Tiffany Sexy Christmas Band 05
lächelnd wartete sie. Da aber die Kerle durch den Alkohol ziemlich benebelt waren, dauerte es ein bisschen, bis sie ihren Hinweis verstanden. Sie tauschten Blicke miteinander, und schließlich klopfte einer von ihnen dem Unruhestifter auf die Schulter.
„Alter, du warst ausgesprochen unhöflich. Entschuldige dich und bezahl die Rechnung bei der scharfen …Ich meine, der netten Bedienung.“
Der Betrunkene wirkte ziemlich streitlustig, und Rita nahm eine Haltung ein, von der aus sie sofort reagieren konnte, falls das nötig war. Aber die Kumpel des Mannes waren jetzt so darauf erpicht, bei den Frauen am Nebentisch Eindruck zu schinden, dass einer sogar aufstand.
Endlich verwandelte sich das Stirnrunzeln des Betrunkenen in ein leicht verlegenes Lachen. Mit einem Blick auf seine Kumpel reichte er Rita einen Zwanzig-Dollar-Schein, um seinen Fünf-Dollar-Drink zu bezahlen, und sagte ihr, sie könne den Rest behalten. Seine Freunde folgten seinem Bespiel, ehe sie die Stühle herumdrehten, um mit den Frauen am Nebentisch zu flirten.
„So macht man das“, sagte Rita leise zu Kimmi, als diese an ihr vorbeikam, und tat so, als würde ihr das Herz nicht bis zum Hals hämmern.
„Du vielleicht“, gab Kimmi zurück. „Du nimmst das Leben, als sei alles eine riesige Party.“
„Networking vom Feinsten“, erklärte Rita, während sie ihr Trinkgeld in den BH schob und sich bemühte, wieder gute Laune zu bekommen.
„Bei deinem Aussehen und Geschick, mit Leuten umzugehen, bist du in null Komma nichts Kellnerin des Monats“, meinte Kimmi und wies auf das Foto an der Wand. „Das ist Quatsch, aber man bekommt einen Bonus von hundert Dollar.“
„Nein. So lange hänge ich hier nicht herum“, widersprach Rita. „Nicht einmal für einen Hunni. Betrunkene bei Laune zu halten, gehört nicht in meinen Karriereplan“, fügte sie hinzu, auch wenn sie genau das in letzter Zeit ständig zu machen schien. „Ich bin nur so lange hier, bis ich genug Geld verdient habe, um über die Feiertage heim nach Ponder Hill fahren zu können.“
Kimmis Grimasse sagte alles.
Zu Hause, Feiertage, Familie. Grrgh!
Rita aber fühlte sich ihrer Familie sehr verbunden und sagte: „Ich freue mich darauf. Seit Jahren bin ich an Weihnachten nicht mehr zu Hause gewesen.“
„Du magst deine Familie?“
„Ja“, sagte Rita. „Ja, sie sind alle großartig. Um nicht zu sagen perfekt.“
Genau das war der Grund, weshalb Rita nie ganz dazupasste. Sie war lediglich perfekt darin, absolut schrecklich zu sein. Wenn ihre Eltern sie wieder einmal ansahen, als würden sie überlegen, was sie bloß falsch gemacht hätten, wurde Rita das schnell zu viel. Da war es einfacher wegzubleiben, statt sich mit ihrer Enttäuschung auseinanderzusetzen.
Während der vergangenen Jahre hatte sie immer Entschuldigungen vorgebracht, warum sie nicht kommen konnte.
Bisher war das auch durchgegangen. Doch nach mehreren Weihnachtsfesten ohne Rita hatte ihre Mom darauf bestanden, dass Rita diesmal nach Hause kam, allein schon wegen ihres Vaters. Amanda beharrte darauf, dass ihr Mann in Depressionen verfallen würde, wenn sich in diesem Jahr nicht alle seine drei Töchter um den Baum versammelten.
Hatte Rita eine Wahl? Sie war ziemlich sicher, dass das meiste davon Unsinn war, aber konnte sie das Wohlergehen ihres Vaters aufs Spiel setzen?
„Soso, perfekt also.“ Kimmi schnitt schon wieder eine Grimasse. „Deshalb siehst du auch so begeistert aus.“
„Ich will das mal so ausdrücken: Als ich ursprünglich zugesagt habe, dieses Jahr nach Hause zu kommen, habe ich mich tatsächlich darauf gefreut.“
Das war vor ihrem letzten Karriereflop gewesen. Dem sechsten, seit sie mit achtzehn von zu Hause ausgezogen war. Natürlich waren dadurch die Sorgen der Eltern, die sie bereitwillig mit ihr teilten, noch größer geworden. Zweifellos teilten sich die beiden auch die Ansicht, dass ihre Tochter eine totale Versagerin war, auch wenn sie das nicht laut aussprachen.
Ein Bild, in das sie allmählich immer besser passte.
Ein typisches Beispiel: Ihr gefiel die Idee, etwas im Bereich Mode zu machen. Sie besaß Talent, tolle Outfits zusammenzustellen. Doch wie ihr letzter Chef, ein erstklassiger Couturier, ihr zögernd gestanden hatte, waren ihre Visionen begrenzt und ihr Stil etwas schrullig, sodass damit der Geschmack von höchstens einem Prozent der Bevölkerung getroffen wurde. Mit anderen Worten, als Modedesignerin war sie eine Null.
Ihr großer Plan für die Feiertage
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