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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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sprechen, rein freundschaftlich. Ohne böse Absichten«, sagte der Barkeeper spöttisch.
    »Warum habt ihr mich dann gerammt?«
    »Damit du siehst, wie viel ihm daran liegt, mit Intellektuellen zu plaudern.«
    Die beiden Polizisten lachten.
    Morgado verzichtete auf weitere Fragen. Die holprige Fahrt dauerte noch eine ganze Stunde. Schließlich hielten sie mitten in einem Weizenfeld.
    »Wo sind wir?«
    »Kennen Sie diese Ranch nicht, Señor Morgado?«
    »Nein.«
    »Sie heißt Los Mezquites.«
    Sie öffneten die Türen des Suburban und halfen Morgado auszusteigen. Ein älterer, aber drahtiger Mann wartete auf sie. »Was habt ihr mit ihm gemacht, ihr Idioten?«
    »Nichts. Es war ein Unfall.«
    »Ein Unfall, verdammte Scheiße. Sind Sie okay, Anwalt?«
    »Ja, ich bin okay. Wer sind Sie?«
    »Der Besitzer von diesen Ländereien. Teresitas Papa. Die Teresita, die Sie ohne mein Wissen und ohne meine Billigung in diese Scheißermittlungen hineingezogen hat.«
    »Sie sind der alte Sifuentes? Don Gregorio Sifuentes?«, stammelte Morgado.
    »Derselbe, der singt und vögelt und pünktlich seine Schulden bezahlt.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Keine Umstände. Ich bin hier als Ehrenzeuge.«
    »Ehrenzeuge?«
    »Natürlich. Comandante Zamudio ist mein Freund, und die Ermordung meines Schwiegersohnes geht mich genauso viel an wie meine Tochter. Also habe auch ich, die Verstorbenen mögen mir verzeihen, bei diesem Todesfall ein Wörtchen mitzureden.«
    »Ich verstehe nicht, Don Gregorio.«
    »Begleiten Sie mich am besten hinein, mit einem kleinen Tequila werden Sie gleich klarer sehen.«
    Der alte Sifuentes führte ihn am Arm in die Spielhölle. Beim Betreten kamen ihm sofort Harry Dávalos’ Worte in den Sinn, mit denen dieser das Massaker beschrieben hatte. Er begann instinktiv den Raum zu inspizieren, den ovalen Tisch und die einzementierte Theke, und suchte nach Blutspritzern. Erst jetzt bemerkte er weiter hinten mehrere Polizisten, die sich unterhielten. Ein Mann, nicht älter als vierzig, kräftig und mit einem Militärhaarschnitt, löste sich von der Gruppe und begrüßte Morgado mit einem langen Händedruck. »Ich bin Comandante Zamudio. Ich freue mich, dass Sie uns Gesellschaft leisten können.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Die Jungs sind ein wenig stürmisch, wenn es darum geht, meine Befehle zu befolgen.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    Die Polizisten brachten Stühle herbei. Der Tequila begann in Strömen zu fließen. Adolfo schenkte emsig ein. Comandante Zamudio stieß mit Morgado an. »Ich habe Sie aus zwei Gründen hierher bringen lassen: um ein für alle Mal die Geschichte mit Heribertos Tod aufzuklären …«
    »Seine Ermordung.«
    »Eben das. Und aus Hochachtung und Respekt gegenüber Don Gregorio Sifuentes.«
    »Verstehe.«
    Morgado fühlte sich besser, als der Tequila zu wirken anfing. Er konnte den Blick länger auf den Personen um ihn herum ruhen lassen.
    »Erstens«, hob der Comandante an, »Ich habe Heriberto nicht umgebracht. Zweitens: Doña Matilde hat ihn nicht umgebracht, aber ich bin dabei, herauszufinden, wer es war. Das ist alles.«
    »Erzählen Sie mir genau, was sich abgespielt hat. Nicht im Telegrammstil.«
    »Hör mal, mein Junge«, mischte sich der alte Sifuentes ein, »glaubst du, ich würde hier den Mörder meines Schwiegersohnes als Freund empfangen? Wenn er meine Tochter zur Witwe und meine Enkelinnen zu Waisen gemacht hätte, würde ich ihm eigenhändig eine Ladung Blei verpassen. Aber er war es nicht. Ich selbst habe ihn begleitet, als wir von Heris Ermordung erfahren haben.«
    »Er muss ihn ja nicht selbst getötet haben. Er kann den Befehl gegeben haben.«
    »Gewiss, aber so war es auch nicht.«
    »Warum haben Sie das Ihrer Tochter Teresa nicht gesagt?«
    »Was gehen sie diese Dinge an? Die Frauen bleiben außen vor.«
    »Und warum erzählen Sie mir das alles jetzt?«
    »Weil ich erst jetzt erfahren habe, dass meine dumme Tochter Atanasio um Hilfe gebeten hat und dieser verrückte Junge Sie aus Mexico City hat kommen lassen. Und dass Sie alle nervös gemacht haben. Zu viele Wellen für einen kleinen Teich, finden Sie nicht?«
    »Ich weiß, dass du das mit dem russischen Roulette weißt«, fügte Zamudio hinzu. »Was du nicht weißt, ist, dass die Gringos mich verraten haben. Als sie gesehen haben, dass ich ausgerastet bin, als ich drei Kerle vor ihrer Nase abgeknallt habe, da haben sie bestimmt gesagt: ›Dieser Zamudio wird

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