TIFFANY SEXY Band 59
unerwünschte Anteilnahme zu erwecken. „Meine Mutter ist in Ohio. Ich bin ein Einzelkind. Und hier habe ich bisher noch keine Freundschaften geschlossen.“
Zach verfolgte das Thema Familie nicht weiter und ließ auch absolut kein Mitgefühl erkennen. „Ich dachte, wir wären Freunde.“
Sie warf ihm einen Blick zu.
„Sind wir das denn nicht?“
„Ich weiß nicht.“
„Dann lass uns was zusammen unternehmen, damit du es herausfinden kannst.“
„Ich kann nicht. Ich muss das Haus meiner Großmutter ausräumen, denn ich muss es verkaufen, und ich habe nur noch einen Monat hier.“
„Du denkst, du könntest Santa Rey verlassen, ohne dich in diese Stadt verliebt zu haben oder in die Menschen hier?“
Brooke wünschte, ihr fiele eine schlagfertige Antwort darauf ein, aber Tatsache war, dass sie sich mit jeder Nacht in Grandmas Haus ein bisschen mehr darin verliebte. „Ich weiß nicht.“
„Vielleicht solltest du mal mit mir surfen gehen.“
„Ich bin ziemlich unkoordiniert.“
„Und ich ein guter Lehrer.“
Das bezweifelte sie nicht.
„Na komm, sag Ja. Ein bisschen Spaß hat noch niemandem geschadet.“ Zach lächelte. „Vielleicht solltest du mal loslassen und einfach mal frei und ungezwungen sein.“
„Frei und ungezwungen. Ist es das, was du bist?“
„Wenn ich kann“, erwiderte er achselzuckend. „Aber mal loszulassen und dich zu entspannen ist wohl nicht dein Ding, vermute ich.“
„Ich wüsste gar nicht, wie das geht“, gestand sie, während sie sich etwas verlegen das Haar hinter die Ohren strich.
Zach trat näher und nahm ihre Hände in seine, und wieder knisterte es heftig zwischen ihnen. „Vielleicht wird es Zeit, einmal darüber nachzudenken“, sagte er und strich ihr mit dem Finger übers Ohr, worauf ein wohliges Erschauern sie durchrieselte. Dann, mit einem Blick, der ihr nahezu die Haut versengte, wandte er sich ab und ging.
Brooke konnte gerade noch verhindern, dass ihre Knie ihr den Dienst versagten. Er wollte, dass sie sich entspannte? Das würde wohl kaum geschehen, und das nicht nur, weil er sie auf solch unvorhersehbare Weise aus der Fassung brachte. Sich zu entspannen, sich gehen zu lassen waren Begriffe, die ihr völlig fremd waren. Was immer auch ihre geheimsten Wünsche waren, sie hatte Verpflichtungen, die ihr keine Zeit ließen, sich zu entspannen.
Während der ganzen Heimfahrt und auch später auf dem Dachboden, als sie ihre Arbeit dort beendete, dachte sie darüber nach. Sie machte sich Gedanken darüber und gab sich Fantasien darüber hin, wie es wäre, sich tatsächlich zu entspannen – mit Zach.
Ironischerweise fand sie auf den Fotos reichlich Anzeichen dafür, dass ihre Großmutter sich durchaus zu entspannen und zu amüsieren gewusst hatte.
Wie schon so oft fragte sie sich, wieso sie nie darauf bestanden hatte, ihr einziges Enkelkind zu sehen. Der Gedanke stimmte Brooke traurig und führte ihr wieder einmal vor Augen, wie allein sie war. Fürsorge und Zuwendung, die sie unbedingt gebraucht hätte und immer noch brauchte, waren ihr entgangen.
Zuneigung. Ein Gefühl der Zugehörigkeit, Liebe.
Hör auf mit dem Selbstmitleid, ermahnte Brooke sich, als sie mit dem Dachboden fertig war und eine Etage tiefer ging, um sich das Schlafzimmer vorzunehmen. Dort machte sie eine interessantere Entdeckung, denn sie fand die Tagebücher ihrer Großmutter. Brooke schlug eins aus dem Jahr auf, in dem sie selbst ihren Highschoolabschluss gemacht hatte.
Ich habe heute versucht, meine Tochter anzurufen, erreichte sie aber nicht mehr unter ihrer alten Nummer. Wahrscheinlich ist sie schon wieder umgezogen. Natürlich hat sie weder daran gedacht, mir ihre neue Nummer zu geben noch mir zu sagen, wo sie hinzieht.
Sie ist mir noch immer böse.
Ich dachte, ich täte das Richtige, als ich ihr sagte, was ich von ihrem unkonventionellen Lebensstil halte und wie verantwortungslos ich es von ihr finde, dieses Kind um ihres eigenen Vergnügens willen durch die halbe Welt zu schleifen. Damals dachte ich, sie müsste meine Meinung dazu hören.
Viele Jahre habe ich das gedacht.
Jetzt weiß ich es besser. Ich weiß, dass es ihr Leben ist und sie das Recht hat, es zu führen, wie sie will. Wäre ich nur früher schon zu diesem Schluss gekommen, dann wäre ich heute nicht allein, ohne Familie und Angehörige.
Brooke erinnerte sich an jenes Jahr. Ihre Mutter war irgendeinem Mann nach Alaska hinterhergefahren, und sie, die gerade ihr Collegestudium in Florida begonnen hatte,
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