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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Auferstehung.
    Man hörte immer mehr Schüsse. Ein Suburban flog durch die Luft. Ein anderer schwelte vor sich hin. Die Männer, die auf Morgado, Sifuentes und Adolfo geschossen hatten, lagen in einer Blutlache. Die Angreifer wurden jetzt selbst angegriffen und flohen zu Fuß.
    »Die Brigade deckt unseren Rückzug. Können Sie gehen, Don Gregorio?«, fragte Atanasio.
    »Natürlich! So weit kommt es noch.«
    »Ein Wagen wartet auf der anderen Seite des Bewässerungsgrabens.«
    Morgado erholte sich allmählich von dem Schreck. »Was für eine Brigade?«, fragte er.
    Atanasio zwinkerte ihm zu. »Nun, was wohl für eine, die Brigade der Veteranen der ›Anarchistischen Liga Ricardo Flores Magón‹ und ähnliche zivile Vereinigungen mit ganz unterschiedlichen Ressourcen.«
    Der alte Sifuentes blieb stehen.
    »Was ist?«
    »Und meine Familie, Atanasio? Diese Idioten sind zu allem fähig.«
    »Nur die Ruhe. Wir haben sie aus dem Haus geholt, sie sind auf dem Weg nach Mexicali.«
    »Möge Gott es dir vergelten.«
    »Alles für Heri, Don Gregorio.«
    Sie durchquerten das dunkle Wasser des Bewässerungskanals und ein Feld voller unbrauchbarer Ackergeräte und hielten erst an einem angrenzenden Weg an, wo ein von drei bewaffneten Männern bewachter Lieferwagen auf sie wartete.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Atanasio.
    »Sieben Tote auf ihrer Seite, und es werden noch mehr. Von Zamudios Truppe lebt keiner mehr.«
    »Und von unsern Männern?«
    »Drei Verletzte. Keiner schwer.«
    »Wie viele konnten entkommen?«
    »Zwei. In einem Suburban. Die Raben sind ihnen auf den Fersen. Sie entkommen uns nicht.«
    »Weiß man, wer sie sind?«
    »Eine Horde Frischlinge der Bundespolizei. Soweit wir das mitgekriegt haben, hatten sie den Befehl, Zamudio und seine Truppe zu erledigen. Es war ihre Feuerprobe, um als vollwertig aufgenommen zu werden. Das Üble daran ist nur, dass sie nicht daran gedacht haben, dass sie bei ihrer kleinen surprise party selbst überrascht werden.«
    »Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte Morgado.
    »Wir sind nur denen hinterher, die dich verfolgt haben«, erwiderte Atanasio und kümmerte sich weiter um seine Leute. »Jimmy war dein Schutzengel.«
    Einer der Männer fragte etwas über sein Handy nach und wartete schweigend auf die Antwort. »Die Straße ist frei. Wir können fahren, wenn du willst«, sagte er.
    »Lass uns hier verschwinden«, befahl Atanasio. »Zuerst statten wir dem Genossen Arzt einen Besuch ab, damit er sich um die Verletzten kümmert, und dann setzen wir dich wohlbehalten in deinem Hotel ab, Morgado.«
    Der Lieferwagen fuhr ohne Licht. Ein Jeep setzte sich hinter sie, und weitere Autos kamen dazu, bis sie eine Karawane bildeten.
    Kurz bevor sie auf die Hauptstraße kamen, fuhr jedes Fahrzeug in eine andere Richtung. Einer der Brigadisten zündete eine Zigarette an. Im selben Moment machte der Fahrer das Radio an. Ein Evangelistensender. Die dröhnende Stimme eines Gringo-Predigers, der ein Schulbuchspanisch sprach, hallte durch den Wagen. »Meine Kinder, die Zeit des Terrors naht. Der Antichrist ist unter uns. Die Tage der Erprobung haben begonnen. Niemand, weder die Gerechten noch die Sündiger, werden ihrer verdienten Strafe entkommen. Habt ihr gehört? Ihr verdorbenen Kinder, ihr verirrten Schafe, habt ihr gehört?«
    »Wir haben gehört«, sagte der Fahrer und stellte schnell einen anderen Sender ein.
    Der Klang einer elektrischen Gitarre ersetzte den Savonarola der Grenze. Sie wurde von einer näselnden Stimme begleitet.
    »Lass das, das ist Neil Young«, sagte Morgado und fand sofort Unterstützung bei den Brigadisten.
    Der Fahrer lachte und fing an den Refrain zu wiederholen. Alle, bis auf den alten Sifuentes, stimmten ein:
     
    Keep on rocking in the free world
    Keep on rocking in the free world
    Keep on rocking in the free world
    Keep on rocking in the free world
     
    Eine typische Nacht im Grenzgebiet mit Vollmond und heulenden Kojoten.
     
18
     
    »Wir holen dich gegen Mittag ab, um die letzten Details zu besprechen. Schlaf gut. Das kannst du brauchen.« Atanasio ließ den Lieferwagen an.
    Morgado stand vor dem Hoteleingang. In diesem Moment fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Atanasio zu sagen, dass sein Auto nur noch ein rauchender Blechhaufen war und dass er irgendwie für den Schaden aufkommen würde. Aber vermutlich wusste Atanasio das schon lange. Er ging ins Hotel, und als er sich auf den Weg zu seinem Zimmer machen wollte, rief ihn der Portier. »Entschuldigen Sie,

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