Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
taub, mein Sohn?”, riss Gramps Stimme ihn aus seinen Gedanken. “Fassen Sie mit an.” In der Dunkelheit wirkte Gramps aufgrund seiner beeindruckenden Statur und der wilden weißen Haare geradezu unheimlich.
“Wir müssen Suzie zum Wagen tragen”, erklärte LuLu entschuldigend. “Dann können Sie uns drei irgendwo absetzen und sind uns für immer los.”
Sein Blick glitt über ihre langen gebräunten Beine, ihr schrulliges Kleid, hinauf zu ihren braunen Augen. Sie hatte eine Art, ihn anzusehen, die ihn völlig durcheinander brachte. Ja, sie war sexy und aufregend. Und die Vorstellung, dass sie für immer aus seinem Leben verschwand, gefiel ihm nicht.
Andererseits redeten die beiden von diesem Felsbrocken aus Marmor, als wäre er ein menschliches Wesen.
Vorsichtig begann Drake zurückzuweichen. “Mein Auto ist nicht dazu gemacht, um … um jemanden … etwas … zu transportieren, das so schwer ist.”
Gramps knurrte. “So viel wiegt sie nun auch wieder nicht.”
Drake griff hinter sich. Die Fliegengittertür musste ganz nah sein. “Haben Sie beide kein Auto? Oder einen Leichenwagen?”
“Warte, Gramps, ich helfe dir.” LuLu ging zu dem Grabstein. Sie warf Drake einen zornigen Blick zu und murmelte: “Nein, wir hatten nie ein Auto. Oder einen Leichenwagen. Gramps und ich haben Fahrräder. Außerdem benutze ich häufig öffentliche Verkehrsmittel.”
Als Gramps und seine Enkelin den Stein packten, sah Drake seine Chance gekommen. Er drehte sich um und wollte aus diesem schlechten Gruselfilm fliehen.
Ein lautes Schniefen hielt ihn zurück.
Ein lautes, trauriges und sehr weibliches Schniefen.
“Drake”, sagte LuLu mit leiser, verängstigter Stimme. “Wir brauchen Ihre Hilfe. Tun Sie uns nur diesen einen Gefallen. Danach werden wir für immer aus Ihrem Leben verschwinden, das verspreche ich.” Irgendwo schrie wieder die Eule, als wollte sie das Versprechen bekräftigen.
Drake spielte unschlüssig mit dem Türknopf.
“Ich verspreche es”, wiederholte sie, und ihre Worte waren kaum ein Flüstern.
Ihre Verzweiflung rührte sein Herz, besonders, weil er durchschaute, dass sie gewohnheitsmäßig auf stark und unabhängig machte. Es musste sie also einige Überwindung kosten, ihn oder sonst wen um Hilfe zu bitten.
“Keine Suzie, kein Babaloo”, fügte Gramps hinzu, offenbar völlig auf seine eigenen Bedürfnisse fixiert.
Drake ließ die Tür los, die mehrmals gegen den Türrahmen schlug. “Also schön.” Er drehte sich wieder zu der Frau um, für die er den Ritter in schimmernder Rüstung spielen würde.
LuLu stand halb im Lichtschein aus der Küche, halb im Schatten. Selbst aus der Entfernung sah Drake die schimmernde Träne in ihrem Auge. Sie ließ die Schultern hängen, als könnte sie die Last nicht länger tragen. Er hatte Hunderte von Schülern in seinen Kursen lange Stunden üben sehen, um Verrat, Schmerz und Kummer darzustellen. Aber LuLu spielte nicht. Ihr Schmerz war echt.
Für einen verrückten Moment empfand er das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten. Sie mochte temperamentvoll und störrisch sein, doch jetzt war sie verletzlich. Dazu hatte sie auch jedes recht. Zwei Gangster verfolgten sie, und er vergeudete hier wertvolle Zeit mit seinem Schweigen.
Daher klatschte er in die Hände. “Also gut, dann lasst uns Suzie zu meinem Wagen tragen und diesen Unsinn hier beenden, bevor wir noch alle einen Grabstein brauchen.”
Stolpernd und schnaufend schleppten die drei den Grabstein zum Auto. Oben drauf lag Gramps Seesack und LuLus Sporttasche. Suzie und die Taschen passten kaum zusammen in den Kofferraum. Gramps versuchte, den Deckel zuzudrücken, was ein knirschendes Geräusch verursachte. Während Drake Gramps und LuLu auf den Beifahrersitz trieb, versuchte er, lieber nicht über das Geräusch nachzudenken, das sich wie ein gebrochenes Scharnier angehört hatte – oder über die bleibende Beule, die Suzie zweifellos in den Kofferraumdeckel drückte.
Er sprang auf den Fahrersitz, warf die Tür zu und drehte den Zündschlüssel um. “Wohin?”
LuLu, die auf dem Schoß ihres Großvaters saß, verzog das Gesicht. “Zu einem der Motels am Strip.”
Die Corvette tuckerte schwerfällig die Straße hinunter. Es ist das verdammte Gewicht, dachte Drake finster. Seine sonst so rasante Sylvia konnte nur noch schleichen.
Drake fuhr in langsamem Tempo einige Blocks weit. Dann bog er links ab und hielt am Kantstein. In dieser namenlosen Seitenstraße ohne
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