarzt, und lassen Sie sich arbeitsunfähig schreiben. Sie haben doch einen Hausarzt?“
„Ja, natürlich, sobald ich wieder zurück zu Hause bin, werde ich ihn aufsuchen.“ Wie hatte er seine Gesundheit nur so sträflich vernachlässigen können … Sein letzter Check-up lag nun schon mehr als drei Jahre zurück.
„Das sollten Sie auf keinen Fall verschieben, haben wir uns verstanden? Ich meine, ich sehe hier jeden Tag junge, scheinbar gesunde Kerle wie Sie auf der Trage hereinrollen – mit plötzlichen Herzbeschwerden. Manchmal rollen sie auf der Bahre wieder hinaus.“
„Ich habe verstanden.“
„Gut. Und achten Sie auf Ihre Ernährung: viel Obst und Gemüse, mageres Fleisch und einen guten Schuss Olivenöl. Wenig Pasta, Brot und Süßigkeiten. Ein oder zwei Gläschen Rotwein am Tag dürfen es auch gern sein, aber keinesfalls mehr. Schließlich wollen Sie nicht auch noch Ihre Leber ruinieren. Noch Fragen?“
Natürlich hatte er Fragen – Millionen von Fragen. Zum Beispiel, warum das Schicksal keine Gnade kannte. Doch diese Frage konnte Dr. Weiss ihm nicht beantworten, das konnte keiner. „Nein, keine Fragen. Ich danke Ihnen.“
Nachdem der Arzt sich verabschiedet hatte, ließ Giorgio sich auf die harte Untersuchungsliege zurücksinken, den Unterarm über die Augen gelegt. Er wollte nicht hier sein, im Krankenhaus. Oh Gott, er hatte ein Damoklesschwert über sich hängen! Was wäre denn, wenn er sich nicht den Magen an diesen blöden Chili-Hotdogs verdorben und in seiner Ignoranz immer so weitergemacht hätte, um dann eines Tages aus heiterem Himmel tot umzufallen?
Was würde aus Stefania werden, falls er nicht mehr war?
Plötzlich spürte er eine schwere Hand auf seiner Schulter. „Signore. Sie werden wieder gesund – das verspreche ich Ihnen.“
„ Grazie, Paolo.“ Die teilnahmsvolle Geste seines Chauffeurs brachte ihn wieder zur Vernunft. Der Fürst von Vinciguerra heulte nicht wie ein kleines Mädchen. Freundlich, aber bestimmt schob er Paolos Hand weg und setzte sich auf. „Wir verschwinden durch die Hintertür. Ich möchte nicht, dass irgendjemand von diesem Zwischenfall erfährt, ganz besonders nicht die Prinzessin.“
Paolo nickte. „Ich fahre den Wagen vor.“
Giorgio tauschte die Krankenhauskluft gegen seine Straßenkleidung und schlüpfte am vereinbarten Treffpunkt zu seinem Chauffeur in die Limousine. „Bitte zurück zum Hotel, Paolo.“
Ja, er würde wieder gesund werden, würde Stevie zum Altar führen, Nichten und Neffen aufwachsen sehen. Nach ihrer einsamen Kindheit wünschte sie sich sehnlichst eine große Familie, das wusste er.
Wenn er jetzt die vergangenen Jahre Revue passieren ließ, wurde ihm seine eigene Einsamkeit erst richtig bewusst. Ein neunzehnjähriger Student, der seine elfjährige Schwester großziehen musste. Um seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden, hatte er seine freie Zeit meist mit ihr verbracht, anstatt sich mit Mädchen zu treffen wie andere junge Männer seines Alters.
Und jetzt? Auch wenn seine Schwester Renata etwas anderes erzählt hatte – es war ein stressiger Job, das kleine Vinciguerra zu regieren. Er horchte in sich hinein. Fühlte er sich einsam?
Die Antwort lautete ganz klar: ja. Außer, wenn er mit Renata zusammen war. Er kannte sie jetzt etwas länger als zwölf Stunden, trotzdem dachte er – abgesehen von seinem plötzlichen Zusammenbruch – ununterbrochen an sie. Ihm gefielen ihre New Yorker Schlagfertigkeit und das Einfühlungsvermögen, das sie im Umgang mit seiner Schwester bewiesen hatte. Ihm gefielen ihre warmen, weichen Lippen, die sich ihm so hingebungsvoll geöffnet hatten,
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