Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
regnen begonnen. Zuerst dicke, einzelne Tropfen, dann goss es in Strömen. Durch die Windschutzscheibe konnte man kaum noch etwas sehen, und J.T. fuhr etwas langsamer, doch für Jassies Geschmack immer noch viel zu schnell.
Seltsamerweise gab ihr der Regen ein anheimelndes Gefühl. Hier war sie, mit John T. Stone in einem Auto, sicher, warm, fast gemütlich. Sie beide gegen den Rest der Welt. Allerdings, wie sie hoffte, nicht wie Thelma und Louise …
Jassie schaute aus dem Seitenfenster und schrie leise auf, weil der Wagen nahe am Abgrund entlangschrammte. Dann fing sie sich. J.T. blieb völlig gelassen. Also wollte auch sie sich nichts anmerken lassen.
“Was hast du getan, nachdem du die Ranch verlassen hast?”, fragte sie.
“Oh, viele verschiedene Dinge. Ich bin von hier nach dort gezogen, war beim Militär, bin danach Polizist in Chicago geworden. Danach New York. Auch bei der Polizei.” Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: “Dort habe ich eine Kugel abgekriegt.”
Jassie hätte gern gewusst, wo er getroffen worden war, doch sie fragte stattdessen: “Hast du New York deswegen verlassen?”
Es dauerte einen Moment, bis er antwortete. “Nein.”
“Und warum hast du New York verlassen?”
Er zögerte. “Wegen einer Frau.”
“Einer Frau?”
Er presste die Lippen aufeinander. “Wegen meiner Frau. Es hat nicht funktioniert.” Er zuckte die Achseln und konzentrierte sich auf die Straße. “Die Großstadt macht die Leute kaputt. Hier draußen ist alles irgendwie sauberer.”
Jassie brannte darauf, mehr zu erfahren. “Wie hieß sie?”
“Sybille”, erwiderte er knapp.
“Und was ist schiefgegangen?”, fragte Jassie sanft.
J.T. schwieg zunächst. Jassie nahm schon an, er würde nicht antworten, doch endlich sagte er: “Sie ist mit meinem Partner durchgebrannt, als ich mit der Schusswunde im Krankenhaus lag.”
“Was?”, empörte sich Jassie. “Du warst verwundet, und sie ist davongelaufen?” Jassie war schockiert. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau J.T. verließ. Schon gar nicht, wenn er verletzt war.
“Warum nicht? Sie haben beide auf diese Gelegenheit gewartet. Hinterher habe ich herausgefunden, dass sie seit Monaten eine Affäre hatten.”
Eine Weile fuhren sie schweigend weiter. Nur das Motorengeräusch und das Quietschen des Scheibenwischers waren zu hören.
“Wart ihr lange verheiratet?”, fragte Jassie schließlich.
“Lang genug”, erwiderte er, während er eine enge Kurve nahm. “Vier Jahre.”
Vier Jahre, dachte Jassie. Das war eine ziemlich lange Zeit. Sie war mit Murdock auch vier Jahre zusammen gewesen. Da nahm man an, die Beziehung sei sicher und stabil. Man fing an, sich Kinder zu wünschen. Zumindest hatte Jassie damit angefangen. Murdock hingegen hatte bloß an andere Frauen gedacht.
Und die Frau von John T. war mit seinem Partner durchgebrannt.
Jassie zögerte. Sie wusste, dass Partner, die bei der Polizei zusammenarbeiteten, völlig oft auf Leben und Tod aufeinander angewiesen waren. Vor allem in Großstädten wie New York. Wer seinem Partner nicht völlig vertrauen konnte, war geliefert.
“Du sagst, sie sei mit deinem Partner auf und davon. Wart ihr lange Partner?”
J.T. lächelte kalt. “Ja. Ich nahm an, er sei mein bester Freund.”
“Oh.” Jassie war angewidert. Immerhin hatte Murdock nie mit Rita geschlafen. Rita hätte ihn vermutlich umgehend die Treppe runtergeworfen, wenn er es versucht hätte. “Du musst tief verletzt worden sein”, sagte Jassie.
“Nein, es war nur eine Fleischwunde”, meinte J. T. sarkastisch. “Ah, hier sind wir.” Er bremste scharf und hielt am Straßenrand.
Jassie hätte die Unfallstelle vermutlich übersehen. Sie war zu unerfahren in diesem Gelände. J. T. nahm eine Taschenlampe und leuchtete die Böschung ab. Der Regen war in ein feines Nieseln übergegangen. Jassie stieg aus dem Wagen und versuchte, im Zwielicht etwas zu erkennen. Sie erschrak, als der Schein der Taschenlampe das Fahrzeug traf, das von der Straße abgekommen war.
Es handelte sich um einen umgebauten alten Schulbus, bemalt mit bunten New-Age-Symbolen. Der Bus war gegen einen Felsen gerutscht und lag auf der Seite. Stimmen waren zu hören.
Stone nahm sein Handy und wählte den Notruf. Jassie wartete, während er die genaue Unfallstelle durchgab. Danach öffnete er die große Metallkiste auf der Ladefläche, nahm einen Verbandskasten heraus und drückte ihn Jassie in die Hände. Nun baute er auf der Straße mehrere
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