TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
sollten Sie ihm vielleicht ein neues Herrchen oder Frauchen suchen.
Bitte glauben Sie mir, dass ich Ihre unglückliche Situation bedauere. Ich wünschte, Wilderness Constructions könnte Ihnen in dieser schweren Zeit behilflich sein, aber wir sind einfach nicht dazu in der Lage.
Die Lupinen und der Rittersporn müssten sich von Ihnen ab- und der Sonne zuwenden. Sie sollten sich allerdings auf die Möglichkeit gefasst machen, dass die Pflanzen vielleicht schon nicht mehr zu retten sind.
Sunny O’Brien am 15. Mai an Colin Blalock per Telegramm.
Okay. Pflanzen der Sonne zugewendet. Sie hören von meinem Anwalt.
Sunnys grüne Augen blitzten. Rastlos marschierte sie durch die Wohnung, die sie auf Dexters Wunsch ganz in Blau, Grau und Weiß gestrichen hatte. Ihr rotes Haar und ihre grünen Augen passten nicht dazu, und zwischen den schweren alten Möbeln war sie sich immer wie eine Zwergin vorgekommen. Im Badezimmerspiegel konnte sie sich nur von der Nase aufwärts sehen. Sie traf ja nicht einmal den Papierkorb!
In dieser Wohnung fühlte sie sich nicht zu Hause, und ihr Cottage erschien ihr eher wie ein Auffanglager. Dabei war nichts wichtiger für sie als ein eigenes Zuhause. Doch der letzte Ort, wo sie sich das wünschte, war auf dem Land, aber in New York konnte sie sich keine Wohnung leisten, bis sie das Cottage verkauft hatte, das Dexter und sie bei einem Skiwochenende in Vermont erworben hatten. Sie hatten sich miteinander gelangweilt, und das Cottage schien ihnen eine gute Investition zu sein. In der Annonce hatte gestanden: „Sehr idyllisch, benötigt Renovierung.“ Und ob es das benötigte!
Sunny ließ sich auf das graue Sofa fallen und zog die Beine unter sich. Babe Ruth jagte Blalocks letztem zusammengeknüllten Brief nach und brachte ihn zurück. Schwanzwedelnd und hechelnd stand er vor ihr, bevor er mit einem Satz zu ihr aufs Sofa sprang. Den Brief brachte er mit, und sie zerknüllte ihn in der Faust.
Sie würde dem Cottage die liebevolle Pflege geben, die es verdiente, und darin leben, bis sich ein Käufer fand. Langweilig würde es ihr dort bestimmt nicht werden, denn viele Leute verbrachten den Sommer in Vermont. Vielleicht blieb sie sogar noch bis zum Herbst. Ihr war alles recht, solange sie bloß bis zum fünfzehnten Juli aus ihrer Wohnung ausziehen konnte. Aber wie konnte sie Blalock dazu bringen, die Arbeit an ihrem Cottage wieder aufzunehmen?
Was für ein eigensinniger Mann! Sie konnte ihn sich gut vorstellen – groß und massig, unrasiert und nicht allzu sauber höchstwahrscheinlich –, wie er sich in seinem engen, unordentlichen Büro an einem verkratzten Schreibtisch niederließ, um einen weiteren seiner frustrierenden Briefe an sie zu verfassen.
Langsam glättete sie den letzten Brief, der jetzt feucht von Babes Speichel war. Teures, cremefarbenes Papier. Ein schlichter, eleganter Briefkopf. Eine schwungvolle, saubere Schrift, die unverkennbar männlich war. Das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, war möglicherweise doch etwas schief. Denn würde der Mann, den sie sich vorgestellt hatte, nicht eher einen simplen Schreibblock benutzen?
Und seine Stimme am Telefon – sie war tief, weich und merkwürdig beruhigend gewesen. Aber vielleicht verbesserte es ja die Qualität einer Männerstimme, durch einen dichten, verfilzten Bart zu reden.
Sunny merkte, dass Babe ihre Bewegungen aufmerksam verfolgte. „Zeit zum Gassigehen?“, fragte sie. „Gut, dass du das erwähnst. Ich hätte es sonst vergessen.“ Sie nahm Babes rotkarierte Leine aus der Tasche und steckte Schlüssel, Plastiktüten und sein Spielzeug ein, einen Hotdog aus Gummi. Babe tobte begeistert durch die Wohnung, bevor er sich dann gehorsam anleinen ließ.
Sie bückte sich, damit er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze geben konnte. „Es ist warm heute Abend, da genügt bestimmt dein rotes Halstuch. Also lass uns gehen. Und heute keine Beißereien!“, warnte sie ihn. „Dieser Ausflug in den Park ist strikt geschäftlich.“
Babe hielt sich an die Abmachung. Abgesehen von einem sinnlosen Sprung nach einem Irischen Wolfshund, der fünfmal so groß und zehnmal so schwer wie er war, beherrschte er seine Angriffslust. Am Washington Square bog Sunny in Richtung Waverly Place ab. Ein Stück weiter fiel ihr Blick dann auf das Fenster einer Buchhandlung, und sie betrachtete die ausgestellten Titel.
„Wie setze ich mich durch im Leben?“, las sie. „Mein gutes Recht. Wie gelange ich zu einem Kompromiss?“ Es waren
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