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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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ausmacht.«
    »Es macht mir etwas aus, mir kommt die Galle hoch, aber bitte.«
    Doña Matilde nahm eine Glocke von dem Tisch neben ihr und läutete. Myriam kam sofort. »Kleine, der Herr hier will dir ein paar Fragen stellen. Man kann ihm trauen. Sag ihm alles, was du weißt.«
    Das Mädchen blieb stehen. Morgado musste zu ihr aufblicken. Sie wirkte entspannt und zugleich wachsam.
    »An dem Abend, an dem Heriberto González getötet wurde, was hast du da gesehen?«
    »Nicht viel. Ich bin auf die Gasse rausgegangen. Es war stockfinster. Ich beeilte mich, denn ich hatte Anweisung von der Chefin, ihn ins Hotel zu locken und flachzulegen.«
    »Ihn zu töten.«
    »Ihn zu vögeln und zu töten.«
    »Und dann?«
    »Da stand ein weißes Auto neben dem von Heriberto. Ich hatte es noch nie zuvor gesehen. Und danach auch nicht mehr.«
    »Hast du den Fahrer gesehen?«
    »Nein. Als die Schießerei anfing, habe ich mich auf den Boden geworfen.«
    »Ich dachte, ihr würdet in der Army besser ausgebildet.«
    »Es kam überraschend. Ich hatte das nicht erwartet.«
    »Das meine ich ja. Ihr werdet doch auf das Unerwartete vorbereitet. Und was hast du noch gesehen?«
    »Als ich aufstand, war das weiße Auto nicht mehr da. Ich habe nur den Körper da liegen sehen. Es kamen zwei Bodyguards aus der Bar und dann die Chefin. Weil Montag war, waren keine Gäste da. Niemand hat etwas mitbekommen. Doña Matilde kam auf den Gedanken, Heri in ein Zimmer des Magic Hotel zu bringen, das ihr ebenfalls gehört, und ihm den Koks unterzuschieben.«
    »Und wer, glaubst du, hat ihn getötet?«
    »Ich weiß nicht, und es ist mir auch egal. Das geht mich nichts an.«
    Morgado erhob sich aus dem Sessel. Ein wenig zu genau, dieses Mädchen, dachte er. Ihre Antworten machten den Eindruck, als habe sie ihr jemand diktiert und sie habe sie auswendig gelernt.
    »Kennst du die Ranch Los Mezquites?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Gehst du mit Polizisten aus?«
    »Was geht dich das an?«
    Morgado atmete tief ein. Im Geist hörte er die Stimmen von Harry Dávalos und von Comandante Zamudio. »Weißt du«, sagte er, »ich glaube, du lügst mich an.«
    »Es ist mir scheißegal, was du glaubst«, erwiderte sie.
    »Und ich glaube außerdem«, fuhr Morgado fort, »dass du Doña Matilde belogen hast. Du hast den Mörder gedeckt.«
    »Du spinnst.«
    »Denn du hast ganz genau gesehen, wer Heri getötet hat. Nicht wahr? Deshalb war es dir egal, dass man dir den Toten weggeschnappt hat.«
    »Lügner!«, schrie Myriam.
    »Das glaube ich nicht«, hörte er Doña Matilde sagen. »Im Gegenteil, ich denke, genau wie Señor Morgado, dass ich von einer miesen kleinen Chicana betrogen wurde wie ein naives Schulmädchen. Und das ärgert mich. Das ertrage ich nicht.«
    Myriam wich dem Blick ihrer Chefin aus. Ihr regloses Gesicht verbarg die Spannung in ihrem Körper. »Wie Sie meinen. Ich verschwinde«, antwortete sie.
    »Ja, Kleine, in die Gruft.«
    Doña Matilde zog einen kleinen Revolver aus ihrer Tasche, aber Myriam war schneller. Eine rötliche Blume spross aus der Stirn der Chefin des Treinta-Treinta. Myriam wollte das nächste Ziel ins Visier nehmen, aber sie kam nicht mehr dazu, zu schießen. Getroffen von den Kugeln aus Morgados 45er fiel sie rücklings über den Mahagonischreibtisch. Er ging zu ihr, um sie zu untersuchen. Vorsichtig fasste er an ihre Halsschlagader. Sie lebte noch, aber sie lag im Sterben.
    Morgado kniete sich neben sie und versuchte, ihren Lippen ein letztes Wort, irgendeine Botschaft, zu entlocken. »Sag mir, wer es war«, flüsterte er Myriam zu, »sag mir seinen Namen.«
    Ein Pistolenlauf bohrte sich in seinen Rücken. »Lass sie in Ruhe.«
    Morgado stand langsam auf und drehte sich ebenso langsam um. Dann stand er Trinidad Rodríguez gegenüber. Diese paar Sekunden halfen ihm, seine Nerven unter Kontrolle zu bringen und seine Gedanken zu ordnen. »Da bist du ja«, sagte er mit dünner Stimme. »Ich habe mich gewundert, dass ich dich gestern nicht in Los Mezquites gesehen habe.«
    Rodríguez verzog gelangweilt das Gesicht, nahm Morgado die Pistole ab und warf sie in die Ecke. »Du musst dich in alles einmischen, nicht wahr? Wie ein mieser kleiner Schnüffler.«
    »Ich war nie etwas anderes«, antwortete Morgado und bemühte sich, seine Muskeln nicht anzuspannen, vertrauenswürdig und locker zu wirken. »Hat man dir nicht gesagt, dass ich Anwalt bin?«
    Myriam stöhnte kurz auf, dann hörte sie auf zu atmen. El Cuchupo zuckte nicht mal mit der

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