Tiffany Sexy Band 85
beide sehr viel Spaß haben würden.
Sehr viel Spaß!
Bree konnte sich kaum bewegen. Nur ihre Zähne klapperten wie verrückt. Der Schal, ein Stück aus den Vierzigerjahren, den sie in Park Slope entdeckt hatte, passte zwar ausgezeichnet zu ihrer Kleidung, schützte sie jedoch kein bisschen vor der Kälte.
Um Himmels willen! Aschenbrödel vor der erstaunlichsten Nacht ihres Lebens.
Wie oft war ihr in ihren Träumen von New York diese Gegend erschienen. Charlie Winslows Foto hatte sie sich nur deshalb nicht übers Bett gehängt, weil sie selbst in ihren kühnsten Vorstellungen niemals so optimistisch gewesen war.
Sie hatte sich vorgenommen, ihn nicht ehrfürchtig wie einen Filmstar oder eine wichtige Persönlichkeit anzureden und hatte es ausgiebig geübt. Hunderte Male hatte sie seinen Vornamen ausgesprochen, manchmal lachend, manchmal mit einem scheuen Seitenblick, mal kokett, mal frech, mal gespielt unterwürfig und mal streng. „Charlie“ konnte sie inzwischen locker artikulieren, mit „Winslow“ kam sie nicht so gut zurecht.
Sie riskierte einen Schritt vorwärts. Wenn sie noch länger wartete, bestand die Möglichkeit, dass sie sich verspätete, und er ginge möglicherweise ohne sie, was auch seine Vorteile hätte. So würde sie ihn nicht kennenlernen müssen. Dann wären ihre kostspieligen Vorbereitungen allerdings für die Katz gewesen. Verdammt! Dass sie Mumm hatte, hatte sie doch bewiesen, schließlich war sie ins Flugzeug gestiegen, obwohl sie niemanden in New York kannte, von Manhattan ganz zu schweigen. Das stählte einen Menschen.
Genau wie dieser Abend. Sie würde es schaffen. Wie ihr Umzug passte auch Charlie Winslow perfekt in ihren Fünfjahresplan. Der lautete: Zieh nach New York. Such dir einen Job in der Modebranche. Setze dein Modestudium fort, gehe regelmäßig zu Modenschauen und werde Mitglied des inneren Zirkels. Und natürlich: Veröffentliche Artikel und sei erfolgreich.
Sie war schon ein gutes Stück weitergekommen, und wer hätte gedacht, dass Charlie Winslow kennenzulernen das reinste Kinderspiel sein würde?
Na ja, nicht ganz. Im Gegenteil. Es war eine verdammt kniffelige Angelegenheit. Während sie auf den hell erleuchteten Hauseingang zuging – der Portier trug tatsächlich Schirmmütze und Epauletten! –, lag ihr die Wahrheit wie ein Stein im Magen. Charlie Winslow zu treffen war so wie dem Präsidenten oder Johnny Depp oder Dolce und Gabbana gegenüberzutreten.
Ihr wurde noch mulmiger zumute.
Der große Mann mit der Mütze und den Handschuhen öffnete ihr die Tür, verbeugte sich leicht und begrüßte sie lächelnd. Jetzt stand sie in der Wärme einer unglaublich luxuriösen Lobby. Obwohl dieses Gebäude nicht so berühmt war wie das „Dakota“ – es rangierte, was die Ausstattung anging, in den höchsten Kategorien, auch wenn es nicht so berühmt war wie das „Dakota-Building“ – aber immerhin war hier niemand in der Lobby erschossen worden. Ihre komplette Wohnung hätte mühelos in den Empfangsbereich hineingepasst, wo sie sich in die Besucherliste eintragen musste. Alle lächelten, der Portier, der zweite Sicherheitsmann, die Frau in ihrem schneeweißen Hosenanzug, die auf den Fahrstuhl wartete. Garantiert bekam sie Probleme, wenn sie die Hand hob, um den entsprechenden Knopf zu drücken, da an ihren Fingern riesige Klunker steckten.
Nur Charlie Winslow war nirgendwo zu sehen.
Bree atmete tief durch.
„Wen darf ich ankündigen?“ Der Wachmann, der hinter einem auf Hochglanz polierten Eichentisch saß, beugte sich in einer eleganten Bewegung zu ihr. Einen Moment lang befürchtete sie, er würde die Waffe, die unter seiner Uniformjacke steckte, auf sie richten, wenn sie ihm nicht umgehend ihren Namen nannte – oder sonst irgendwie fehl am Platz sein sollte.
„Bree Kingston. Ich möchte zu Charlie Winslow.“ Sie brauchte sich tatsächlich nur einmal zu räuspern.
Die Art, wie der Uniformierte die linke Augenbraue hochzog, musste etwas zu bedeuten haben. Bree hatte keine Ahnung, was es sein könnte. Verstohlen schaute sie an sich herunter. Nein, sie hatte nicht auf ihr Kleid gesabbert. Alles war in Ordnung. Abgesehen von ihrer Nervosität. Ihrer sehr, sehr großen Nervosität.
Der Mann wollte zum Telefon greifen, doch auf dem Weg zum Hörer hielt seine Hand inne. Stattdessen blickte er über ihre Schulter und nickte.
Sie drehte sich um, schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Dabei hoffte sie inständig, sie machte sich nicht komplett zum
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