Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
“Schon gut, Godzilla. Oder wie immer du auch heißt. Alles wird wieder gut. Du musst mir nur vertrauen.”
Damit hob sie den Riegel vor der Drahttür an und öffnete die Box. Der Hund wich zitternd zurück. Dass irgendjemand dieses kleine Tier dermaßen verängstigt hatte, machte Emily rasend vor Wut. Behutsam streckte sie die Hand hinein und nahm den kleinen Hund mit dem drahtigen Fell und den kurzen Beinen auf den Arm. Um den Hals hing ein Halsband aus blauem Leder, das mit falschen Edelsteinen besetzt war. Leider gab es keine Hundemarke, die Rückschlüsse auf den Besitzer zugelassen hätte. Bestimmt hatte der Verbrecher dort draußen die Marke aus genau diesem Grund auch entfernt. Dieser Mistkerl!
“Na, sieh mal einer an.” Leise redete Emily auf das Tier ein und ließ sich dabei Zeit. Am wichtigsten war jetzt, dass dieses kleine Geschöpf ihr vertraute, bevor sie es untersuchte. Außerdem war es gerade zum Opfer eines Verbrechens geworden und brauchte Trost und Zuspruch. “Was für ein süßer Bursche du bist. Doch wirklich. Du beißt überhaupt nicht, oder? Nein, du bist ein lieber Junge, ein …” Sie unterbrach sich, als sie das Tier an der Bauchseite befühlte. “Moment mal.” Vorsichtig und geschickt drehte sie den Hund in ihren Armen um und sah genau nach. “Aber, Godzilla, du bist ja ein Mädchen.”
Das bewies ihr eindeutig, dass der Mann den Hund gestohlen hatte. Dieser Mistkerl dort draußen hatte sich sogar beim Geschlecht des Tiers geirrt. Emily kraulte Godzilla die spitzen Ohren, während sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Unter ihrer Hand bewegte sich etwas.
“Oh, nein, das ist nicht wahr! Lass mich raten”, murmelte Emily.
Doch das brauchte sie gar nicht. Sie setzte die Hündin auf den OP-Tisch und befühlte ihr den Bauch. Dann hockte sie sich hin, sodass ihr Kopf sich in Augenhöhe der Hündin befand, und verschränkte seufzend die Arme auf der grauen Fläche des Tischs. Sofort leckte das Hündchen ihr die Nase.
“Es wird dich zwar kaum überraschen, Godzilla, aber ich gratuliere dir recht herzlich. Du wirst Mutter.”
3. KAPITEL
Mehr als nur ein Leben stand hier auf dem Spiel. Jetzt hing alles davon ab, dass Emily sich klug verhielt. Beschützend drückte sie die kleine werdende Hundemutter an sich.
Während sie Godzillas struppiges Fell streichelte, flüsterte sie: “In was für einer Sache steckst du da bloß drin, kleines Mädchen? Bist du entführt worden, weil dein Herrchen und dein Frauchen reich sind?” Emily seufzte. “Das ist alles so schrecklich. Ich wünschte, du könntest sprechen, meine Süße. Wie die Hunde in den Disney-Filmen. Kennst du ‘101 Dalmatiner’?”
Wie zur Antwort bellte Godzilla kurz. Emily zuckte zusammen.
“Du hast ja recht. Ich muss mich konzentrieren. Schließlich steht dort draußen ein ungeduldiger Krimineller.” Sie sah sich in ihrem OP-Raum um und hob den Hund hoch. “Du siehst unverletzt aus. Und ich schätze, du bist hier in Sicherheit, während ich wieder zu ihm gehe und mich um ihn kümmere.” Emily wurde klar, dass sie redete, als sei sie die mutigste Frau der Welt. “Jetzt klinge ich schon wie Supergirl. Also los, rein in die Box mit dir.”
Mit leisen beruhigenden Worten steckte Emily Godzilla zurück in die Transportbox. Während sie die Drahttür schloss, sagte sie: “Ich stelle dich zu den Zwingern mit den anderen Tieren. Nur damit du Gesellschaft hast. Keine Angst, die sind alle sehr nett, wenn du sie erst einmal kennengelernt hast.”
Rasch brachte sie die Box zu den Zwingern, und sofort fingen die anderen Hunde wieder zu bellen an. Emily legte einen Finger an die Lippen, um sie zu beruhigen, natürlich vergeblich. In der ersten Reihe mit Käfigen stellte sie die Transportbox ab. Ein alter Schnauzer kam schwanzwedelnd an und steckte die Schnauze durch den Zaun. Emily strich ihm über den Kopf. “Das hier ist Mr Edgar, der ist schon über hundert Hundejahre alt. Hör ihm gut zu, dann wird schon alles gut gehen. Und jetzt wünscht mir Glück.”
Godzilla warf ihr einen Blick zu, als sei sie gerade in eine Schlangengrube geworfen worden.
“Nein, tu das nicht. Sieh mich nicht so an. Ich komme zurück, so schnell ich kann, das verspreche ich.” Emily atmete tief durch und wandte sich der verschlossenen Tür zu. “Na, dann mal los. Ein Schritt nach dem anderen.” Entschlossen öffnete sie die Tür. “Also, Ihr Hund ist jetzt sicher untergebracht. Von Ihnen brauche ich nichts mehr als
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