Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
das Haus. Sie legte ihre Tasche auf den Frühstückstisch und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Wäre es nicht nett, wenn … Melinda unterdrückte den Wunschtraum, den sie während der letzten zehn Tage immer wieder gehabt hatte: Jack, der sie empfing, ihr Essen machte, ihr zuhörte, sie berührte …
Verflixt, sie musste aufhören, sich wie ein Teenager zu benehmen. Es war fast zwei Uhr nachts, sie war hungrig und wütend auf Bowen, der sie im OP vor versammelter Mannschaft ungerechterweise heruntergeputzt hatte, und sie war einsam und schrecklich müde.
Wenigstens gegen den Hunger konnte sie etwas tun. Sie schnappte sich ein Fertiggericht aus dem Kühlschrank und stellte die Mikrowelle an. Während ihr Essen erhitzt wurde, ging sie ins Arbeitszimmer und betrachtete das Foto ihres Bruders, um sich daran zu erinnern, warum sie all den Stress und die vielen Überstunden auf sich nahm.
Wie immer traten ihr Tränen in die Augen, als sie den lächelnden Jungen auf seinem Fahrrad anschaute. Bis heute vermisste sie Harry. Da sie ihn nicht wieder lebendig machen konnte, wollte sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um wenigstens andere Kinder zu retten.
Sie würde sogar Bowens ständige Nörgelei ertragen und die Nichtexistenz eines Privatlebens, auch wenn sie das zunehmend nervte.
‘Reiß dich zusammen!’, ermahnte sie sich.
Aber trotz sauberer Sachen und heißer Mahlzeiten schienen die wenigen Minuten, die sie Jack morgens sah, ihre Sehnsucht noch mehr zu steigern. Was leider nicht gegenseitig war. Melinda konnte sehen, dass die kurzen Augenblicke, die sie zusammen verbrachten, einen ganz anderen Effekt auf ihn hatten.
Er kam herein, um ihr den Kaffee zu bringen, der viel besser schmeckte als am ersten Morgen. Wahrscheinlich hatte sie sich nur inzwischen daran gewöhnt.
Während des Frühstücks saß er ihr gegenüber, fragte, was er alles erledigen sollte, und verschwand dann. Wer konnte es ihm schon verübeln? Er kannte sie nur verschlafen, morgenmuffelig, zerzaust.
Ihr Ehemann dagegen sah immer umwerfend aus. Sexy Bartstoppeln, lässig angezogen, barfuß …
Die Mikrowelle piepte, doch Melinda reagierte nicht sofort. Das Essen konnte noch eine Minute warten, während sie nach Jacks Nachricht suchte. Er hatte sich nämlich angewöhnt, ihr Zettel zu hinterlassen.
Heute brauchte sie das wirklich. Es war so was wie der Kontakt mit der normalen Welt für sie.
Wo war seine Nachricht?
Normalerweise fand sie sie unter dem Salzstreuer auf dem Frühstückstisch. Oder an der Mikrowelle oder dem Kühlschrank. Nicht, dass es sich dabei um kleine Liebesbriefe handelte. Es waren lediglich pragmatische Fragen – zum Beispiel: “Wo ist der Staubsauger?” Als ob sie das wüsste – oder Mitteilungen über den noch immer nicht funktionierenden Herd.
Es stand wirklich schlimm um sie. Nachrichten über nicht funktionierende Kochgeräte stellten den Höhepunkt ihres Tages dar. Und was die Beziehung zu ihrem Ehemann anging, nun, sie hatten keine. Oder höchstens eine Brieffreundschaft …
Armes Mädchen! Melinda riss sich zusammen, holte sich ihr Essen aus der Mikrowelle und ging ins Wohnzimmer, wo sie es auf den Couchtisch stellte.
Dreißig Sekunden, nachdem sie auf das Sofa geplumpst war, fuhr sie wieder auf.
Weil ihre klebrige Lasagne tatsächlich auf dem Couchtisch stand.
Melinda schaute sich verzweifelt um. Was hatte Jack mit all den Zeitschriften gemacht, die sich seit ihrem Einzug auf dem Tisch aufgetürmt hatten?
“Wow!” Sie entdeckte die Zeitschriften. Sie lagen ordentlich aufgefächert auf der Ablage unter dem Tisch.
Ehrfürchtig schaute sie sich das Zimmer an. Jack schien wie verrückt zu schuften. Es sah hier aus wie im Ausstellungsraum eines Dekorateurs.
Seine Examensunterlagen lagen ordentlich aufgestapelt neben dem Sessel ihres Vaters.
Auch dort keine Nachricht von ihm. Jack hatte ihr heute nichts zu sagen.
Missmutig aß Melinda ihre Lasagne und ließ sich vom Fernsehen berieseln, bevor sie nach oben ging. Vor ihrem Zimmer blieb sie einen Moment lang stehen und starrte auf die geschlossene Tür am Ende des Flures.
Vergiss es, dachte sie. Was brauchst du ein Privatleben oder persönliche Beziehungen, wenn du saubere Sachen haben kannst?
Melinda verschwand in ihr Zimmer und ging schlafen.
Den Hörer ans Ohr gedrückt und seinen schmerzenden Rücken gegen die Kühlschranktür gelehnt, merkte Jack, dass seine Geduld fast am Ende war.
Unglaublich. Geschlagene zwanzig Minuten wartete er bereits,
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