Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Capri. Der goldene Chevy stand nicht auf dem großen, rechteckigen Parkplatz. Auch keines von Graves Autos, wie LuLu Drake versicherte.
“Park für alle Fälle trotzdem an der Straße”, riet sie ihm.
Nachdem sie den Wagen hinter einer Reihe von Palmen abgestellt hatten, sprang LuLu heraus und lief eilig los.
Mit wenigen Schritten hatte Drake sie eingeholt. “Was ist mit dir?” Plötzlich registrierte er ihre geröteten Wangen und die glänzenden Augen. Er legte seine Hand auf ihre Stirn. LuLu wollte zurückweichen, doch er hielt seine Finger fest auf ihre glühende Haut. “Du hast Fieber.”
“Falls du es noch nicht mitbekommen hast”, erwiderte sie und schob seine Hand weg, “es ist Mittagszeit in Las Vegas im Hochsommer.”
Drake bugsierte sie sanft in den Schatten mehrerer großer Bäume am Rand des Parkplatzes. Dort, wo es ein wenig kühler war, musterte er ihr Gesicht. “Die Temperatur hat nichts damit zu tun. Dir geht es nicht gut.”
Sie atmete zitternd tief durch. “Na schön, mir macht das Wetter ein bisschen zu schaffen.”
“Ich bringe dich ins Krankenhaus.”
“Nein, das wirst du nicht.” Doch in ihrer Stimme lag bereits keine Entschlossenheit mehr. Sie hatte nicht mehr die Kraft zu streiten. “Ich will ehrlich sein. Ja, mir ist übel, und wahrscheinlich habe ich auch leichtes Fieber. So fühle ich mich schon den ganzen Morgen. Der Arzt warnte mich, dass ich diese Symptome einige Tage lang haben würde. Aber ich habe keine Schmerzen, was mir zeigt, dass mir noch Zeit bleibt, bevor ich ins Krankenhaus muss. Und in dieser Zeit muss ich unbedingt an Graves Bücher kommen.” Sie versuchte die aufsteigenden Tränen fortzublinzeln. “Sie sind meine einzige Hoffnung.”
Meine einzige Hoffnung. Er wusste, was das bedeutete: Es war ihre und Gramps’ einzige Hoffnung auf ein Leben ohne Angst, von Grave schikaniert zu werden. Für Drake war es einfach – er konnte nach L.A. zurückkehren und ein normales Leben führen. LuLu nicht.
“Schalten wir die Polizei ein.”
“Von der stehen einige Männer auf Graves Gehaltsliste. Ich gehe ein größeres Risiko ein, wenn ich mich an die Polizei wende, als wenn ich mich in sein Büro schleiche.”
Drake schaute hoch zu den schwankenden Palmwedeln. Er könnte darauf bestehen, dass sie jetzt ins Krankenhaus ging. Heute Abend würde Grave dann seinen Diamanten haben, sodass er trotz der zeitlichen Verzögerung seinen ursprünglichen Edelstein-Deal abwickeln konnte. Aber dann blieben immer noch Gramps’ Spielschulden. Selbst wenn LuLu wie geplant in zwei Wochen anfangen würde als Reflexologin zu arbeiten, würde es Jahre dauern, bis dreißigtausend Dollar abbezahlt waren.
Falls Grave sich überhaupt auf einen Zahlungsplan einließ. Schließlich war er süchtig. Nach Glücksspiel und Geld. Statt darauf zu warten, dass die Raten nach und nach hereinkamen, würde er LuLu zwingen, ihm ihr Haus zu überschreiben. Und dann würden sie und Gramps in einem engen Apartment enden und Mühe haben, noch über die Runden zu kommen. Es wäre kein Platz da, um ein Baby großzuziehen, also würde auch keine Adoption infrage kommen.
Der Gedanke daran, dass LuLu ihren Traum würde aufgeben müssen, erinnerte ihn daran, wie seine Mutter ihre Träume aufgegeben hatte. Aus seiner frühen Kindheit erinnerte er sich noch an ihr unbeschwertes Lachen. Doch nach Jahren der Armut hatten sich in ihr lachendes Gesicht tiefe Sorgenfalten gegraben, bis ihre Züge schließlich nur noch Resignation widerspiegelten. Die Vorstellung, dass das Gleiche mit LuLu passieren könnte, war ihm unerträglich.
“Na gut”, sagte er daher. “Holen wir die Bücher.”
Die Dankbarkeit, die er in ihren Augen las, rührte ihn zutiefst. In diesem Moment fühlte er sich ihr näher als je einer Frau zuvor und hatte nur noch den Wunsch, sie zu beschützen.
“Eines sollten wir aber klarstellen”, fügte er hinzu. “Wir geben diesem Abenteuer höchstens dreißig Minuten. Dann verschwinden wir von dort.”
LuLu runzelte die Stirn. “Sagen wir vierzig?”
“Zwanzig.”
Sie seufzte. “Dreißig.”
Sie gingen über einen asphaltierten Platz zu einer weißen Tür, die mit dem weißgetünchten Holzgebäude harmonierte. Weiß schien eine seltsame Farbe für Gangster zu sein. Wie Schwarz für eine Braut.
“Das ist der Eingang für die Showgirls”, flüsterte LuLu, die Hand auf dem Türknopf. “Falls uns jemand sieht, wird man es nicht für ungewöhnlich halten, weil sonntags um zwei die
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