Tiffany Lieben & Lachen Band 0008 (German Edition)
sehen konnte. Sie stellte sich unwillkürlich vor, wie es wäre, diese Lippen zu spüren. Auf ihrem Mund, ihrer Haut …
Jassie versuchte sich abzulenken, in dem sie sich auf die mondbeschienene Landschaft konzentrierte. Das Bergpanorama war atemberaubend genug. Doch der Mann an ihrer Seite interessierte sie zu sehr. Was tun? Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf dem Sitz herum.
Sie fragte sich, ob J.T. sich der erotischen Spannung ebenso bewusst war wie sie. Er hatte sie bereits einige Male dabei ertappt, wie sie ihn anschaute. Doch umgekehrt war das selten der Fall. War er überhaupt an ihr interessiert? Vielleicht …
Vielleicht bekam sie wenigstens heute Abend einen Gutenachtkuss. Aber was war schon ein Gutenachtkuss? Eine Höflichkeitsgeste. Immerhin ein Anfang …
Sie schaute hinüber zu J.T. Er sah so verflixt gut aus. Sie musste es einfach schaffen. Er würde bald lernen, dass auch eine Höflichkeitsgeste ziemlich heiß und sexy werden konnte.
“Was zum …” Als der Wagen abrupt anhielt, wurde Jassie gegen ihren Sicherheitsgurt gepresst, so dass ihr fast die Luft wegblieb. Erschrocken hakte sie den Gurt auf.
“Alles in Ordnung?”, fragte J.T. leise. Er legte ihr fragend eine Hand auf den Oberschenkel und musterte Jassie aufmerksam.
Ihr Atem beschleunigte sich, nicht nur durch den Schreck nach der Vollbremsung. “Ja, ich glaub schon”, murmelte sie. “Aber …”
“Es tut mir leid. Es musste sein.”
“Sind wir mit irgendwas zusammengestoßen? Ich habe kein …”
“Nein, glücklicherweise nicht.” Er lächelte.
Jassie lächelte zurück. Es war ein magischer Moment. “Warum flüstern wir eigentlich?”, wisperte sie.
Er antwortete nicht und deutete nur geradeaus auf die Straße. Sie folgte seiner Geste. Dort, nur einen halben Meter vor der Kühlerhaube des Wagens, stand ein kleines Reh. Nicht viel größer als Bambi. J.T. deutete zum Waldrand, und Jassie sah die Mutter des Rehkitzes, die dort stand und auf ihr Baby wartete. Offensichtlich hatte sie Angst vor dem Auto und seinen Insassen, denn sie kam ein paar Schritte auf die Straße, zog sich dann aber wieder zurück. Das Kitz stand geblendet im Scheinwerferlicht. Seine zarten langen Beinchen zitterten, und es schaute sie verdutzt aus großen, ängstlichen Augen an.
“Sie wollten die Straße überqueren, aber das Kleine wurde von den Scheinwerfern geblendet und blieb stehen”, sagte J.T. leise. Er schaltete das Licht aus. Jassie beobachtete gebannt, wie das Kitz langsam aus seiner Starre erwachte. Der Mond schien hell genug, dass sie sehen konnte, wie Angstschauer sein Fell zucken ließen. Es rührte sich immer noch nicht vom Fleck. Endlich kam die Mutter langsam und vorsichtig zurück auf die Straße. Sorge um ihr Kleines ließ sie die Angst überwinden. Sie kam näher und näher, die großen dunklen Augen misstrauisch auf das Auto gerichtet.
Jassie stockte der Atem. Sie spürte, dass die Ricke genau wusste, was Menschen und was Jäger waren. Doch für ihr Baby war sie bereit, alles zu riskieren. Jassie fühlte, wie ihre Kehle eng wurde.
Schließlich erreichte die Ricke ihr Kitz und stupste es mit der Nase an. Das Kleine blinzelte und stieß einen Laut aus, der an ein Blöken erinnerte. Die Mutter ging ein paar Meter und schob das Kitz dabei vor sich her. Doch dann hörte sie offensichtlich ein Geräusch, das sie erschreckte, und mit wenigen Sätzen waren Mutter und Kind im Wald verschwunden.
Jassies Atem hatte sich beschleunigt. Es war ein ehrfürchtiges Staunen, gemischt mit tiefer Gefühlsbewegung. Noch nie zuvor war sie einem Tier aus freier Wildbahn so nah gewesen. Und dann die herzzerreißende Tapferkeit, mit der die Ricke ihr verängstigtes Kitz beschützt hatte – Mutterliebe.
“Das … das war wundervoll”, hauchte Jassie und wandte sich dem Sheriff zu. In ihren Augen schimmerten Tränen.
J.T. schaute zu Jassie. Er seufzte und nahm sie wortlos in die Arme. Sie sah zu ihm auf. Er seufzte noch einmal und küsste sie zärtlich.
Es war ein Kuss, wie ihn sich eine Frau ersehnt, die sich verlieben möchte. Sanft und gefühlvoll, und trotzdem lag in ihm ein Versprechen auf mehr. Doch Jassie wollte sich nicht verlieben. Nie wieder. Nicht einmal in einen Mann, der so aufregend küsste wie J.T.
J.T. spürte die heftige Reaktion, die der Zauber der nächtlichen Begegnung in Jassie ausgelöst hatte. Zweifel stiegen in ihm auf, Warnglocken schrillten, aber er konnte nicht anders, als sich in der Umarmung zu verlieren
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