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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Geschichte«, sagte Dávalos als Zusammenfassung. »Und was hat das mit unserem Fund zu tun?«
    »Ich kann dir nicht sagen, warum, aber ich bin sicher, das mit euch und mit Heriberto hat etwas miteinander zu tun. Oder irre ich mich?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Komm, Harry, ich will kein ›vielleicht‹. Ich brauche klare Aussagen, keine Orakel.«
    Dávalos nickte. Da wurde Morgado klar, dass es kein Fehler war, Harry zu vertrauen. Aber was dieser ihm jetzt erzählte, verwirrte ihn anfänglich.
    »Ich habe einen jüngeren Bruder, der ist dir sehr ähnlich. Nicht äußerlich, sondern in der Eigenschaft, sich Arger einzuhandeln. Er ist Künstler, Intellektueller, you know. Einer von denen, die Sachen schreiben, die keiner versteht. Aber er ist mein Bruder. Ich werde nie verstehen, warum er tut, was er tut, aber ich respektiere ihn. Deshalb, und weil du mich damals vor der Bombe gewarnt hast, werde ich dir sagen, wie die ganze Sache angefangen hat.
    Alles fing mit einem Deal an, den wir mit einer Gruppe der federales unter Befehl von Comandante Zamudio vereinbarten. Ich erzähle dir das, weil es diesen Deal nicht mehr gibt. Zamudio hat über die Stränge geschlagen. Er hat nicht Wort gehalten. Und dafür zahlt man in unserem Metier immer. Du bist Mexikaner. Du verstehst das.«
    »Nein, Harry. Ich bin Mexikaner, aber ich teile nicht diesen Pseudoehrenkodex. Das sind Vorurteile.«
    »Ich bin kein Rassist, mein Freund, auch wenn es heißt, die DEA sei voller Skinheads und Herrenmenschen.«
    »Und ein großer Teil hat spanische Namen, nicht wahr? Genau wie bei der migra. «
    »Kennst du Los Mezquites, mein Freund?«
    »Nein. Ich weiß nur, dass es die Farm von Heribertos Schwiegervater ist.«
    »Dort hat alles angefangen.«
    »Wie?«
    »Hast du mal The Deer Hunter gesehen?«
    »Mit Robert De Niro?«
    »Genau. Da passiert etwas Ähnliches, nur mit einem ganz anderen Ergebnis.«
    »Das musst du mir genauer erklären.«
    »Die DEA und Zamudios Truppe, wir haben in diesem Gebiet viele Jahre zusammengearbeitet. Vor etwa sechs Monaten schlug Trinidad Rodríguez, Zamudios rechte Hand, vor, sie könnten Drogenkuriere verhaften, an denen der DEA gelegen ist. Offiziell sind wir gegen diese Dinge, aber inoffiziell zahlen wir zwischen zehn- und zwanzigtausend Dollar für jeden Dealer, den sie uns ausliefern. Der Austauschort, wie wir es nannten, war die Ranch Los Mezquites, direkt an der Grenze. Der alte Sifuentes ist mit Zamudio befreundet und erlaubte uns, uns in einer Laube zu treffen, die etwa zwei Kilometer vom Haupthaus entfernt ist. Er hat geglaubt, wir würden dort spielen. Was in gewisser Weise auch stimmte. Alles lief gut, bis vor ein paar Wochen. An diesem Abend, am 23. Juli, war Zamudio high, sehr high, und brachte uns drei Kleindealer. Der alte Sifuentes war bereits schlafen gegangen. Es war nur noch Heriberto González da, der erst zum zweiten Mal mit von der Partie war. Im Grunde spielten wir darum, wie viel wir für jeden Dealer zahlen würden. Aber an diesem Abend war es so, dass die Entführten für uns nicht von Interesse waren. Wenn wir gewusst hätten, was passierte, hätten wir, ohne zu murren, bezahlt.«
    »Ihr wolltet nicht zahlen?«
    »Genau. Zamudio wurde sauer und sagte, er würde weiterspielen. Aber russisches Roulette.«
    »Mit den entführten Dealern?«
    »Mit uns wohl kaum. Dumm ist er nicht.«
    »Und hat er?«
    »Er selbst drückte ihnen den Revolver in die Hand und hielt ihn an ihre Stirn. Er sagte, wenn sie fünfmal abdrückten und überlebten, würde er sie freilassen. Und er zwang uns zu wetten. Heribertos Gesicht wechselte ständig die Farbe. Die Situation war äußerst angespannt. Der erste Dealer schaffte es nur zwei Mal, abzudrücken. Der Zweite kam bis zum vierten Schuss. Und der Dritte, der das Unglück seiner Gefährten mitbekommen hatte, weigerte sich. Also schoss der Comandante auf ihn: einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal, ohne Erfolg. Mit dem sechsten Schuss hat er ihn getötet.«
    »Aber hatte Zamudio nicht gesagt, wer fünf Schüsse überlebt, würde freikommen?«
    »Sag ihm das, und du spielst auch russisches Roulette.«
    »Und dann?«
    »Der Comandante befahl seinen Männern, alles sauber zu machen. Überall war Blut. Sie steckten die Toten in Leinensäcke und luden sie in einen Suburban. Und jeder kehrte an seinen Platz zurück.«
    »Es handelt sich um die Toten, die ihr später gefunden habt.«
    »Das geschah auf höheren Befehl. Als wir unseren Bericht

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