Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
Vom Netzwerk:
sagen: Man hat ihm eine Niere entfernt. Und das ist das Motiv für die Entführung. Und wahrscheinlich besteht auch eine Verbindung zu den vorangegangenen Entführungen.«
    Zu Morgado gewandt sagte er: »Sehen Sie. Ich weiß nicht, warum man Sie eingeschaltet hat. Die Bundespolizei kann in dem Fall ohne Ihre Hilfe weiterkommen.«
    »Schon möglich«, lenkte Morgado ein. »Aber verstehen Sie es doch einfach als Teamarbeit.«
    »Wir haben auch schon eine der Komplizinnen des Massakers«, fuhr der Comandante fort. »Eine Mixtekin, die einen Essensstand an der Straße hatte, in der Nähe der Tankstelle an der Kreuzung der Straßen nach San Felipe und der Sierra de los Cucapá.«
    »Können wir sie sehen?«, fragte Doktor Esparza.
    »Später.«
    »Und warum glauben Sie, dass sie eine Komplizin ist?«, wollte Morgado wissen.
    »Sie selbst hat das gesagt, als meine Jungs sie befragt haben. Sie sagt, eine sehr hübsche Frau von heller Hautfarbe, mit einer roten oder rosafarbenen Perücke, habe sie dafür bezahlt, ihre Ranch im Auge zu behalten. ›Sobald du mitkriegst, dass jemand nach dem Haus fragt, sagst du mir das, wenn ich das nächste Mal hier vorbeikommen, hat sie zu ihr gesagt und ihr einen Hundert-Peso-Schein gegeben.«
    »Deswegen ist sie ja noch keine Komplizin. Sie wusste nicht, was in dem Haus vor sich ging«, verteidigte Morgado sie.
    »Das sehe ich genauso«, sagte Doktor Esparza. »Sie, wie auch immer sie heißt, ist eine Zeugin und keine Komplizin.«
    »Ich bin ja ganz Ihrer Meinung«, antwortete der Comandante ruhig. »Aber die Politiker brauchen einen Sündenbock. Und was gibt es da Besseres als eine, die nicht von hier ist, eine Indiofrau?«
    »Nicht von hier?«, Morgado schrie jetzt fast. »Sie ist Mexikanerin wie wir alle.«
    »Wie Sie vielleicht«, sagte Doktor Acosta und zeigte seine rassistische Ader, »aber nicht wie ich. Man soll nicht Äpfel mit Birnen verwechseln.«
    »Und nicht Dummheit mit Unwissenheit«, fuhr ihm Doktor Esparza in die Parade. »Erstere scheint mir hier stark vertreten zu sein.«
    »Wenn Sie die Indios so mögen, dann gehen Sie doch nach Chiapas. Wir hier sind anständige Leute.«
    In einem der Büros klingelte ein Telefon und unterbrach die Diskussion. Ein Anruf für Comandante Ramos.
    »Verdammt!«, hörte man ihn schreien. »Journalisten schnüffeln da rum? Holen Sie sie sofort weg! Riegeln Sie alles ab! Ich bin sofort da.«
    »Und jetzt?«, fragte Doktor Esparza.
    Ohne auf sie einzugehen, sagte Ramos zu dem Rechtsmediziner:
    »Pack deine Utensilien in meinen Wagen. Die gesamte Ausrüstung. Und lass deine Assistenten rufen!«
    »Noch mehr Tote?«, wollte Doktor Acosta wissen.
    »Eine Riesenschweinerei. Im Hinterhof des Hauses haben meine Jungs ein Massengrab gefunden. Alles Kinder.«
    »Diese Mistkerle!«, schrie der Arzt.
    »Wollen Sie uns begleiten?«, fragte der Comandante höflich.
    »Ich komme mit«, sagte Doktor Esparza. »Die Kommission für die Rechte der Kinder sollte anwesend sein.«
    »Und Sie, Morgado?«, fragte der Comandante.
    »Ich bleibe hier. Ich muss eigene Nachforschungen anstellen.«
    »Wir sehen uns um drei im Hotel«, rief ihm Doktor Esparza zu und rannte dem Comandante hinterher. »Vergiss es nicht.«
    Morgado meldete ein Gespräch nach Mexico City an. Diesmal war die unverwechselbare Stimme von Checo Ortiz – der reine blaue Dunst – nach dem dritten Klingeln dran.
    »Schieß los, Junge! Ich habe mir die Szene noch mal angesehen, aber mit deiner Botschaft nichts anfangen können.«
    »Du bist ja auch nicht so schlau wie mein Computer.«
    »Aber ich bin nicht so blind wie du.«
    »Ha! Ich sehe mehr als du. Wenn du wüsstest, was dein Blick alles verpasst.«
    Morgado würgte ihn ab. »Und wenn du wüsstest, dass ich dich von der Polizei aus anrufe, würdest du mir das nicht erzählen, vor allem nicht am Telefon.«
    »Du bist bei der Polizei? Umso besser. Sag ihnen, sie sollen sich ein Kilo vom Besten unter den Nagel reißen, ja?«
    »Was glaubst du, wer die sind?«
    »Was glaubst du, wer mich versorgt?«
    Morgado sah ein, dass er die Schlacht verloren hatte, und wollte auf das Video zurückkommen. »Lass die Scherze. Was sagt dein Computer?«
    »Hast du dieses weiße Ding im Fenster gesehen?«
    »Ja. Für den Bruchteil einer Sekunde.«
    »Es ist der Rücken einer Person, die mit einem weißen Umhang oder Kittel bekleidet ist.«
    »Da war ich auch allein drauf gekommen.«
    »Ach ja?«, konterte Checo Ortiz. »Nun, auf diesem Kittel sind die folgenden

Weitere Kostenlose Bücher