TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 01 - CHERYL ANNE PORTER, JOANN ROSS
seit er wusste, dass Marielle Sunny nicht mit Dexter im Bett erwischt hatte, fühlte er sich erheblich besser.
Inzwischen wusste er mehr über die Charaktere dieser Seifenoper, als er zugegeben hätte. Seine Mutter hatte wie üblich am Fenster gesessen, als eine „hübsche Rothaarige“ und ein „großer, dünner, mürrisch blickender Mann“ gekommen waren, um sich das Cottage anzusehen. Der Mann hatte einen Skianzug getragen, bei dem von der Wollmütze bis zur Stiefelspitze alles perfekt zusammenpasste. Und seit seine Mutter wusste, dass die zierliche junge Frau von diesem mürrischen, perfekt gestylten Mann geschieden war, bestürmte sie Colin unablässig, die Bekanntschaft dieser Frau zu machen.
Die Kündigung des Auftrags war ihm daher fast wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen. Seine Mutter bedrängte ihn nicht mehr, und er kam schneller mit dem Auftrag bei den Larribees voran. Endlich konnte er wieder arbeiten, wo er wollte, und Frauen kennenlernen, die er sich selbst ausgesucht hatte.
Sein Lächeln verblasste. Gestern Abend war er mit einer Lehrerin aus South Latham ausgegangen. Gegen zehn war es ihm bereits wie die längste Verabredung erschienen, die er je gehabt hatte. Es war kein Abend gewesen, der dazu bestimmt war, vergnüglich im Bett zu enden, und er fand es höchste Zeit, mal wieder mit einer gut aussehenden, liebevollen, begeisterungsfähigen Frau den Abend zu verbringen – und die Nacht.
Aber nicht mit einer frechen, taktlosen, besserwisserischen New Yorkerin wie Sunny O’Brien, ganz gleich, wie hübsch seine Mutter sie auch finden mochte. Nur keine weitere Lisa!
Sunny O’Brien am 12. Mai an Colin Blalock:
Lieber Colin,
Sie haben einfach aufgelegt, Sie Feigling! Ich habe versucht, zurückzurufen, aber natürlich steht Ihre Privatnummer nicht im Telefonbuch. Wie erreicht man Sie, wenn man Sie braucht? Sagen Sie jetzt bloß nicht, Ihr Nein sei ernst gemeint gewesen! Sie könnten mir doch wenigstens die Küche, ein Schlafzimmer und ein Bad bis zum ersten Juli renovieren!
Ich habe Tapeten und Dekorationsstoffe gekauft. Eine Näherin in Brooklyn säumt mir per Hand die Organdyvorhänge, die ich für die Fenster ausgesucht habe. Schweizer Baumwolle kostet ein Vermögen, selbst mit meinem Rabatt als Dekorateurin! Ich habe Farbe für den Wandanstrich besorgt. Außerdem habe ich sechzehn Edellupinen und Rittersporne für das Haus gekauft, die mich von jedem Fensterbrett dieses verdammten Apartments voller grauer Möbel und hässlicher Erinnerungen anstarren!
Ich bin eine kranke Frau, Mr. Blalock. Ich brauche Ruhe und Frieden, frische, kühle Luft und einen Garten, in dem ich Babe Ruth anbinden kann. Rufen Sie mich per R-Gespräch an, um mir zu sagen, dass Sie es nicht ernst gemeint haben!
Falls es Sie interessiert: Dexter und Marielle sind wieder zusammen, nach all dem Ärger, den sie mir bereitet hat! Können Sie sich das vorstellen?
„Das arme Mädchen“, sagte Margaret Blalock. „Wer ist Marielle?“
„Der arme Hund“, murmelte Colin. „Niemand, den du kennst“, fügte er in Bezug auf Marielle hinzu. Wenn seine Mutter die Geschichte von Sunny, Dexter und Marielle erfuhr, würde sie nie das Essen auf den Tisch bringen, und aus der Küche drangen höchst verführerische Düfte. „Weißt du“, sagte er versonnen, „ich würde den Hund gern nehmen, damit er ein anständiges Zuhause hat.“
Margaret Blalock warf ihrem Sohn einen missbilligenden Blick zu. „Colin, du bist dreiunddreißig, intelligent und sehr erfolgreich.“ Nach einem zweiten Blick auf ihn fuhr sie nicht mehr ganz so vorwurfsvoll fort: „Und noch erheblich mehr als attraktiv, Colin. Du hast die blauen Augen der Blalocks nicht geerbt, um sie auf einen Hund zu richten. Was du brauchst, ist eine neue Frau.“
Colin seufzte. Er brauchte Sex, und keine neue Frau … Andererseits gingen in diesem winzigen Ort in Vermont, wo jeder alles über jeden wusste, Sex und Ehe erstaunlich häufig Hand in Hand. Doch die Vorstellung, ein so aufdringliches Frauenzimmer wie diese Suzann O’Brien zu heiraten, war schlichtweg absurd.
Colin Blalock am 13. Mai an Sunny O’Brien:
Es war mir sogar todernst, und ich habe keine Zeit, mit Ihnen am Telefon darüber zu diskutieren. Das Spezialgebiet unserer Firma ist die Renovierung alter Gebäude, und deshalb sind wir sehr gefragt. Ich kann das Woodbine-Cottage nicht eher renovieren, bis ich meine anderen Verpflichtungen erfüllt habe. Wenn Sie nicht gern mit Dexters Hund spazierengehen,
Weitere Kostenlose Bücher