Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
Kopf zur Seite und reckte herausfordernd den Hals. Doch dann schob er den Kopf unter einen Flügel. Erst jetzt drehte Emily sich wieder zu dem gut aussehenden Hundekidnapper um. “Wie gesagt, ich kann Ihren Hund doch aufnehmen.”
Voller Dankbarkeit lächelte er sie an. “Wirklich? Das wäre ganz toll. Danke.” Doch dann wurde er ernster. “Aber sagten Sie nicht, Sie seien ausgebucht? Hat sich daran etwas verändert, während Sie dort unten gehockt haben?”
Schuldbewusst errötete sie. “Ja, das hat es. Doch das braucht Sie nicht zu bekümmern.” Schnell griff sie nach einem Schreibblock und einem Formular und schob es mitsamt einem Stift zu dem verabscheuungswürdigen Fremden hinüber. “Hier. Füllen Sie diese Selbstauskunft aus, und dann können Sie abfliegen. Ich kümmere mich um den Rest.”
Und wie ich das werde! beschloss sie. Sie konnte schon die Schlagzeile der nächsten Wochen sehen. ‘Kluge Tierärztin rettet Hund und überführt Hundekidnapper. Bande von Hundedieben verhaftet. Große Parade zu Ehren unserer heldenhaften Tierärztin. Schöne Ärztin von Hundebesitzern mit Geschenken überhäuft. Unsere Heldin, Dr. Emily Wright, heiratet Mel Gibson.’
Das alles konnte geschehen. Emily rang lächelnd die Hände, während der Hundekidnapper das Formular ausfüllte, ohne irgendeinen Verdacht zu schöpfen. Als sie sicher war, dass er auf den Trick hereinfiel, plante sie weiter. Der Hund musste so schnell wie möglich von diesem Mann fort. Furchtlos griff sie über den Tresen hinweg nach der Box und zog sie zu sich. “In der Zwischenzeit bringe ich … Godzilla schon mal nach hinten und …”
“Nein, tun Sie das nicht!” Urplötzlich ließ der Mann den Stift fallen, um nach der Box zu greifen. Er legte die Hand auf Emilys und hielt sie fest, obwohl Emily daran zog.
“Schon gut, ich werde es nicht tun.” Sie kämpfte gegen ihr wild klopfendes Herz und ihre zitternden Knie an. Sein Griff war eisern, und bestimmt konnte er sie leicht mit einem Ruck über den Tresen ziehen. Emily schluckte und bemühte sich um denselben ruhigen Tonfall, in dem sie immer mit großen aufgeregten Hunden sprach. “Ich lasse ihn genau dort stehen, wo jeder ihn sehen kann. Immer mit der Ruhe. Überhaupt kein Problem.”
Der Mann erwiderte ihren Blick und lockerte den Griff. Da endlich atmete Emily aus, rührte sich jedoch nicht von der Stelle.
“Ich wollte Sie nicht erschrecken. Es ist nur so, dass Godzilla beißt. Er ist leider kein niedlicher und lieber kleiner Hund.”
“Kein Hund ist lieb, wenn er Angst hat.” Das rutschte ihr einfach so raus, und der vermeintliche Tierdieb sah sie auch sofort skeptisch an. Leider konnte Emily nichts tun, solange der Mann sie nicht losließ. “Ich verspreche Ihnen, dass ich mit Godzilla sehr vorsichtig sein werde. Schließlich kenne ich mich mit Tieren aus.” Sie blickte auf ihre Uhr. “Außerdem wird es immer später. Sie wollten doch rechtzeitig zum Flughafen kommen.”
Das gab den Ausschlag. “Sie haben recht.” Er ließ sie los, blickte selbst auf die Uhr und griff wieder nach Formular und Stift. “Ich fülle hier alles aus. Gehen Sie nur, und bringen Sie das Tier zu den Zwingern. Aber ganz im Ernst, passen Sie auf. Dieser Hund ist boshaft.”
“Das sagten Sie bereits.” Emily hielt die Transportbox wie ein Baby im Arm. “Keine Sorge, Godzilla wird sich hier wohlfühlen. Ich bin gleich wieder bei Ihnen. Füllen Sir nur alles aus.”
Ihre Stimme verstummte, als sie in der Nierengegend den Türknauf spürte. Mit einer Hand tastete sie hinter sich herum und bekam endlich die Tür auf. Mit Godzilla zusammen drängte sie sich rückwärts in den Bereich der untergebrachten Tiere. Bei ihrem Anblick fingen natürlich alle Hunde erfreut zu bellen an. Es war Zeit fürs Abendessen. Leider konnte Emily sich jetzt nicht um die anderen Tiere kümmern. Sie schlug atemlos die Tür zu und verriegelte sie.
Erst jetzt sank sie kraftlos zu Boden und blickte starr zu den Tieren. Sie hatte es geschafft! Der Hund und sie waren in Sicherheit. So weit, so gut. Leider konnte sie die Polizei nicht anrufen, weil der Apparat auf Karens Schreibtisch stand. Wie oft hatte Karen schon darum gebeten, einen zweiten Apparat hier aufzustellen?
Emily beschloss, das Tier zunächst im Operationsraum gründlich nach Verletzungen zu untersuchen. Sie schloss wieder die Tür hinter sich und stellte die Box auf den OP-Tisch. Dann beugte sie sich vor und versuchte das winselnde Tier zu beruhigen.
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