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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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Überraschung!“
    „Guten Tag, Wexley. Darf ich Euch meine Gattin vorstellen?“
    Der Schreiber schüttelte Annas Hand. „Erfreut, Euch kennenzulernen, Mylady!“
    Anna nickte und fühlte sich ein wenig betäubt. Christopher hatte sie als seine Gemahlin vorgestellt, und sofort überkam sie wieder der Gedanke an die Wahrheit: Sie gaukelten es allen nur vor. Sie waren kein Ehepaar.
    Als spüre er ihre Unsicherheit, hakte er ihren Arm bei sich unter.
    Sie warf Christopher einen verstohlenen Blick zu. Für jemanden, der ihn nicht kannte, wirkte er wie ein geschlossenes Buch. Doch Anna durchschaute ihn. Er war nicht nur entspannt, sondern auch mit sich und der Welt im Reinen.
    Anna ließ ihre Aufmerksamkeit durch den Lagerraum schweifen. Einige Regale gaben die Sicht auf lange Rollen frei. Umwickelt mit gewachsten Tüchern verbargen sie ihren Inhalt; in anderen Fächern befanden sich Stoffballen in den unterschiedlichsten Farben und Mustern, die Annas Begeisterung weckten.
    „Ich muss noch mit Wexley reden. Willst du dich allein umsehen? Ich führe dich später herum.“
    Anna machte sich los und ging zu einer Reihe schimmernder Seidenstoffe in allen Schattierungen des Regenbogens. Sie seufzte fasziniert und hob einen Stoffzipfel an ihre Wange. Glatt und kühl glitt die Seide über ihre Haut.
    Liebe wäre das ausschlaggebende Element, um Anna zur Ehe zu verführen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Christopher war mit ihrem Arrangement mehr als zufrieden, wie es schien. Ihr Herz stach. Sie konnte nicht von ihm verlangen, sie nun zu heiraten. Auch oder gerade, weil sie Gefühle für ihn entwickelt hatte, würde sie ihn nicht zur Ehe überreden.
    Sie wanderte den schmalen Gang entlang, besah sich die bunten Tücher und betastete den einen oder anderen Stoff.
    „Gefällt es dir?“ Christophers Stimme schreckte sie auf.
    Anna drehte sich um.
    „Himmlisch!“ Sie lächelte. „Importierst du diese Stoffe aus China?“
    „Einen Teil der Seide. In den Regalen weiter hinten befinden sich Tee und Porzellan.“
    „Aber ist es nicht schwierig, all diese Waren aus China zu verschiffen?“
    Christopher zuckte mit den Schultern. „Nicht für den klugen Mann.“ Er wirkte belustigt.
    Anna sah ihn besorgt an. „Du schmuggelst die Handelsgüter doch nicht etwa aus China?“
    „Mach dir keine Gedanken, éméi .“
    „Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen!“
    Christopher tätschelte ihren Arm. „Ich bin lange genug im Geschäft, keine Angst. Es gibt nichts, was dir schlaflose Nächte bereiten muss.“ Er beugte sich vor und küsste Anna sacht auf die Lippen. Sein Mund war weich und warm, und Anna lehnte sich an ihn. Er umarmte sie und zog sie enger an sich. Unter der Kleidung strahlte sein Körper Hitze ab. Die Wärme ging auf Anna über, verstärkte sich, kroch kribbelnd durch ihr Innerstes. Anna seufzte an seinen Lippen. Ihre Hände glitten seine Hüften hinauf und kamen an seinen Schulterblättern zum Liegen.
    Ein Räuspern riss sie aus ihrer Umarmung. Anna wich unangenehm berührt einen Schritt zurück und brachte Haar und Kleider in Ordnung.
    „Wexley, was gibt es?“
    Der Mann sah nervös zu Anna.
    „Nur eine Kleinigkeit noch, wenn wir für einen Moment unter vier Augen …“
    Christopher nahm den Sekretär am Unterarm und führte ihn ans Ende der Regalreihe, außer Annas Hörweite.
    Wexley wischte sich die Hände an seiner Weste ab und sah beinahe verstört zu Anna hinüber.
    Stirnrunzelnd beobachtete Anna sein Gebaren und ging auf die andere Regalseite, um sich von dort den Männern unbemerkt zu nähern.
    Durch ein paar Löcher zwischen den Handelswaren konnte sie einen Blick auf Christopher erhaschen. Seine Miene wirkte so stoisch wie Wexleys unruhig.
    „… die Ware kommt demnächst an.“
    „Sorgt dafür, dass alles nach unseren Plänen verläuft.“
    „Und wenn der Zollbeamte …“
    „Meine Güte, Wexley!“, unterbrach ihn Christopher unwirsch. „Die übliche Summe, und er drückt ein Auge zu.“
    Anna schlich sich wieder zurück, sodass nicht auffiel, dass sie gelauscht hatte. Sie überspielte ihre Verwirrung, als Christopher sie fand.
    Anna zweifelte, ob es von Bedeutung war, was sie gehört hatte. Selbst sie kannte die Gerüchte, dass der eine oder andere Zollbeamte etwas, nun, vornehm ausgedrückt, zugänglicher war als seine Kollegen.
    „Alles in Ordnung? Gibt es Probleme?“
    Christopher lächelte sie an. „Nicht im Geringsten.“
     
    Christopher ließ den Kutscher einen Park ansteuern und

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