Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
den Jahren als Hausfrau und Mutter hatte sie die Boutique gekauft, in der sie fünf Jahre lang halbtags gearbeitet hatte, und genoss nun ihren Erfolg und das Gefühl, etwas vollbracht zu haben.
“Dein Vater kann einfach nicht begreifen, dass ich nicht das geringste Bedürfnis habe, in einem Wohnmobil durch die Gegend zu fahren und auf Campingplätzen an irgendwelchen Landstraßen zu übernachten. Wenn ich reise, möchte ich in Hotels absteigen und in gepflegten Restaurants speisen und nicht irgendwelche Dosensuppen auf einem Gaskocher wärmen. Das verstehst du doch, oder?”
Janna nickte und dachte dabei an Morgans Worte – dass sie beide Seiten anhören sollte, bevor sie ein Urteil fällte. Als Sylvia nun anfing, über Georgina herzuziehen, brach vorn im Laden plötzlich die Hölle los. Janna erkannte sofort das hysterische Gekreisch ihrer Schwester. Sie hatte dieses ohrenbetäubende Gejammer oft genug gehört.
Das fehlt mir noch, dachte sie, während sie aus dem Büro stürzte. Kendras Theatralik konnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen.
Janna blieb abrupt stehen, als sie ihre Schwester in einem überweiten bananengelben Sweatshirt erblickte, das sie normalerweise nie in der Öffentlichkeit angezogen hätte. Aber da stand Kendra, blass, mit verquollenen, geröteten Augen und wild zerzauster blonder Haarmähne, und zeterte herum, wobei sie dramatisch mit den Armen gestikulierte. Lorna, die als Klagemauer herhalten musste, versuchte vergeblich, sie zu beruhigen.
“Kendra, was ist los?”, rief Janna über das Geschrei hinweg.
Kendra wirbelte herum. “Was los ist, fragst du? Mein Leben ist zerstört, das ist los! Er hat mich gedemütigt! Weißt du, was diese Schlange getan hat?”
Die Schlange, vermutete Janna, war Kendras Verlobter Richard Samson. Offenbar hatte Kendra die Liebe ihres Lebens zu der für sie niedersten aller Kreaturen degradiert. Janna hatte Richard nie besonders gemocht, weil er nach Morgans atemberaubendem Kuss auf dem Siegesfest als Erster aufgekreuzt war und sie verspottet hatte. Nun war er Anwalt und konnte – typisch für einen Emporkömmling – keine Unterhaltung führen, die sich nicht um Geldmachen und gute Beziehungen drehte. Janna hatte immer geargwöhnt, dass Richard Kendra vor allem wegen ihrer Beliebtheit und Schönheit als seine Zukünftige auserwählt hatte. Sie war die Vorzeigefrau, die perfekte Ergänzung für jemanden in seiner beruflichen Position.
“Was hat Richard denn getan?”, fragte Janna so ruhig wie möglich.
“Er hat mich betrogen!”, kreischte Kendra. “Einen Monat vor unserer Hochzeit hat er gemeint, er könne sich ein kleines Abenteuer gönnen, und ich habe ihn dabei ertappt! Ich hatte schon die Blumen bestellt, die Einladungen verschickt und den Partyservice gebucht.”
“Ach, Kendra!” Sylvia stöhnte. “Wir haben dein Brautkleid doch schon geändert. Ich kann es nicht zurückschicken!”
Janna verdrehte die Augen, als ihre Mutter damit herausplatzte. Die gedankenlose Bemerkung führte augenblicklich zur nächsten Phase des hysterischen Anfalls. Kendra sank auf den Teppichboden und schluchzte herzzerreißend.
“Schließen Sie bitte die Tür ab, Lorna”, bat Janna und kniete sich neben ihre heulende Schwester. “Dies ist kein günstiger Moment, um Kundschaft zu bedienen.”
Lorna schoss zur Tür, schloss ab und hängte das Schild “Geschlossen” auf.
“Kein Wort hierüber, Lorna”, stieß Kendra zwischen lauten Schluchzern hervor. “Sie werden keinem Menschen etwas sagen, ehe die Hochzeit nicht offiziell abgesagt ist, und … und ich muss all die Geschenke zurückgeben. Das überlebe ich nicht!”
Janna tat, was sie konnte, um ihre Schwester zu trösten, was nicht viel war, da Sylvia nun ebenfalls auf den Boden sank. Mutter und Tochter klagten im Duett, verfluchten das männliche Geschlecht und wünschten alle Männer der Welt in die heißesten Winkel der Hölle.
Nun, ein Gutes hat dies Fiasko, dachte Janna. Sie würde nicht aufpassen müssen, dass ihre Eltern während der Hochzeitsfeier zivilisiert miteinander umgingen. Und was Richard Samson betraf … Sie rief ihm in Gedanken ein herzliches “Zieh Leine!” zu. Der Kerl verdiente Kendra nicht.
“Ich werd es ihm zeigen, das schwöre ich”, zischte Kendra, während sie sich mit dem Ärmel ihres bananengelben T-Shirts die Augen wischte. “Ich kann sein Spielchen auch spielen. Sein aufgeblasenes Ego wird zu nichts zusammenschrumpfen, wenn er mich mit einem anderen
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