Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)

Enthusiasmus eines zum Tode Verurteilten nahm er seinen Fotoapparat, schaltete das Licht aus und schloss die Wohnungstür hinter sich.
    Es mussten die Nerven sein. Rowans Herz flatterte in ihrem Brustkorb wie ein eingesperrter Vogel, und sie konnte einfach nicht aufhören zu reden. “Ihr beiden seid die schönsten Maispflanzen, die es je gegeben hat. Warte, Mac, ich muss das hier noch glatt streichen. Abby, vergiss nicht zu lächeln.” Vorsichtshalber rückte sie Abbys Kopfbedeckung noch einmal zurecht. “Wisst ihr auch genau, was ihr zu tun habt?”
    “Rowan …”
    “Und lasst euch von den vielen Zuschauern keine Angst machen.” Sie wischte einen Schokoladenkrümel von Macs Wange. “Es wird euch einen Riesenspaß machen. Wenn ihr erst mal auf der Bühne steht, dann denkt daran …”
    “Rowan!”
    “Verflixt noch mal, was ist denn, Jake?” Sie ließ Abbys Haar los und drehte sich um. Jake hatte dieses mitleidige Grinsen im Gesicht, dessen Botschaft “Sind Mütter nicht peinlich?” lautete. Abby und Mac erwiderten es aus vollem Herzen.
    “Die Kids müssen jetzt hinter die Bühne”, sagte er. “Lass sie endlich in Ruhe.”
    Rowan verdrehte die Augen. “Sehr lustig.”
    Sie wandte sich an ihre Kinder. “Also los, dann ab mit euch. Jake und ich setzen uns so nah an die Bühne wie möglich. Viel Spaß, und vergesst euren Text nicht.”
    “Sie haben keinen Text.”
    “Was? Ach ja, richtig. Ich bin ja so aufgeregt.”
    Jake gab jedem der Kinder einen Klaps. “Lauft schnell, bevor eure Mom wieder zu reden anfängt. Und Hals- und Beinbruch. Oder sollte ich sagen: Maisblatt und -kolbenbruch?”
    Die Kinder kicherten. Rowan stöhnte entnervt.
    “Bis nachher”, rief sie noch. Verflixt, die Kinder konnten sich kaum bewegen. Daran hätte sie denken müssen, als sie die Kostüme nähte. Sie wollte ihnen nacheilen.
    Lachend hielt Jake sie davon ab. “Jetzt ist aber genug.”
    “Ich wollte nur noch etwas an ihren Kostümen ändern.”
    Er hob die Brauen. “Jetzt? Warum gehst du nicht mit ihnen auf die Bühne?”
    “Tut mir leid, ich schätze, ich bin ein bisschen überdreht.”
    Er nahm ihre Hand und verflocht seine Finger mit ihren. “Ist mir gar nicht aufgefallen.” Er lächelte verschmitzt. “Es wird schon alles gut gehen.”
    Sie seufzte. “Ja, natürlich.”
    “Komm, wir müssen Sitzplätze finden, von denen aus ich mit der Kamera etwas anfangen kann.”
    Als sie auf ihren Plätzen saßen, legte Rowan das linke Bein über das rechte, dann das rechte über das linke und wieder zurück.
    Jake legte die Hand auf Rowans Schenkel. “Sweetheart, die Kids müssen nur auf die Bühne gehen und ein paar Minuten später wieder abtreten, das ist alles. Was soll dabei schiefgehen?”
    “Ich weiß nicht, aber bei den beiden muss man auf alles gefasst sein.”
    “Stimmt.”
    “He, dein Job ist es, mich zu beruhigen.”
    “Ich tue mein Bestes”, flüsterte er und küsste sie rasch, als die Lichter ausgingen.
    Abby und Mac standen immer noch auf der Bühne, als die anderen Kinder längst mit einer Verbeugung hinter dem Vorhang verschwunden waren. Abby strahlte wie Miss America, und Mac machte mehr Verbeugungen als eine ganze Versammlung ausländischer Würdenträger. Als schließlich die Lehrerin auf die Bühne kam, um sie abzuholen, tobte das Publikum.
    Später, als sie die Kinder abholten, trat die Lehrerin zu ihnen. “Waren sie nicht absolut süß? Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich sie gar nicht von der Bühne wegbekommen würde, aber sie waren das absolute Highlight unserer Show! Sie sind sicher ganz stolz.”
    Rowan lächelte und wollte etwas antworten, aber Abby und Mac stürzten sich auf sie und umarmten sie. Sie beugte sich zu ihnen herab. “Ihr seid mir vielleicht zwei Künstler!”, flüsterte sie und drückte sie an sich.
    “Vorsicht, Mom, du brichst uns noch die Kolben”, sagte Abby und kicherte.
    Die Erzieherin richtete den Blick auf Jake. “Sie sind wohl Abbys und Macs neuer Dad? Die beiden reden so oft von Ihnen, dass ich Sie sofort erkannt habe. Ich bin sehr gespannt auf Ihre Galerie. Die Zwillinge sagen, sie wird demnächst eröffnet?”
    Abbys und Macs neuer Dad?
    Rowan ließ die Schultern hängen. Nicht auch noch das! Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand die Luft aus den Lungen gesaugt. Sie schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel: Bitte lass ihn begreifen, dass er die Worte der Kinder nicht zu ernst nehmen darf. Bitte lass es ihn verstehen.
    Das Schweigen