TIFFANY SEXY Band 59
fragte er.
„Versprochen.“
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja“, log sie. „Ich bin nur müde.“
„Schlaf heute Nacht mal richtig. Und … Cleo?“
„Ja?“
„Wirst du von mir träumen?“
„Ich verspreche es.“
Cleos Dinner mit den Stadträten endete dramatisch. Wegen eines Feueralarms in einem siebenundzwanzigstöckigen Wohnhaus in der Bronx wurde sie abberufen. Sie informierte ihren Onkel und sagte ihm, dass es ungewiss sei, wann sie zu Hause sein würde.
Auf dem Weg zum Schauplatz der Katastrophe erfuhr sie über Funk, dass vier Familien vermisst wurden und dass zwei Feuerwehrmänner mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.
In solchen Momenten empfand sie ihr Amt als unerträgliche Bürde.
Der Brand dauerte mehrere Stunden. Viele lange Stunden, bis die letzten Bewohner gerettet wurden und das Feuer unter Kontrolle gebracht werden konnte. Die Sonne ging bereits auf und schien rosa durch den dichten grauen Rauch. Asche wirbelte wie Konfetti durch die Luft. Cleo sorgte mit Unterstützung der Mitarbeiter des Roten Kreuzes für Notunterkünfte für die plötzlich obdachlosen Mieter und ließ sie mit Bussen in Sicherheit bringen. Gegen vier Uhr morgens stellte sie sich den Fragen der Reporter. Danach konnte sie endlich gehen. Ihre Kleidung war grau, sie hatte ihren Geruchssinn verloren, und in weniger als zwei Stunden musste sie in ihrem Büro sein. Die Feuerwehrleute sammelten ihre Geräte ein, nur die Fassade eines zerstörten Gebäudes blieb zurück. Alles war wieder unter Kontrolle, nur sie selbst nicht. Still stieg sie in ihren Wagen und ließ sich nach Hause bringen.
„Elliott?“, rief sie, als sie die Wohnungstür aufschloss.
„Er ist schlafen gegangen.“
„Sean!“
Cleo fühlte sich schmutzig und leer. Sie hatte nicht die Kraft, Sean auf Abstand zu halten, und noch weniger den Willen. „Du solltest nicht hier sein“, meinte sie und strich sich müde über ihr aschebedecktes Gesicht. „Du hast morgen einen Prozess, und dein Bruder … Oh verdammt! Du solltest Gabe doch vertreten, weil er mit Tessa feiern wollte.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Den beiden geht es gut“, versicherte er ihr.
Cleo war den Tränen schon nahe. Sie presste die Lippen zusammen, weil sie nicht wieder weinen wollte. Es machte sie krank, dass er seine Familie vernachlässigte, um sich um ihre zu kümmern.
„Du siehst mitgenommen aus“, stellte er besorgt fest. „Warum legst du dich nicht hin? Du brauchst Ruhe. Wenigstens eine halbe Stunde. Ich werde dich rechtzeitig wecken.“
Cleo wollte ihn fortschicken, aber was sollte sie ohne ihn machen? Sie brauchte ihn wie die Luft zum Atmen. „Versprichst du es?“
Er nickte. Obwohl sie wusste, dass er log, legte sie sich aufs Sofa und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Sie schniefte. Nur einmal, weil sie sich niemals erlauben würde, in Gegenwart eines anderen Menschen zu weinen. Er streichelte ihr Haar, und sie schniefte noch einmal, weil er es ihr sehr schwer machte. Sie hätte ein drittes Mal geschnieft, als er seine Lippen an ihr Haar drückte, doch zum Glück bekam sie davon nichts mehr mit.
Cleo Hollings, stellvertretende Bürgermeisterin von New York, schlief tief und fest.
Der Freitag verlief nicht weniger stressig als die Tage davor. Nachmittags, als Cleo gerade den Eindruck hatte, dass sich die Lage entspannte, rief Mrs. Catsoulis, die Betreuerin, an.
„Ihre Mutter ist weg.“
Cleos Herzschlag setzte aus. „Was heißt weg?“
„Ich war in der Küche und habe Lunch vorbereitet. Da muss sie die Wohnung verlassen haben, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich habe im ganzen Haus nach ihr gesucht, und Ihr Onkel hilft mir, aber, Miss Hollings, ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie herkämen.“
Jetzt nur keine Panik, dachte sie und atmete tief durch. „Ich bin gleich da“, sagte sie, schnappte sich ihren Mantel und ihre Tasche und meldete sich im Vorbeieilen bei ihrer Sekretärin für den Rest des Tages ab.
Einer Eingebung folgend, wies sie ihren Chauffeur an, zum Central Park zu fahren. Dort ging ihre Mutter immer gern spazieren. Von unterwegs informierte sie die zuständige Polizeiwache. Sie wusste, was sie zu tun hatte, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr kalter Schweiß ausbrach.
Besorgt beobachtete sie das Wetter. Die Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt. Dunkle Wolken zogen heran. Cleo betete, dass der Regen noch eine Weile auf sich warten lassen würde. Ihre Mutter
Weitere Kostenlose Bücher