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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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Wimper.
    »Sicher hast du den Hinweis gegeben, Zamudios Truppe kaltzumachen«, sagte Morgado ihm direkt ins Gesicht. »Du siehst aus wie einer, der Leute verpfeift.«
    El Cuchupo packte Morgado am Hemdkragen und schüttelte ihn. »So ist es. Und? Die Fallensteller sind in ihre eigene Falle geraten. Das will keiner sehen. Jetzt gibt man mir die Schuld. Sie sagen, ich hätte mich an beide Seiten verkauft. Aber es ist nicht meine Schuld. Nein. Es ist deine, Rechtsanwalt, ganz allein deine. Und vorher war es die von dem Blödmann Heriberto. Ha! Er wollte dicke Backen machen wegen der Sache mit seiner Tochter. Wir haben uns in der Gasse getroffen, und als er mich erkannte, hat er sich auf mich gestürzt. Er habe erfahren, seine Tochter sei ein Flittchen erster Güte. Was für eine Neuigkeit. Und er schrie mich an, es sei meine Schuld. Verstehst du? Ich drückte ihm die Pistole in den Bauch. Ich sagte ihm, er solle mit dem Blödsinn aufhören. Aber nein. Weißt du, was er zu mir gesagt hat? Er wollte mit Comandante Zamudio sprechen, und der würde mich dann fertig machen. Das war zu viel. Drohungen eines betrunkenen Maulhelden. Ich habe dem Schwein das ganze Magazin verpasst. Er verdrehte die Augen, dann fiel er hin wie ein nasser Sack. Myriam hat mich gedeckt.«
    Morgado hörte ihm zu, ohne sich zu rühren. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Pistole gerichtet, die Trinidad gegen seine Brust drückte. Die Erklärung des Polizisten nutzte ihm gar nichts. Es war nur eine Art, das Ende aufzuschieben. Morgado wusste, dass er kurz davor war, die Grenzlinie zu überschreiten, die seine Mutter und Doña Matilde bereits überquert hatten.
    El Cuchupo fuhr mit seinem Sermon fort, als hätte er alle Zeit der Welt. »Das Beste kam danach, Rechtsanwalt. Am selben Tag, nach der Untersuchung, ging ich zu Heris Familie, um ihnen die Nachricht zu überbringen, und holte Eloísa mit dem Vorwand irgendwelcher Ermittlungen aus dem Haus. Ich nahm sie mit in ein Hotel, um sie zu trösten, wie man so sagt. Ich hab sie gevögelt wie nie zuvor. Verstehst du? Sie tobte und weinte wegen ihrem toten Vater, und ich hatte ihn in ihr drin. Verstehst du?«
    »Verstehe«, sagte eine angespannte, fast hysterische Stimme hinter Cuchupo.
    Er versuchte sich umzudrehen, aber es gelang ihm nicht. Der erste Schuss zerfetzte sein Gesicht. Schädelteile flogen in alle Richtungen. Die nächsten Schüsse durchsiebten seine Brust. Trinidad Rodríguez fiel ohne einen Laut. Er schlug auf dem Boden auf, und das wars.
    Eloísa hielt die Pistole immer noch fest, obwohl das Magazin leer geschossen war. Morgado ging auf sie zu und nahm ihr sanft die Waffe ab. Eloísa umklammerte ihn und fing an zu schluchzen. »Er hat mir das Schießen beigebracht«, stammelte sie. »Er hat es mir beigebracht.«
    »Ganz ruhig, meine Kleine, ganz ruhig.«
    Morgado streichelte ihr Haar.
    »Ich wusste nicht, dass er … dass mein Papa … dass ich …«
    In dem Moment kam Atanasio mit ein paar Brigadisten, und sie sahen das Zimmer voller Leichen.
    »Entschuldige die Verspätung«, erklärte Atanasio, »aber diese Bar ist ein einziges Labyrinth. Und sie ist schallisoliert. Wir haben keinen einzigen Schuss gehört. Wir sind nur gekommen, weil die Kleine uns überrascht hat. Sie tauchte einfach auf und öffnete die Tür der Bar, als wäre es ein Kinderspiel.«
    Eloísa flüchtete sich in die Arme ihres Paten. »Ich habe eins von Trinis Autos gesehen und gedacht, er wäre hier«, rief sie.
    »Und Trinidad? Wie ist der hereingekommen?«, fragte Morgado.
    »Der war schon hier. Vielleicht hat die Chicana ihn in ihrem Zimmer versteckt. Die federales sind hinter ihm her.«
    »Na, dann werden sie jetzt nur noch seine Leiche finden«, sagte ein Brigadist.
    »Lasst uns verschwinden«, drängte Atanasio. »Die Angestellten kommen bald.«
    Morgado ging in die Hocke, wischte Eloísas Pistole ab und legte ein neues Magazin ein. Dann legte er sie in Trinidads linke Hand und schoss zweimal.
    »Besser, seine Spuren sind darauf als die von Eloísa.«
    Atanasio schaute ihn mit einer Mischung aus Spott und Dankbarkeit an. »Und ich habe dich für einen Heiligen gehalten. Dabei hast du es faustdick hinter den Ohren.«
    Morgado nahm seine Waffe und schob sie unter das Hemd. »Wenn es einen Grund gibt, der es erforderlich macht, betrügen auch die Heiligen«, lautete seine Antwort. »Alles zur Rettung der Seelen.«
    Sie gingen in kleinen Grüppchen nach draußen und verteilten sich in der lauten Menge der

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