Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
Sonnenbrille.
“Ja. Sie findet erst am Nachmittag statt.” Ihr war klar, dass er sich ziemlich elend fühlen musste, obwohl man es ihm nicht anmerkte. Irgendwie fühlte sie sich schuldig. “Aber ich weiß nicht, ob wir es machen sollten. Vielleicht nimmst du einfach einen Tag frei.”
“Mir geht’s prima”, versicherte er ihr. “Aber du siehst müde aus. Hast du vergangene Nacht nicht gut geschlafen?”
Kylie hatte fast überhaupt nicht geschlafen, weil sie ständig an den Kuss denken musste. Ruhelos hatte sie sich in ihrem breiten Bett herumgewälzt.
Ihr Handy klingelte und ersparte ihr die Antwort auf seine Frage. “Entschuldige mich einen Moment.”
“Kein Problem.”
Kylie entfernte sich einige Schritte, dankbar für die Ablenkung. Sie hoffte, dass am anderen Ende der Leitung nicht noch jemand aus einer weiteren Buchhandlung einen Termin ausmachen wollte. Obwohl Dexter so tat, als ginge es ihm gut, hatte sie nicht vor, ihn zu sehr zu belasten.
Doch am Telefon meldete sich kein Buchhändler, sondern ihr Bruder.
“Was zum Teufel ist eigentlich los, Kylie?”, fragte Evan.
Sie freute sich, seine Stimme zu hören, auch wenn er nicht besonders fröhlich klang. Er lebte. Das war alles, was zählte. Denn sie war knapp davor gewesen, ihn zu verlieren.
“Hallo, Evan. Wie geht es dir?”
“Ich bin etwas durcheinander. Ich habe gerade mit dem echten Harry Hanover telefoniert. Er ist nicht mit dir auf Buchtour in Ohio. Wer also ist es?”
“Er heißt Dexter Kane und tut ‘Handy Press’ einen kleinen Gefallen.”
“Was für einen Gefallen?”
“Er spielt Harry Hanover.”
Evan schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: “Du lieber Himmel, Kylie, was hast du da bloß ausgeheckt?”
Sie lächelte, weil sie diesen Tonfall in seiner Stimme schon so lange kannte. Evan und sie waren charakterlich das genaue Gegenteil. Er war zuverlässig und pragmatisch, während sie impulsiv und kreativ war. Trotz dieser Unterschiede kamen sie gut miteinander aus. Und durch seine Krankheit waren sie sich noch näher gekommen.
Glücklicherweise lag diese schwere Zeit hinter ihnen. Und mit seiner kleinen Irritation bezüglich Harry Hanover konnte sie umgehen.
“Es funktioniert bestens, Evan”, versicherte sie ihm. “Dexter macht seinen Job wirklich gut. Du hättest ihn gestern im Radio hören sollen. Selbst du hättest nicht gemerkt, dass er das Buch ‘Achtung, fertig – Liebe!’ nicht selbst geschrieben hat.”
“Radio?”, echote Evan. “Du meine Güte. Das ist ja schlimmer, als ich befürchtet habe. Kylie, hast du jemals darüber nachgedacht, dass das Betrug ist? Du kannst nicht einfach irgendeinen Kerl engagieren und ihn als Harry Hanover ausgeben.”
“Ich habe ihn bei einer Begleitagentur gemietet”, entgegnete sie.
“Er ist ein Gigolo?” Evan war entsetzt.
“Er bevorzugt den Begriff ‘Begleiter’.”
“Das ist mir egal! Erstens ist er kein Schriftsteller, und zweitens finde ich es überhaupt nicht lustig, dass meine große Schwester Tag und Nacht mit einem Gigolo verbringt.”
“Wir haben getrennte Zimmer.”
“Das beruhigt mich überhaupt nicht. Gestern Abend hat mich irgend so eine Reporterin aus Cleveland angerufen, um mich über die heiße Affäre auszuquetschen, die die Pressefrau von ‘Handy Press’ mit einem Autor haben soll.”
Kylie zuckte zusammen. “Sie hat dich angerufen?”
“Ja. Sie hat mir außerdem den Artikel zugefaxt, den sie im ‘Plain Dealer’ veröffentlicht hat. Hast du ihn bereits gelesen?”
“Nein. Ich war zu beschäftigt.”
“Ich hoffe, du meinst das nicht zweideutig.”
“Hör mal, weshalb verdächtigst du mich?”
“Weil in dem Artikel steht, dass ihr beide die Hände nicht voneinander lassen könnt. Es hört sich an, als hättet ihr mitten im Einkaufszentrum Sex gehabt.”
“Das ist maßlos übertrieben”, antwortete Kylie, doch sie konnte nicht verhindern, dass Verlangen in ihr aufstieg, als sie an den Kuss und die Möglichkeiten dachte, die der PR-Gag eröffnete. Wenn schon die Reporterin so angetan war – was sagten dann die Kundinnen in den Buchläden dazu?
“Kylie, komm nach Hause”, forderte Evan. “Wir sagen den Rest der Promotiontour ab. ‘Handy Press’ wird niemals ein erfolgreicher Verlag werden. Lass uns die Verluste minimieren. Ich denke, es wäre das Beste für uns alle.”
“Nein.” Ihre Weigerung kam spontan und entschieden. Die Resignation, die sie bei ihrem Bruder heraushörte, war ihr fremd. Sie kämpfte für
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