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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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abgegeben hatten, schickten sie zwei Leute, um das zu überprüfen. Ich begleitete sie, und gemeinsam fanden wir die Leichen in einem Canon von La Salada. In Washington wurde der Deal mit Zamudio aufgelöst. Game over. «
    »Seit wann machen euch solche Sachen Probleme?«
    »Sie erregen Aufsehen. Und öffentliche Diskussionen sind nicht gut für uns. Wenn der Comandante das mit dem russischen Roulette eigenmächtig getan hätte, würde niemand protestieren. Aber weil er es vor Beamten der DEA getan hat, könnte das so aussehen, als würden wir sein Verhalten billigen. Also haben wir die Nachricht von dem geheimen Grab in die mexikanische Presse geschleust.«
    »Wozu? Für euch war es doch besser, die Angelegenheit totzuschweigen.«
    »Es war eine Form, die mexikanischen Behörden durch die Blume darauf hinzuweisen, dass mit dem Comandante etwas schiefgelaufen ist und wir unsere Hände in Unschuld waschen.«
    »Ihr habt ihn verraten.«
    »Nein. Nein. Wir haben die mexikanische Bundesanwaltschaft nur informiert. Es war, damit wir uns richtig verstehen, eine verschlüsselte Botschaft.«
    »Und was geschah dann?«
    »Das wissen wir nicht. Zamudio war plötzlich von der Bildfläche verschwunden. Und die Bundespolizei, die ihn vorher gedeckt hatte und über die Sache mit den Entführungen informiert war, ist jetzt hinter ihm her.«
    »Und die Leichen?«
    »Bei der Bundesanwaltschaft. Das ist nicht mehr unsere Angelegenheit.«
    »Wenn das mit drei straffällig gewordenen Gringos in Mexiko passiert wäre, hättet ihr sofort die diplomatischen Beziehungen zu unserem Land abgebrochen.«
    »Was willst du? Wir sind die number one. Wir entscheiden, wie und wann der Kuchen verteilt wird und wer welches Stück bekommt. Du weißt, was ich meine.«
    Trotz der Klimaanlage in der Bar hatte Morgado das Gefühl zu ersticken. Die Wut, die ihn jedes Mal packte, wenn er es mit diesem Machtgehabe zu tun hatte, stieg in Wellen in ihm auf. Ganz ruhig, sagte er sich. Du brauchst noch mehr Informationen. Bewahr dir deinen Zorn für andere Zeiten auf. Du darfst nichts vergessen. Du musst dich erinnern, was hier passiert. An jede Einzelheit. Jede Beleidigung. Jeden Schlag.
    »Und Heriberto González? Warum wurde er getötet? Weil er Zeuge des Massakers war?«
    Dávalos zuckte die Achseln. »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Was weißt du darüber?«
    »Er ist zwei Tage später ermordet worden. Oder?«
    »Ja, im Magic Hotel in La Chinesca. Mitten im Rotlichtviertel.«
    »Comandante Zamudio gefällt es, wenn über seine Heldentaten gesprochen wird, wenn er ständig in aller Munde ist. Und mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass er sich diesen Toten auf die Fahne schreibt. Wenn Heriberto die Geschichte ausposaunt hätte, wäre Zamudio eher dankbar als verärgert gewesen. Er ist unglaublich eitel, und solche Sachen wie das mit dem russischen Roulette steigern sein Ansehen in dem Milieu, in dem er sich bewegt. Man fürchtet ihn noch mehr. Er kann für seine Dienste noch mehr verlangen. So läuft dieses Geschäft: Je mieser du bist, umso mehr nimmst du ein. Außerdem spricht gegen Zamudio als Täter, dass er großen Respekt vor dem alten Sifuentes hat.«
    »Wer war sonst noch in dieser Nacht dabei?«, hakte Morgado nach. »Eine Frau?«
    Dávalos dachte eine Weile nach. »Nein. Zumindest nicht in der Laube. Aber als wir herauskamen, stellten wir fest, dass auf dem Rücksitz eines Suburban ein Mädchen saß.«
    »In dem, in den sie die Leichen geladen haben?«
    »Nein, in einem anderen.«
    »Ein dunkelhaariges, dünnes Mädchen?«
    »Es war dunkel, und der Suburban hatte Scheiben aus polarisiertem Glas.«
    »Das ist doch für einen Agenten der DEA kein Argument.«
    »Schon gut. Du hast gewonnen. Sie war blond, schlank, athletische Figur. Eine von denen, die dem Fitnesskult frönen.«
    »Eine echte Blondine?«
    »Ich glaube schon.«
    »Und keiner von Zamudios Männern ist in diesen Suburban gestiegen?«
    »Wir sind vorher weg. So ist das Prozedere. Wir haben nichts mehr gesehen.«
    »Ihr seid in eure Büros mit Klimaanlagen zurückgekehrt, und sie haben sich nach La Salada aufgemacht, um die Leichen zu entsorgen. Abfall, den niemand auf seinem Hof haben will. Ende der Geschichte. Die Barbaren aus dem Süden kehren in ihre Barbarei zurück und die Zivilisierten des Nordens zu ihrer beleidigten Würde. Und alle sind froh und zufrieden.«
    »Nein, Morgado. Es gibt hier kein Happy End. Das mit den Drogen ist ein kleiner Krieg. Wer überlebt, gewinnt. Wir

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