Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
kein begnadeter Rennfahrer. Wenn er so weitermachte, würde Sylvia noch ihr wahres Alter zeigen. LuLu rutschte tiefer in ihren Sitz und betrachtete Drake von der Seite.
Der Wind fuhr durch seine schwarzen Haare und entblößte seine hohe Stirn. Im letzten Sonnenlicht wirkte seine Haut gebräunt. Wahrscheinlich vom vielen Herumfahren mit Sylvia.
LuLus Blick glitt über seinen Körper. Unter seinem Hemd zeichnete sich ein breiter Oberkörper ab. Ein kleiner heißer Schauer überlief sie, der nichts mit dem Wetter zu tun hatte. Sofort konzentrierte sie sich wieder auf sein Gesicht.
Und was hatte dieser Zahnstocher zu bedeuten? Dass er vor Kurzem das Rauchen aufgegeben hatte?
Ihre Betrachtung wurde von seiner Stimme unterbrochen. “Wenn Sie sechs Stunden in der Hitze ohne Klimaanlage nach Las Vegas gefahren wären, um als Trauzeuge bei der Hochzeit ihres besten Freundes zu sein, nur um anschließend mit zwei Leuten vor Mafiagangstern zu fliehen, wären Sie auch gereizt. Und jetzt sagen Sie mir, wo Sie wohnen.”
Nicht viele Männer gaben sich solchen Gefühlsausbrüchen hin. Vielleicht war Drake Hogan doch nicht so ein Neandertaler.
LuLu lotste ihn durch mehrere Straßen zu ihrem Haus. Als sie vor dem Gebäude im Ranch-Stil hielten, sprang sie aus dem Wagen.
Drake folgte ihr, ohne den Zahnstocher. “Ich habe noch nie eine violette Haustür gesehen”, bemerkte er und klang versöhnlich.
“Auberginefarben”, erklärte LuLu in ebenso versöhnlichem Ton. “Zumindest nennt Gramps es so. Er ist der Koch der Familie, daher hat für ihn alles einen Bezug zum Kochen.” Sie öffnete die Tür und trat ein. “Babaloo! Wir müssen abhauen!”
Drake blieb ihr auf den Fersen. “Babaloo?”
“Sein Spitzname.”
Das vertraute Rattern der Klimaanlage war tröstlich, die kühle Luft angenehm. LuLu versuchte nicht daran zu denken, dass sie möglicherweise zum letzten Mal in ihrem Wohnzimmer stand. Sie musste sich aufs Überleben konzentrieren.
Geld.
Sie und Gramps brauchten Geld. Sie ging zur karierten Couch, hob eines der Polster an und holte einen Plastikbeutel mit Geldscheinen hervor. Ihr geheimes Versteck diente dazu, Gramps verschwenderischer Art entgegenzuwirken.
Bis vor Kurzem. Das Lebensmittelbudget zu überziehen war lächerlich im Vergleich zu seinen überraschenden Spielschulden im Capri. Gramps hatte es gut gemeint und dabei unabsichtlich ihr Leben auf den Kopf gestellt. Ein Leben, das sie jetzt verlieren konnten. LuLu erschauerte und rief erneut: “Babaloo!”
Drake runzelte die Stirn. “LuLu. Babaloo. Gibt es in Las Vegas niemanden mit einem normalen Namen?”
“Billy”, antwortete eine schroffe Stimme.
Gramps kam polternd ins Wohnzimmer. Drakes Gesichtsausdruck verriet LuLu seine Reaktion auf ihren Großvater. Sie hatte das schon öfter erlebt. Obwohl schon Ende siebzig, war Gramps eine imposante Erscheinung. Mit seinen ein Meter neunzig und seinem zerfurchten Gesicht erschreckte er Kinder, wenn er sie nur ansah. Und trotz zahlreicher Diskussionen zum Thema Friseurbesuch, sah seine weiße Mähne immer so aus, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Eine Zeit lang hatte er versucht, es mit Gel und Föhn zu bändigen. Doch schließlich hatte er es aufgegeben und es wachsen lassen, wie es wollte.
Was einen jedoch mit seinem wilden Äußeren versöhnte, war seine Lust am Backen. Heute trug er eine weiße Spitzenschürze über seinem Trainingsanzug aus Polyester.
Er trat vor und musterte Drake. “Wieso müssen wir abhauen? Kommt der Kerl von der IRS?”
“Nein, ich bin nicht von der Steuerbehörde, sondern aus L.A.”, erwiderte Drake.
Gramps schnaubte missbilligend. “Genau das ist das Problem mit der Welt heutzutage. IRS. L.A. Alles wird abgekürzt. Und jetzt müssen wir verschwinden, s.s.w.w. – so schnell wie möglich.”
“Babaloo”, erklärte LuLu in ruhigem Ton, “wir müssen wegen deiner Spielschulden verschwinden.”
“Aber ich bin gerade dabei, Überraschungshamburger zuzubereiten!”
“Wir müssen sofort los. Sonst erleben wir eine Überraschung von Graves Leuten.” Sie wusste, dass Gramps klar war, worüber sie redete. Sich mit Grave anzulegen war so, als würde man eine Viper reizen. “Drake wird dir helfen, ein paar Sachen zusammenzupacken.” Sie gab Drake einen Wink und formte mit den Lippen stumm die Worte: “Helfen Sie ihm.”
Drake formte stumm die Worte “Ja, ja”, hielt jedoch inne, als er ihre entschlossene Miene registrierte.
Gramps blies die Wangen
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