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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Etablissements. »Dienstag – . Sonntag 24 Uhr – 6 Uhr.« Morgado musste mehr als fünf Minuten warten, bevor jemand auf sein Klopfen reagierte.
    »Es ist geschlossen. Können Sie nicht lesen?«, schleuderte ihm ein blondes, muskulöses Mädchen unwirsch entgegen. »Wir machen erst in vier Stunden auf.«
    »Ich weiß. Ich will mit Doña Matilde sprechen.«
    »Die Chefin ist nicht da.«
    »Sagen Sie ihr, Morgado will sie sprechen, Señorita.«
    Das Mädchen zögerte. Dann schien es ihr zu dämmern. »Gut. Kommen Sie rein.«
    Der vordere Teil des Treinta-Treinta bestand aus einem Saal mit Tanzfläche, Tischen und im Hintergrund einer Bühne für Live-Auftritte mit zwei riesigen Verstärkern und diversen Musikinstrumenten. Obwohl niemand zu sehen war, lief die Klimaanlage auf Hochtouren.
    »Warten Sie hier. Rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    Das Mädchen ging durch eine Seitentür. Sie machte noch einmal kehrt, um Morgado zu kontrollieren. Er versuchte nicht, das Lokal zu inspizieren. Er hielt nur nach möglichen Fluchtwegen Ausschau und berührte die Pistole. Ein abergläubischer Akt, der ihm half, die Nerven zu bewahren. Schließlich tauchte das Mädchen in der Tür auf und bat ihn, ihr zu folgen. »Hier entlang. Die Chefin wird Sie empfangen. Aber nur kurz.«
    Die Seitentür führte zu einem großen Patio, über den man zu einer noch luxuriöseren Bar gelangte, in der alle Tische aus edlem Holz waren. Einige hatten ein grünes Tischtuch.
    Das Mädchen ging weiter bis zu einer hinteren Tür. Sie klopfte dreimal, und dann öffnete sie sie, um Morgado in ein nüchternes Büro eintreten zu lassen, in dem ihn hinter einem Mahagonischreibtisch eine etwa sechzigjährige, kurzhaarige Frau im Anzug erwartete, aus dessen Brusttasche die Spitzen von zwei Zigarren ragten.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist. Bei uns bist du das Thema des Tages. Gestern erst gab es Wetten, wie lange du es wohl schaffst, zu überleben, bevor du Bekanntschaft mit einer Kugel machst.«
    Morgado lachte über die dreiste Bemerkung Doña Matildes. Sie war offensichtlich eine alte Füchsin, die ihr Geschäft verstand. Eine Frau, die ihre Spielzüge klug berechnete. Und deren Vorlieben alles andere als konventionell waren.
    »Ich bedauere, die nicht glücklich gemacht zu haben, die gegen mich gewettet haben«, sagte er.
    »Dafür ist noch Zeit, sei unbesorgt«, gab sie zurück.
    Doña Matilde bat Morgado, in einem in der Nähe stehenden Sessel Platz zu nehmen. »Womit kann ich also dienen?«
    Morgado fühlte sich wie in der Höhle eines Raubtieres. »Sie kennen den Grund für meinen Besuch, Señora. Ich will wissen, wer Heri umgebracht hat. Und warum.«
    »Ist das alles?«, erwiderte Doña Matilde ironisch.
    »Das ist alles.«
    »Und du glaubst, wenn du hier so lauthals danach fragst, wirst du es herausbekommen?«
    »Darauf vertraue ich. Deswegen bin ich hier.«
    »Nein, mein Junge. So funktioniere ich nicht.«
    »Aber ich. Comandante Zamudio hat mir gesagt, Heri habe viele Schulden gehabt, und Sie hätten deswegen den Auftrag gegeben, ihn zu töten.«
    »Dann hat er dir ja auch gesagt, dass man mir zuvorgekommen ist. Das Mädchen, das dich zu mir geführt hat – sie heißt Myriam –, war bei der Army, in San Diego. Sie kann dir das Genick brechen, während sie mit dir vögelt. Das ist ihre Spezialität. Auch wenn sie noch bessere Sachen draufhat. Ich habe ihr befohlen, Heri zu töten. Als Warnung für die säumigen Schuldner. Aber jemand ist uns zuvorgekommen. Es ist hier passiert, nur wenige Schritte entfernt, in der Gasse. Mein Beitrag war, das Ganze ausschauen zu lassen, als handle es sich um einen Mord unter Drogendealern. Aber dann verkomplizierte sich die Sache. Ich wollte nur ein sauberes Verbrechen, ohne Spuren, die mir Schwierigkeiten machen. Leider habe ich das Gegenteil erreicht.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    Doña Matildes Augen blitzten. Einen Moment lang konnte Morgado nachempfinden, was Heri wenige Minuten vor seinem Tod gefühlt haben musste.
    »Es ist mir scheißegal, ob du mir glaubst oder nicht. Ich erzähle dir meine Version der Ereignisse in dem Licht, in dem ich am besten dastehe. Wie du siehst, belaste ich mich dabei selbst. Die Situation gefällt mir gar nicht. Es behagt mir überhaupt nicht, dass mir jemand Tote vor die Tür legt. Auch ich will Klarheit. Und was Heriberto angeht, so ist das, zumindest für mich, völlig undurchsichtig.«
    »Ich würde gerne mit Myriam sprechen, wenn es Ihnen nichts

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