Tiffany Lieben & Lachen Band 0013 (German Edition)
nun mitten auf einer Weide, neugierig beäugt von einer Herde schwarzbunter Kühe. Er streifte die Fallschirmspringerausrüstung ab und sah sich nach seinem Bruder Dexter um. Den hatte er zum letzten Mal in dreizehntausend Fuß Höhe über dem Meeresboden gesehen, kurz bevor sie beide auf Anordnung ihres Großvaters aus dem Flugzeug gesprungen waren.
Doch er konnte seinen Bruder nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich war er auf einem anderen Feld gelandet. Sam machte sich keine Sorgen um ihn. Dexter landete immer auf den Füßen. Seit er denken konnte, war sein Bruder immer gerade dabei, irgendein Ziel zu erreichen. Auf der Highschool hatte er zu den besten Absolventen gezählt und anschließend hatte er an einer bekannten Eliteuniversität studiert. Dexter schien den Erfolg gepachtet zu haben.
Sam dagegen nicht.
Mithilfe des kniehohen Grases befreite er seine Stiefel vom stinkenden Kuhdung. Er nahm sich vor, diesmal nicht den Kürzeren zu ziehen. Denn zum ersten Mal hatten sie beide die gleiche Voraussetzung, das Spiel zu gewinnen. Ihr Großvater, Amos Kane, hatte verkündet, er wolle sich zur Ruhe setzen und werde die Firma einem der Brüder übergeben. Getreu seinem Spitznamen, Crazy Amos, hatte er sich dazu einen verrückten Wettbewerb ausgedacht. Derjenige seiner Enkel, der dabei die Nase vorn haben würde, sollte das Unternehmen erben.
Sam konnte es immer noch nicht fassen, dass sein Großvater ihnen zumutete, eine Realversion des Brettspiels “Chamäleon” zu spielen, bei dem es darum ging, Karriere zu machen. Die Teilnehmer mussten jeweils verschiedene neue Jobs annehmen, um die Straße des Erfolgs zu betreten. Das Brettspiel hatte die “Kane Corporation” berühmt und reich gemacht.
Sam hatte immer angenommen, dass sein Bruder Dexter die Firma automatisch erben würde. Immerhin war er derjenige mit dem Universitätsabschluss und dem ausgeprägten Talent, mit Zahlen zu jonglieren. Sam dagegen hatte die Highschool abgebrochen und hatte sich danach von Job zu Job gehangelt, ehe er zum Kreativteam der Entwicklungsabteilung der “Kane Corporation” gestoßen war.
Das war für ihn der perfekte Job. Seine neuen Ideen waren gefragt, und er konnte sie entwickeln, wann immer er wollte, weil er nicht an feste Bürozeiten gebunden war. Er musste auch keine endlosen Berichte verfassen. Es hatte sich für das Unternehmen ausgezahlt, ihn zu engagieren. Seit Sam mit an Bord war, hatte seine Abteilung ihre Produktivität um zwanzig Prozent gesteigert.
Alles wurde jedoch auf den Prüfstand gestellt, als Amos verkündete, er wolle sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen und die Firma jenem Enkelsohn vermachen, der “Chamäleon” im wahren Leben am erfolgreichsten spielen würde. Wie hieß es so schön in dem Song? “The Winner Takes It All” – der Sieger kriegt alles.
Während sein älterer Bruder über die Diplome verfügte, war Sam die geborene Führungskraft und besaß das Talent, Dinge, die ihm Probleme bereiten könnten, einfach zu delegieren. Im Übrigen gehörten zur Leitung eines Unternehmens mehr als Buchhaltung und Jahresplanung. Es brauchte Kreativität und Freude am Umgang mit Menschen, dazu eine gehörige Portion Glück.
Sam ließ den neonblauen Fallschirm auf der Wiese zurück, winkte den Kühen zu und joggte hinüber zum Gatter. Donnergrollen war zu hören. Anscheinend würde dieses Spiel mit ein paar Schwierigkeiten beginnen. Doch Sam hatte nicht vor, gleich aufzugeben. Zu lange hatte er sich gefühlt, als liefe er immer drei Schritte hinter Dexter drein, ohne jemals die Chance zu erhalten gleichzuziehen. Zu lange hatte er so getan, als machte ihm dies nichts aus.
Aber es machte ihm etwas aus! Sam wollte im Leben etwas erreichen. Dank der Initiative seines Großvaters bekam er nun die Gelegenheit zu beweisen, dass auch er etwas konnte. Wenn er das Spiel gewann, wurde er Eigentümer eines Unternehmens, das zu den Top 500 der USA gehörte. Der Gedanke beflügelte ihn und machte ihm gleichzeitig ein bisschen Angst. Denn es gab einen Grund, weshalb er mit Dexter auf akademischem Gebiet nie hatte mithalten können. Derselbe Grund hielt ihn davon ab, mit Dexter in der Geschäftswelt zu konkurrieren. Doch er wusste, dass er einen Schritt nach dem anderen machen musste, so, wie er es schon sein ganzes Leben lang getan hatte.
Ein Blitz zuckte über den düsteren Himmel, als Sam das Aluminiumgatter erreichte und die Kette löste. Gleich darauf fielen die ersten dicken Regentropfen. Er schloss das
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