Tiffany Valentinsband Band 1
Die Magie lässt schon nach, das kann ich fühlen, dabei ist es noch nicht mal Mitternacht“, sagte er tonlos. „Was für eine Erleichterung.“
Ja. Ganz sicher war es das. Aber mit dem Gedanken, dass Stephen sie nicht länger begehrte, ging tiefe, schmerzliche Enttäuschung einher. Auf einen Streich hatte er es geschafft, sie zu belügen und ihre Verabredung zu ruinieren.
Es tat noch immer weh.
Sie griff nach dem Türknauf und wollte ihn schon drehen, wandte sich aber noch einmal zu ihm um. „Warum, Stephen? Warum hast du das getan?“
„Was genau? Ich komme inzwischen ein bisschen durcheinander mit all dem, was ich heute falsch gemacht habe.“
„Warum hast du ihn davon abgehalten? Es war doch nur ein Blind Date.“
„Ein Blind Date, für das du schon jede Menge Kondome vorrätig hattest.“
„Jede Menge ist übertrieben. Zwei.“
Er starrte sie missmutig an. „Zwei zu viel.“
„Hey, du hattest selbst ein Date. Oder nicht? Brad hat gesagt …“
„Vergessen wir, was Mr Perfect gesagt hat. Die Magie lässt nach, du kannst dich jetzt wieder, ohne belästigt zu werden, auf die Straße wagen.“
„Ich kann nicht sagen, dass ich deswegen traurig bin.“ Sie nickte knapp, dann öffnete sie die Tür. „Gute Nacht, Stephen.“
„Gute Nacht, Ginger.“
Schweren Herzens ging sie den Flur hinunter zum Aufzug. Sie fühlte sich, als habe sie eben etwas sehr Wertvolles verloren. Etwas, das sie wie Sand in den Händen gehalten hatte, aber es war so schnell durch ihre Finger gerieselt, dass sie es nicht mehr aufhalten konnte.
Sie stieg in den Aufzug und lehnte sich seufzend gegen die verspiegelte Wand.
Stephen hatte ihr Date verhindert. Er hatte draußen vor dem Café gewartet, ohne ihr auch nur anzudeuten, was er vorhatte. Sie hatte ja nicht gewusst, dass er ein Problem damit hatte, wenn sie sich mit jemandem traf. Am Morgen im Büro, als er den Angestellten zur Feier des Tages einen herzförmigen Kuchen spendierte, hätte er ihr etwas sagen können. Sie hatte ihm alles über diesen Brad erzählt, hatte ihm sogar ein Bild gezeigt. Sie hatte Brad als überaus großartig dargestellt, als gut aussehend, erfolgreich, sexy … sie hatte wirklich dick aufgetragen.
Warum hatte sie sich solche Mühe damit gegeben?
Komm schon, sagte eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf, du weißt genau, weshalb. Hör auf, dir selbst etwas vorzumachen.
Ja, sie hatte auf eine irgendwie geartete Reaktion von Stephen gewartet. Hatte vielleicht etwas Eifersucht in ihm erzeugen wollen.
Und warum? Weil sie in Stephen verliebt war. Und das schon seit langer Zeit.
„Verdammt“, flüsterte sie, als der Aufzug eben die Lobby erreichte.
Stephen hatte sie vor einem Mann beschützen wollen, von dem er glaubte, dass er nicht der richtige für sie wäre. Er hatte es nur völlig falsch angestellt – und sie war nicht bereit, ihm diese hinterhältige Aktion einfach so zu vergeben.
Aber warum hatte er es getan? Sie hätte es verstanden, wenn es passiert wäre, nachdem der Keks seinen Zauber gewirkt hatte. Aber es war vorher gewesen.
Sie erinnerte sich, was er Jorgensen zuvor gefragt hatte.
„Lieben Sie sie?“
Wenn der Autor Ja gesagt hätte, hätte das etwas geändert? Aber Jorgensen hatte einfach nur gesagt, dass er sie wollte. Auch die anderen Männer waren zwar interessiert gewesen, aber keiner von denen hatte gesagt, dass er sie liebte.
Nur einer.
Sie stand gefühlte zehn Minuten in der Lobby, die Farbe wich immer mehr aus ihrem Gesicht, ehe diese neu gewonnene Erkenntnis einsickerte.
„Entschuldigen Sie, Miss.“ Ein Mann berührte ihren Arm.
Ginger sah zu ihm. „Was?“
„Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung mit Ihnen ist. Sie sehen so erschüttert aus.“
Ginger wartete darauf, dass er sie irgendwie anmachte, wie die anderen Männer heute Nacht. Aber er sah sie einfach nur geradewegs an.
Kein Verlangen. Nur Besorgnis.
„Ich muss gehen“, sagte sie.
Aber anstatt aus der Lobby und zurück zum Café zu laufen, wie sie es eigentlich geplant hatte, drehte sie sich um und eilte zurück zum Aufzug. Mit wild klopfendem Herzen drückte sie auf die Knöpfe.
Ich liebe dich, Ginger. So sehr. Du hast ja keine Ahnung. Du hattest nie eine.
Er hatte es gesagt. Es hätte Sinn gemacht, wenn der Keks irgendetwas mit einem Liebeszauber zu tun gehabt hätte, aber sie hatte sich nie gewünscht, geliebt zu werden. Sie hatte sich nur gewünscht, dass die Männer sie wollten, sodass sie sich einen aussuchen konnte.
Weitere Kostenlose Bücher