Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
befreit”, sagte der Sheriff sanft zu Jassie. “Danach holen wir das kleine Mädchen raus.”
“Aber was ist, wenn sie verletzt ist?”
Er zuckte die Achseln, doch in seinem Blick lag Mitgefühl. “Du hast gesagt, sie sei eher ängstlich als verletzt.”
Jassie schaute unsicher zu ihm auf. “Das war bloß eine Vermutung. Was ist, wenn ich mich irre? Sie könnte verletzt sein.”
Er nahm ihr Gesicht in seine kalten, festen Hände. “Wir holen sie raus, sobald wir können, Jassie. Ihr wird nichts passiert sein. Kein einziger Passagier war ernsthaft verletzt. Die Kleine hat bestimmt Angst, aber immerhin ist sie im Trockenen. Warum gehst du nicht rauf und setzt dich ins Auto? Dort oben ist es wärmer. Und trocken.”
Jassie schlang ihre nassen Arme um ihren Körper. “Mir geht’s prima”, antwortete sie. “Mach dir keine Sorgen um mich, John T.”
“Tapferes Mädchen.” Er küsste sie kurz auf die Lippen und ging wieder an die Arbeit. Das war sein Job. Hier wurde er gebraucht. Und Jassie wusste, dass auch sie gebraucht wurde. Sie schloss die Augen. Regen rann über ihr Gesicht. Sie konnte nicht einfach im Auto warten, während das kleine Mädchen angsterfüllt in der Dunkelheit saß. Sie ging zurück zu der Stelle, wo sie die Stimme gehört hatte.
“Mommy?”
“Deine Mommy hat gerade etwas zu tun, Honey. Sie kann jetzt nicht kommen”, rief Jassie. “Ist alles in Ordnung? Tut dir was weh?”
“Ich will nicht mehr Verstecken spielen. Mein Bein tut weh. Ich will zu meiner Mommy.”
“Tut dein Bein richtig doll weh oder nur ein bisschen?”, fragte Jassie so ruhig wie möglich.
Es gab eine kurze Pause. Jassie hielt den Atem an.
Dann kam die kleine Stimme erneut. “Hm, weh genug für ein Pflaster. Habt ihr eins?”
“Klar, haben wir, Honey.”
“Vielleicht darf ich auch zwei Pflaster haben? Ja?”
Jassie seufzte erleichtert. Solange das Kind um Pflaster feilschte, konnte es nicht sehr schlimm verletzt sein.
“Auf jeden Fall, Honey. Wir haben Dutzende Pflaster dabei. Bald holen wir dich raus.”
“Wo ist meine Mommy?”
“Sie fährt gerade in einem Kran… in einem Auto, Honey. Es dauert nicht mehr lange, dann bist du wieder bei ihr.”
Eine der ersten Frauen, die ins Krankenhaus gebracht worden war, hatte eine Gehirnerschütterung und verlor ab und zu immer wieder das Bewusstsein. Vermutlich war sie die Mutter des kleinen Mädchens. Das würde erklären, warum sie nicht nach ihrer Tochter gefragt hatte.
Sie schwiegen. Nur der Wind rauschte in den Bäumen. Der Regentropfen rieselten von ihnen herab. Von vorn kamen die gedämpften Stimmen der Männer, die den Busfahrer befreiten. Jassie schaute sehnsüchtig hinüber zu J.T.s Pick-up. Dort wäre es trocken und warm gewesen. Sie war nass und zitterte vor Kälte. Für das Kind konnte sie im Moment wenig tun.
Drüben im Pick-up war sie geschützt vor Wind und Regen. In der Thermoskanne war immer noch ein bisschen heißer Kaffee. Und wenn sie sich von jemandem ein Handy lieh, konnte sie ihre Story an die großen Zeitungen durchgeben. Die Geschichte würde sie mindestens ebenso bekannt machen wie die über die mysteriösen Jäger. Außerdem gab es dafür Geld, und das brauchte sie dringend.
Trotzdem rührte sie sich nicht vom Fleck. Sie konnte das verängstigte kleine Mädchen einfach nicht allein lassen. Jassie kauerte sich auf den Boden und schob sich so nah wie möglich an die Stelle, wo sie hinter der Wand des Busses das Mädchen vermutete. Sie lag jetzt mitten im Schlamm, aber sie ignorierte es tapfer. “Hallo, Sweetie”, rief sie leise. “Hier bin ich wieder. Jassie, erinnerst du dich? Wie heißt du denn?”
Es gab eine kleine Pause. “Ich kenne dich nicht. Ich soll nicht mit Fremden reden.”
Jassie musste unwillkürlich lächeln. Regen lief über ihr Gesicht. “Nein, Honey, ich bin keine Fremde. Ich heiße Jassie und ich bleibe hier bei dir, bis die Männer kommen und dich rausholen. Also, wie heißt du?”
“Dawn Sky Peacedove McKenzie.”
“Oh. Nun, ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Dawn Sky Peacedove McKenzie. Das ist ein hübscher Name. Darf ich dich Dawn nennen?”
“Ich glaub schon, aber meine Mommy nennt mich immer Dawn Sky. Ich will meine Mommy. Warum ist sie nicht hier?” Die Stimme des kleinen Mädchens klang weinerlich.
“Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut. Ich gehe nicht weg”, versprach Jassie und überlegte verzweifelt, wie sie die aufsteigende Panik des Mädchens bekämpfen konnte.
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