TIFFANY SEXY Band 59
würde, doch als sie ihr Kissen umarmte und Seans Duft einatmete, sandte ihr Herz ein kleines Gebet zum Himmel.
Eine Stunde. Nur eine Stunde mit den beiden Menschen, die sie am meisten liebte. Wenn dieser Wunsch in Erfüllung ginge, würde sie vier neue Obdachlosenunterkünfte errichten lassen und sich für drei Prozent mehr Lohn für die Müllarbeiter einsetzen, was sie bisher strikt abgelehnt hatte.
Ihr Wunsch wurde beinahe wahr. Sean stand mittags mit Blumen für ihre Mutter und sie an der Tür. Genau siebenunddreißig Minuten lang saß er mit ihnen am Kreuzworträtsel der Sonntagszeitung, bevor sein Handy klingelte.
„Eine Sekunde“, sagte er entschuldigend und zog sich zum Telefonieren in den Flur zurück. Cleo wollte das Gespräch nicht belauschen, aber sie hörte dennoch, wie er Mrs. Ward von den West Side Ladies mitteilte, dass er an diesem Tag nicht zum Treffen der Gruppe kommen könne.
Als er sich wieder neben sie setzte, starrte Cleo auf das Kreuzworträtsel. Er war nicht wie Danny, er war nicht annähernd so wie Danny. Sie liebte, was Sean für sie tat, und konnte beurteilen, wie viel er aufgab, um mit ihr zusammen zu sein. Sie wusste das vielleicht mehr als die meisten Menschen zu schätzen.
Ein paar Minuten später klingelte sein Handy wieder. Er entschuldigte sich nochmals. Diesmal dauerte das Telefonat länger. Sein Chef. Als Sean ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah Cleo ihn an.
„Das war dienstlich?“
Er nickte. „Morgen beginnt der Prozess im Fall Davies. Mein Chef ist übernervös.“
„Es steht wohl viel auf dem Spiel?“
„Nur Geld“, wiegelte er ab.
„Musst du gehen?“, fragte Cleo.
„Nein“, antwortete er. Da klingelte sein Handy wieder. Diesmal fluchte er unterdrückt. „Ich muss wohl doch gehen.“
„Das ist in Ordnung.“ Ihr war ohnehin unbehaglich bei dem Gedanken, dass er ihretwegen etwas aufgab, das ihm wichtig war.
„Ich melde mich später bei dir“, sagte er. Er küsste Rachel Hollings die Hand. Vor der Wohnungstür nahm er Cleo in die Arme und küsste mehr als ihre Hand.
„Danke“, sagte Cleo, als sie sich voneinander lösten. „Danke für alles.“
Er lächelte frech. „Du kannst gern darüber nachdenken, wie du mich für alles entschädigst.“ Dann ging er und überließ es ihr, sich all die kreativen Möglichkeiten durch den Kopf gehen zu lassen.
Während der nächsten Woche bekamen Cleo und Sean sich kaum zu Gesicht. Sean stand wegen des Prozesses unter Druck, und sie musste den Bürgermeister vertreten, der auf Dienstreise war. Außer über ein paar abgehackte Voicemails in den frühen Morgenstunden hörten sie kaum voneinander.
Es war nicht genug.
Am Donnerstagmorgen schafften sie es endlich, sich auf einen Kaffee zu treffen. Anstatt wenigstens dieses kurze Beisammensein zu genießen, gerieten sie in einen albernen Streit über Müllrecycling.
Es war zum Verzweifeln.
Als Cleo am Abend in ihr Büro kam, lag eine rote Rose auf ihrem Schreibtisch. Keine Karte, keine Nachricht, nur die einzelne Blume. Cleo schloss die Tür ab, sank müde auf ihren Stuhl und legte still den Kopf auf den Schreibtisch. Nur dass diesmal keine Träume kamen, sondern Tränen.
Sie weinte sonst nicht. Tränen waren etwas für Schwache, doch dies war nicht fair. Die ganze Woche über hatte sie Seans Stimme angemerkt, dass er mit jedem Tag angespannter wurde. Jeden Tag hatte sie sich gesagt, dass sie sich nicht schuldig fühlen sollte, aber es half nicht. Ihr Leben war das reinste Chaos, und es färbte auf sein Leben ab.
Es war nicht fair.
Allmählich versiegten die Tränen. Cleo schaute in den Spiegel und beseitigte die verräterischen Spuren in ihrem Gesicht. Kurz darauf rief Sean an.
„Wie geht es dir?“, fragte er. „Bist du sauer?“
„Danke für die Rose.“
„Es tut mir leid wegen heute Morgen.“
„Du warst müde. Ich war müde. Da passiert so etwas schon mal“, beruhigte sie ihn.
„Mir normalerweise nicht“, entgegnete er. „Was steht heute Abend auf deinem Terminkalender?“
Cleo schloss die Augen. „Ein Dinner mit den Stadträten aus Queens. Reine Routine. Und was machst du?“
„Ich muss in der Bar aushelfen. Ich habe es Gabe versprochen. Tessa hat endlich seinen Heiratsantrag angenommen, und deshalb wollen sie heute Abend feiern. Gabe ist sehr glücklich.“
Cleo brachte ein Lächeln zustande. „Das ist ja großartig. Richte den beiden meinen Glückwunsch aus. Wir sehen uns morgen.“ Sie konnte es kaum abwarten.
„Versprochen?“,
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