TIFFANY SEXY Band 59
langen Spaziergang mit ihrer Mutter unternehmen.
„Dann ein andermal“, meinte Sean und küsste sie.
Cleo schloss die Augen. Wenn er sie küsste, schien alles so vertraut, so leicht, so einfach. Seine Lippen konnten gefährlich überzeugend sein. Verzweifelt klammerte sie sich an ihn. Die härteste Frau von New York klammerte sich an einen Mann, als ob sie ihn brauchte.
Die Tür ging auf. Sofort ließ Cleo Sean los.
„Cleo. Tut mir leid zu stören, aber wir brauchen dich oben“, sagte ihr Onkel.
Sean begleitete sie in den Hausflur und stellte sich lächelnd vor. „Hallo. Ich bin Sean O’Sullivan.“
„Elliott Macguire, Cleos Onkel.“
Cleo schaute Sean an und sah dann an der Treppe vorbei zum kleinen Fahrstuhl. Einerseits wollte sie Sean nicht mit ihrem Onkel allein lassen, andererseits war sie nicht bereit, ihn mit nach oben zu nehmen.
„Wir sehen uns später, Sean. Danke. Für alles.“ Es klang wie eine Entlassung, was sie auch so beabsichtigte.
Sean rührte sich nicht vom Fleck. „Ich kann dir helfen, Cleo.“
„Geh nach Hause, Sean. Ich mag mein Leben so, wie es ist“, erklärte sie fest. Sie würde nicht nachgeben, egal, wie viel Kraft es sie kostete, ihn fortzuschicken.
„Ich habe dich nicht gebeten, es zu ändern. Kann ich dich morgen anrufen?“
Sie sollte Nein sagen. Sie sollte die Sache endlich beenden. Die Worte lagen ihr sogar schon auf der Zunge, aber zugleich brannten ihre Lippen noch von seinem Kuss. Sie hatte gewusst, dass der Kuss gefährlich war. „Ruf mich auf dem Handy an. Ich werde nicht die ganze Zeit zu Hause sein.“
Sean machte sich Vorwürfe, dass er Cleo zu sehr bedrängt hatte. Er hätte warten sollen. Irgendwann wäre sie von selbst gekommen.
Wahrscheinlich am Sankt-Nimmerleins-Tag.
Ihr Onkel beobachtete ihn mitleidig. „Sie sind mutig. Ich wünschte, sie würde sich von Ihnen helfen lassen. Wir könnten Unterstützung gebrauchen.“
Sean überlegte, ob es klug war, sich mit ihrem Onkel über dieses Thema zu unterhalten. Cleo würde sich aufregen, wenn sie es erführe, doch wenn Elliott sie gut kannte, würde er es ihr nicht erzählen.
„Cleos Mutter ist Ihre Schwester?“, fragte er.
Elliott nickte.
„Ich will nicht aufdringlich sein, aber in welcher Verfassung ist Ihre Schwester?“
„In keiner guten. Es ist furchtbar, Rachel so abbauen zu sehen. An manchen Tagen ist sie mobil und ziemlich klar, doch seit zwei Jahren geht es stetig bergab. Es ist hart für mich, hart für Cleo, trotzdem will sie nicht aufgeben. Ich bringe das Thema nicht oft zur Sprache, obwohl ich allmählich an meine Grenzen stoße. Schließlich bin ich auch nicht mehr der Jüngste.“
Sean reichte ihm seine Visitenkarte. „Darf ich Sie um etwas bitten? Würden Sie mich anrufen, wenn Sie oder Cleo Hilfe brauchen? Sie wird wütend sein, aber ich nehme die Schuld auf mich. Sie wird mir verzeihen. Hoffe ich.“
„Cleo hat nichts von Ihnen erzählt. Sie mögen sie?“
Sean versuchte nicht einmal, es zu leugnen. „Mehr, als sie weiß.“
Elliott musterte ihn, und anscheinend bestand er den Test.
„Ich melde mich.“
Samstag war kein einfacher Tag. Ihre Mutter verweigerte das Essen, was noch nie vorgekommen war. Cleo backte Zuckerkekse, machte Rührei, briet Speck und grillte ein Hähnchen. Ihre Mutter sah nur auf den Teller, schaute ihre Tochter an und sagte stur: „Nein.“
„Gibt es nichts, was ich für dich machen kann?“
Ihre Mutter schaute aus dem Fenster. „Wir könnten zusammen spazieren gehen. Es ist ein wundervoller Tag für einen Spaziergang.“
„Es ist zu kalt, Mom.“
„Ich werde einen Mantel anziehen.“
„Es sind zwei Grad unter Null.“
„Das macht mir nichts aus. Als wir Kinder waren, haben Elliott, du und ich einmal im Pyjama einen Schneemann gebaut. Kannst du dich daran erinnern, Margaret?“
Cleo nickte. Insgeheim fragte sie sich, warum ihre Mutter sich an ihre Schwester erinnern konnte, aber ihre einzige Tochter vergaß. Auch wenn sie wusste, dass die Krankheit daran schuld war, tat es weh.
Sie versuchte ihre Mutter zum Fernsehen zu überreden, holte ein Kreuzworträtsel, doch was sie auch tat, es funktionierte nicht. Wieder einmal kam sie sich hilflos vor.
Am Nachmittag rief Sean an. „Ich stehe unten vor dem Haus mit heißer Schokolade, Kaffee, Sandwiches, Sushi, Bagels mit Frischkäse, ein paar Körben voller Blumen, Pralinen und ein paar DVDs. Da ich nicht wusste, ob ich eher nach Action- und Abenteuerfilmen oder doch lieber nach
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