Tiffany Lieben & Lachen Band 0012 (German Edition)
nicht das Daddyspiel gespielt. Wirklich nicht! Wir wollten diesmal, dass er wirklich unser Daddy wird.”
Ja, das hatte sie sich auch gewünscht.
Rowan weigerte sich zu weinen. Die Stille von jenseits der Wand war unerträglich. Sie wusste, dass Jake dort war. Sie spürte seine Anwesenheit, wie sie sie immer gespürt hatte. Und sie spürte seinen Schmerz. Nun, sollte er ruhig ein wenig leiden.
Es gab mehr als genug Leid für alle.
“Thanksgiving”, sagte Jake zu dem abgespannten Gesicht in seinem Badezimmerspiegel. “Na, wenn das keine Ironie des Schicksals ist.” Kritisch betrachtete er seine Bartstoppeln und zuckte dann mit den Schultern. Es lohnte sich nicht für ihn, sich zu rasieren, denn es würde ihn ja doch niemand sehen. Und ebenso lohnte es sich nicht, so zu tun, als wäre er kein elender Narr, denn daran bestand kein Zweifel.
Am Abend zuvor waren Rowan und die Kinder fortgefahren. Er hatte alles gehört, obwohl sie sich ganz leise verhalten hatten. Schrecklich, dass sie glaubten, in ihrer eigenen Wohnung herumschleichen zu müssen. Irgendwie tat es ihm leid, nichts mehr von ihnen zu hören. Er hatte sich an die Geräusche gewöhnt, die Abby und Mac beim Herumtoben erzeugten. Es war sicher unfair, aber er hatte fast das Gefühl, als bestrafte ihn Rowan, indem sie ihm diese Geräuschkulisse, die doch etwas Tröstliches hatte, vorenthielt. Alles war so ruhig jetzt, so deprimierend still.
Jake schritt in seinem kleinen Wohnzimmer auf und ab, blieb stehen, nahm ein Buch aus dem Regal. Vielleicht ein bisschen Kerouac lesen? Aber wo sollte er ungestört lesen? Etwa in dem Sessel? Oder in seinem Bett? Er legte das Buch zurück.
Vielleicht sollte er nach unten gehen und an seiner Galerie weiterarbeiten. Es sah ja wirklich nicht so aus, als ob irgendjemand ihn zum Thanksgiving-Wochenende einladen würde.
Jake war die Treppe schon zur Hälfte hinabgegangen, als die Erkenntnis ihn traf wie ein Blitz. Er stieß einen Fluch aus und lauschte auf das Echo. Einen Moment lang stand er wie erstarrt, dann hockte er sich auf die Stufen. Es gab kein Entrinnen vor der Wirklichkeit: Er hatte einen riesigen Fehler gemacht.
Seit Wochen versuchte er, sich selbst etwas vorzumachen. Er wollte unabhängig sein, sich nicht festlegen, keine Verantwortung übernehmen. Und er war sich so verdammt sicher gewesen, dass sich daran nichts ändern würde, dass er diesen Grundsatz keine Sekunde infrage gestellt hätte. Jetzt war das sinnlos geworden. Er war allein. Es gab nichts auf der Welt, wofür er Verantwortung übernehmen könnte.
Und er fand es schrecklich.
“Entscheidungsfreiheit”, murmelte er.
Was er in Wirklichkeit wollte, war nicht die Freiheit von Verantwortung, sondern die Freiheit zu entscheiden. Und diese Freiheit hatte er immer gehabt. Niemand hatte ihn gezwungen, mit Rowan zu flirten. Niemand hatte ihn gezwungen, sich ihretwegen zu ändern. Niemand hatte ihn gezwungen, sie aus seinem Leben zu verbannen. Das war alles seine freie Entscheidung gewesen.
Das Einzige, wofür er sich nie entschieden hatte, war, sie zu lieben. Aber irgendwann war es passiert. Er hatte begonnen, Rowan zu lieben, und nun war es zu spät, um es ihr zu sagen.
Verdammt, sie verdiente ohnehin etwas Besseres als ihn. Und Abby und Mac ebenso. Er hatte sich unmöglich verhalten. Jetzt würde sie ihn niemals zurückhaben wollen. Und er konnte es ihr nicht verübeln.
14. KAPITEL
Die Vorweihnachtszeit brachte jede Menge Arbeit. Sämtliche Einwohner von Detroit schienen auf der Suche nach dem perfekten Outfit für den Weihnachtsabend oder einer einzigartigen Antiquität zu sein – nur bei “Lindsays Antiquitätenladen”, versteht sich, nach dem Käuferansturm zu urteilen. Rowan war am Ende ihrer Kräfte. Ihr Lächeln war so künstlich wie der Weihnachtsbaum, den sie aufgestellt hatte, und ihre Nerven waren so flatterig wie das Lametta, mit dem er verziert war.
“Setz dich und ruh dich aus”, befahl Tante Celeste. “Es gibt keinen Grund, wie verrückt hin und her zu rennen, wenn wir den Laden mal eine halbe Minute für uns haben.” Sie ließ sich auf eine alte Couch fallen.
“Du hast ja recht.” Rowan setzte sich auf einen Polstersessel. Doch kaum hatte ihr Po die Sitzfläche berührt, da bimmelte die Ladentür.
“Bleib sitzen, es ist nur die Post.”
Celeste blätterte die Post durch. Plötzlich hielt sie inne und runzelte die Stirn. Dann warf sie Rowan einen großen quadratischen Umschlag in den Schoß. “Was soll ich
Weitere Kostenlose Bücher