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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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langsam unbeherrschbar. Er passt uns nicht mehr in den Kram.‹ Sie haben den Regimentsstab auf mich gehetzt, die Sesselfurzer, und jetzt ist die ganze Bundespolizei hinter meiner Gruppe her. Gleich morgen verschwinden wir Richtung Süden und machen erst mal Urlaub. Wir haben was auf der hohen Kante. Aber erst will ich dieses Durcheinander klären. Ich habe mich sofort eingeschaltet, als ich von dem Mord erfuhr. Meine Leute haben das Gebiet sofort abgeriegelt. Wir stellten fest, dass Heri nicht in diesem Hotelzimmer ermordet wurde, sondern in dem Gässchen ganz in der Nähe, wo er sein Auto abgestellt hatte. Weniger als zwanzig Meter vom Treinta-Treinta entfernt. Ich bin allein zu Doña Matilde gegangen. Sie hat mächtige Freunde, aber unantastbar ist sie nicht. Wir haben offen geredet. Sie sagte mir, Heriberto habe ihr Geld geschuldet, aber sie habe ihn nicht getötet. Jetzt hören Sie gut zu: Sie hatte befohlen, ihn zu töten, aber derjenige, der damit beauftragt war, konnte den Job nicht erledigen. Jemand anders ist ihm ein paar Minuten zuvorgekommen. Aber alles hätte auf sie hingedeutet, vor allem, weil die Leiche so nah bei ihrem Laden gefunden wurde. Und so hat sie mithilfe ihrer Bodyguards die Leiche ins Magic Hotel geschafft und als Zugabe eine Tüte Koks beigelegt.«
    »Und Sie haben ihr diese Geschichte geglaubt?«
    »Sagen wir, unter Spielern lässt man sich nicht in die Karten schauen, aber wenn sie versucht hätte, mich für dumm zu verkaufen, wäre sie nicht lebend davongekommen. Außerdem hatte der Mörder ihr einen Gefallen getan. Sie wollte nur nicht in diesen Skandal hineingezogen werden. Ich tat ihr den Gefallen, ihren Namen unerwähnt zu lassen. Aber da endet meine Beteiligung auch schon. An den darauf folgenden Tagen flog das mit dem russischen Roulette und dem versteckten Grab auf, und meine Gruppe war raus aus dem Fall.«
    »Und haben Sie niemanden in Verdacht?«
    »Doch, natürlich. Deswegen habe ich Sie auch hierher bringen lassen. Mein Hauptverdächtiger wird gleich eintreffen. Sie werden überrascht sein.«
    Morgado wollte nach dem Namen des Verdächtigen fragen. Als das Motorengeräusch eines näher kommenden Autos zu hören war, stand Zamudio auf. Das Licht der Scheinwerfer streifte das Fenster des Spielsalons und warf den Schatten des Comandante an die Wand hinter ihm.
    »Der Dummkopf ist tatsächlich darauf hereingefallen«, sagte Zamudio lächelnd.
    In dem Moment hörte man draußen Geschrei, Maschinenpistolenfeuer fegte durch den Raum. Zamudio führte sekundenlang einen grotesken Tanz auf und fiel dann wie ein nasser Sack zu Boden. Seine Männer hielten sich nicht damit auf, ihm zu Hilfe zu eilen, und versuchten durch die Vordertür zu fliehen. Zwei schafften es, aber weitere Maschinenpistolensalven drängten sie zurück. Die anderen fingen an, mit allen verfügbaren Waffen zurückzuschießen. Scherben und Holzstückchen regneten herab, und dichter Rauch erfüllte alle Winkel des Pavillons.
    Adolfo und der alte Sifuentes lagen neben Morgado auf dem Boden. Keiner von ihnen war verletzt, aber die Einschüsse kamen näher. Ein Molotowcocktail flog herein und explodierte direkt über einem von Zamudios Männern, der sich in eine heulende Fackel verwandelte.
    »Folgen Sie mir, dicht am Boden entlang«, rief Don Gregorio und führte sie hinter die Bar, die, weil aus Zement, einen gewissen Schutz bot. Zu dritt hoben sie eine Blechplatte vom Boden.
    »Hier herunter«, drängte sie der alte Farmer, »der Tunnel führt direkt zu den Pferdeställen.«
    Sie kämpften sich durch einen engen Gang, bis sie etwa fünfzig Meter entfernt von dem mittlerweile lichterloh brennenden Haus herauskamen. Dann flüchteten sie über das Weizenfeld, wurden aber von den Angreifern bemerkt, die sie verfolgten und einkreisten. Von einer Kugel in die Brust getroffen fiel Adolfo. Der alte Sifuentes wurde am linken Arm verletzt. Morgado stolperte, als er versuchte den alten Mann zu stützen, und sie stürzten beide in das feuchte Gras. Zwei Männer mit abgesägten Gewehren blieben vor ihnen stehen und zielten auf sie.
    Morgado wollte die Augen nicht schließen. »Jetzt schießt schon«, dachte er, »wozu das ganze Theater.«
    Und dann kamen die Schüsse: kurz, hell.
    »Los, komm. Schnell. Das ist eine Blitzoperation.«
    Das war Atanasios Stimme an seinem Ohr.
    Von allen Seiten tauchten schwarz gekleidete Männer mit Sturmhauben auf.
    Morgado stand taumelnd auf, wie der Held eines Wunders. Das seiner

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