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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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der Gestank dieses makabren Ortes ihn den Rest seines Lebens verfolgen würde. Seine Haut war schon ganz rot, weil er den Geruch nach Tod und Verwesung wegzurubbeln versucht hatte. Aber weder Seife noch Shampoo, noch alles Eau de Cologne der Welt konnten ihn von ihm nehmen. Das Schlimmste aber war, dass ihn jetzt niemand mehr daran hindern würde, dieses Verbrechen aufzuklären. Nicht einmal er selbst. Was er an diesem Tag gesehen hatte, dafür gab es keine Worte. Es war ein Gräuel, eine Blasphemie, eine Riesensauerei, dachte er, und die Bilder von der Ranch kehrten zurück, und mit ihnen die Übelkeit. Einen Moment lang war er kurz davor, ohnmächtig zu werden. Halt durch, Morgado! Der, der das getan hat, wird dafür zahlen. Ich weiß noch nicht wie. Aber er wird zahlen.
    Die Badezimmertür ging auf, und in den Dampfschwaden tauchte der nackte Körper von Guadalupe Esparza auf. »Darf ich?«, fragte sie mit ausgesuchter Höflichkeit.
    »Wenn du mich trotz meines Gestanks erträgst.«
    »Nach Urin?«
    »Nein«, sagte Morgado bitterernst, »nach Tod.«
     
7
     
    »Keine Spuren, Loverboy?«
    Der Krankenpfleger stand nackt unter der Dusche. Er schien über den Dingen zu schweben. Zu seinen Füßen vermischten sich Wasser und Blut mit organischem Material.
    »Wie ich sehe, hast du deine Arbeit an den Leichen genossen. Und was bleibt für mich? Nothing about us? Nothing for making love? «
    Der Junge lächelte. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck absoluter Ekstase. »Der Tod ist schön, Molly«, sagte er, ohne sie anzusehen. Er sah in sein persönliches Paradies, in das strahlende Gesicht seines Dioskuren.
    »Der Tod ist ein Geschäft, little boy. Hast du sie gut zerstückelt? Hast du auch keine Spur hinterlassen? Ich will nicht, dass sie auf uns kommen. Wenn sie herausfinden, wer dieser verstümmelte Arzt ist, stoßen sie auf die Klinik. Und wir müssen noch eine Entführung durchziehen. Noch eine, und wir haben unsere erste Million Dollar.«
    »Der Tod ist die Glückseligkeit«, rief der Junge aus.
    »So langsam verstehst du meine Sprache, lovermonster. Es ist nicht alles nur Blut und Sauerei.«
    »Der Tod ist ein Kind, verloren im Wald.«
    »Schau einer an. Du bist ja ein richtiger Poet.«
    Der Junge kam aus der Dusche und umarmte Molly.
    »Mmmmm«, raunte sie, »wie gut du riechst. Nach Leiche.«
     
8
     
    Das Telefon klingelte erneut. Die ersten beiden Male hatten sie es klingeln lassen, bis der Anrufer es aufgab, mit einem von ihnen beiden sprechen zu wollen. Aber als es jetzt zum dritten Mal in weniger als fünfzehn Minuten klingelte, war klar, dass derjenige deutlich mehr Geduld hatte als Doktor Esparza und Morgado zusammen.
    »Ja, ja. Wer ist da?«, meldete sich der Verteidiger der Menschenrechte.
    »Hilda Romero, Herr Rechtsanwalt. Ich habe dringende Nachrichten. Erstens, Comandante Ramos möchte, dass Sie und Doktor Esparza umgehend in sein Büro kommen. Ach so, Sie wissen nicht zufällig, wo ich Doktor Esparza finden kann? Ich habe versucht bei ihr anzurufen, aber wie es aussieht, hat sie die Nacht nicht zu Hause verbracht.«
    Doktor Esparza, die das Gespräch mitgehört hatte, nahm ihm den Hörer aus der Hand. »Lass das, Hildita, ich habe ihn zuerst gesehen. Und du weißt ganz genau, wo ich die Nacht verbracht habe, mein kleines Mauerblümchen.«
    »Tut mir leid, Lupita. Aber du weißt: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.«
    »Aber über ganz andere Dinge, Schneewittchen. Noch was?«
    »Ein Anruf aus Mexico City. Ebenfalls dringend. Für deinen Traumprinzen. Von Sergio Ortiz, Werbefilmregisseur. Die Nachricht lautet: ›Fensterszene. Neue Spur. Setz dich so bald wie möglich mit mir in Verbindung.‹ Das ist alles.«
    Morgado wollte nicht warten. Er rief Checo an, aber es war nur der Anrufbeantworter dran: »Ich bin in einer Stunde wieder da. Sayonara.«
    Die Ungewissheit quälte ihn, und so bat er Guadalupe Esparza um ihre Kopie des Videos und ging in das Büro des Geschäftsführers des Hotels, wo er sich noch einmal die Fensterszene anschaute. Er sah sich die Sequenz insgesamt dreimal an, und er konnte nur mutmaßen, dass die schemenhafte Gestalt, die man von hinten sah, ein Mann oder ein Geist war. Das Weiße an ihm war verstörend, und die Bewegungen der Kamera ließen nichts Genaueres erkennen. Was hatte Checo wohl gefunden? Einen neuen Hinweis, der ihnen aus diesem Sumpf heraushelfen konnte?
    »Los«, rief Guadalupe Esparza. »Die Polizei wartet auf uns.«
    »Hast du mit Comandante Ramos

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