Tiffany Sexy Band 87 (German Edition)
die Arbeit, so lange, bis ihre Gedanken erneut abschweiften. Gefangen in diesem Kreislauf zog sich Shannons Tag in die Länge. Es war erst zwei Uhr. Sie hatte gerade ihre Mittagspause beendet und eine von zu Hause mitgebrachte Suppe mit Brot gegessen, als sie die Ohrstöpsel einsetzte und sich auf den Weg in den Pausenraum machte, um sich einen Chai-Tee zu holen. Als sie aus der Tür trat, sah sie am Ende des Flurs, wie Melissa, Greg und Patrice sich dicht zusammengedrängt über jemanden beugten. Sofort rannte sie hin, um zu sehen, was los war.
In einer großen Druckerei blieben Unfälle nicht aus. Zum Glück war es lange her, dass sich ein Mitarbeiter ernsthaft verletzt hatte. Brady war in puncto Arbeitssicherheit sehr gewissenhaft und achtete streng auf die Einhaltung der Pausen, damit keine Unglücke aufgrund von Müdigkeit oder mangelnder Konzentration geschahen.
Oh Gott, es war Daphne. Weinend hielt sie sich die Hände vors Gesicht. Was zur Hölle war passiert?
Patrice sah Shannon als Erste, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht, diese unglaubliche Verachtung, trieb Shannon die Röte ins Gesicht. Es war furchtbar, Ziel von so viel Zorn und Misstrauen zu sein. Sie wurde gehasst, und egal, wie sehr sie sich bemühte, sie konnte nichts daran ändern.
Auch Greg und Melissa starrten sie nun an, während sie einen Schritt zurücktraten und den Blick auf Daphne freigaben, die noch immer schluchzend auf einem Stuhl saß.
Shannon hockte sich neben sie und berührte ihr Knie. Daphne sah auf, öffnete den Mund und sprang so schnell auf, dass Shannon beinah hintenüber gefallen wäre.
Ihre ehemalige Freundin schoss an ihren Kollegen vorbei in Richtung Werkhalle. Shannon blieb keine Wahl. Sie musste ihr folgen und rausfinden, ob sie sich verletzt hatte.
Daphne war in die Damentoilette gestürmt. Gerade als Shannon sie eingeholt hatte, verriegelte Daphne die Kabinentür hinter sich. Shannon nahm die Stöpsel aus den Ohren. „Daphne, warte.“
„Geh weg.“
„Ich kann nicht. Bitte. Sag mir, was los ist. Hast du dich verletzt?“
„Nein, mir geht es gut. Lass mich einfach in Ruhe.“
„Dir geht es nicht gut“, sagte Shannon. „Bitte. Lass uns reden. Ich weiß, dass es in letzter Zeit zwischen uns einige Spannungen gegeben hat, aber …“
Daphne riss die Tür auf und starrte Shannon ungläubig an.
„Spannungen?“, wiederholte sie giftig. „Das nennst du Spannungen? Weißt du eigentlich, was meine Krankenversicherung im Monat von mir haben will? Mehr als ein komplettes Gehalt. Ich habe seit meiner Geburt Diabetes. Ich schlafe nachts nicht mehr. Ich werde meine Wohnung verlieren. Und was soll ich dann machen? Alles was ich gelernt habe ist Drucken. Aber es gibt keine Jobs mehr für Drucker.“
Mit verquollenem Gesicht und geröteten Augen kam sie näher und richtete dabei ihren Finger auf Shannon wie eine Waffe. „Warum tust du es nicht endlich? Hältst du uns für blöd? Denkst du, wir wissen es nicht?“
„Was tun? Was wisst ihr?“
Als sie sah, wie Daphne das Gesicht zu einer hässlichen Fratze verzog, wurde Shannon übel. „Was wir wissen? Dass dein Vater seinen Ruhestand plant, um irgendwo am Strand zu liegen und Cocktails zu trinken? Dass Bradys Schublade bis oben hin voll ist mit Jobangeboten? Dass der Typ, der letzte Woche hier war und sich die Druckerei angesehen hat, ein potenzieller Käufer ist? Dass ihr vorhabt, Millionen zu scheffeln, während wir in die in die Röhre gucken?“
„Wovon redest du?“ Shannon suchte am Waschbecken hinter sich Halt. Diese Tirade war völlig absurd und machte überhaupt keinen Sinn. „Mein Vater geht nicht in den Ruhestand. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um neue Aufträge an Land zu ziehen. Was glaubst du, warum ich so viel Arbeit in das Osterevent gesteckt habe? Ich hab den halben Tag damit zugebracht, potenzielle Auftraggeber abzutelefonieren. Das alles würde ich wohl kaum tun, wenn wir vorhätten, die Druckerei zu verkaufen.“
Daphne putzte sich die Nase und verschränkte abwehrend die Arme vor dem Körper. „Und das soll ich glauben? Du erzählst uns doch diesen Quatsch nur, damit wir irgendwann verzweifelt kündigen und ihr euch die Abfindungen spart.“
„Was? Das ist nicht wahr.“
Daphne sah sich über die Schulter. Am Eingang zur Damentoilette hatten sich einige Mitarbeiter versammelt. Es war klar, dass sie Shannon kein Wort glaubten.
„Ich habe euch noch nie angelogen.“ Bemüht, ihre Würde zu wahren, stellte Shannon sich
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