Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie
Stöße wurden leidenschaftlicher. Anna umschlang seine Hüften mit ihren Beinen, zog ihn enger und tiefer in sich und küsste ihn. Seine Hoden klatschten auf ihre Haut wie kleine Hände, die sachte Hiebe erteilten, und riefen in Anna einen Sinnestaumel hervor, der sie von Kopf bis Fuß durchschüttelte.
Ihre Finger krallten sich in seinen Rücken, als sich die Erlösung in ihr ankündigte. Christophers Haut verstrahlte beinahe sengende Hitze. Anna keuchte, drängte sich ihm entgegen und fühlte die ersten Wellen des Höhepunktes durch ihren Körper schwappen. Die Woge wuchs, türmte sich auf und flutete über Anna hinweg.
Im selben Moment fand Christopher Erlösung. Sein raues Stöhnen an ihrem Ohr war wie ein Dankgebet. Er sank auf Anna. Schweißfeucht und erschöpft legte er seine Arme um sie und rieb seine Wange an ihr.
Staunend lauschte Anna in sich hinein. Zum ersten Mal war es ihr angenehm, nach empfangener Lust in Christophers Armen zu liegen. Mehr noch, sie hätte nicht einmal mit Gewalt darauf verzichtet.
justify
Kapitel 10
Zu einer friedlichen Familie kommt das Glück von selbst.
Aus China
Anna stand am Fenster und beobachtete das Treiben der Menschen auf der Straße. Eine dezent gehaltene Kutsche, die den Besitzer nicht verriet, sondern nur offenbarte, dass er ausgesprochen reich sein musste, polterte das Kopfsteinpflaster entlang. Eine Blumenfrau eilte den Gehsteig vorwärts, in der Hand einen flachen Korb, in dem ein riesiger Strauß roter Rosen lag.
Anna lächelte. Wer auch immer die glückliche Empfängerin sein mochte, sie wurde offensichtlich heiß und innig geliebt. Die Liebe, welch ein banales Wort für eine Sache, die so welterschütternd, so magisch war.
Annas Lächeln erstarb. Seit der Soiree hatte sich ihre Welt erneut verändert, so schien es ihr. Bevor Christopher in ihrem Haus aufgetaucht war, war sie immer so stolz auf ihre Selbstbeherrschung gewesen, auf den Ruf, den sie im ton genoss.
Dann, als Anna herausfand, dass nur naive Dummerchen auch im Geheimen die strenge Moralvorstellung erfüllten, gab sie ihrem innersten Bedürfnis nach und tat, was ihre unersättliche Neugier ergründen wollte.
Sie war zufrieden gewesen mit diesem Arrangement.
Ein raues Lachen kam über ihre Lippen. Ausgeglichenheit und ihre Wohlanständigkeit genießen, das war es, was sie einst von ihrer Existenz erwartet hatte. Was sie zu erlangen versucht hatte. Doch wieder rüttelte das Schicksal den Würfelbecher und verteilte die Punkte neu. Christopher eroberte einen Platz in ihrem Herzen.
Ihr Leben veränderte sich fortwährend, wie ihr schien. Ja, sie liebte Christopher, aber was würde die Zukunft bringen? War seine Liebe beständig?
Sie seufzte.
Christopher addierte die Zahlenkolonne zum dritten Mal, und wieder war das Ergebnis ein komplett anderes als die Male zuvor. Frustriert warf er den Federhalter beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Wie sollte er sich nur konzentrieren, wenn er ständig an Anna denken musste? Und kaum gelang es ihm, den Gedanken an sie zu verbannen, stieg ihm ihr Geruch in die Nase und raubte ihm die Konzentration.
Christopher erinnerte sich nicht, wann ihn eine Frau zuletzt so sehr aus der Fassung gebracht hatte. Sah er sie mit anderen Männern plaudern, wurde er schier rasend vor Eifersucht. War sie nicht bei ihm, drängte es ihn, zu ihr zu gehen. Er fühlte sich wie ein Narr. Und er fand es wunderbar. Ein Beweis, dass er tatsächlich ein Narr war und obendrein seinen Verstand verloren hatte.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Das Frühstück lag bereits eine Weile zurück. Zeit für eine Tasse Tee bei Anna im Morgensalon.
Die Tür flog auf und Anna schrak aus ihren Gedanken. Christopher stand breitbeinig im Türrahmen. Sein Blick wanderte bewundernd über ihr Gesicht und ihren Körper.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich, als er sie aufmerksam fixierte und keinen Laut hervorbrachte.
Seine Musterung löste Hitze in Anna aus. Nervös starrte sie ihn an. Seine Zunge fuhr über die Lippen, und Anna fand, dass er erhitzt wirkte.
„Geht es dir nicht gut?“ Besorgt betrachtete sie ihn. „Hast du Fieber? Soll ich einen Arzt rufen?“
„Tee“, erklärte er. „Ich will eine Tasse Tee.“
Anna klingelte, und wenig später saßen sie sich gegenüber und tranken Tee.
Schweigend nippte Anna an ihrer Tasse. Der bläuliche Tee mundete vorzüglich.
„Grüntee“, stellte Anna fest.
Christopher nickte und fixierte sie prüfend.
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