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Tijuana Blues

Tijuana Blues

Titel: Tijuana Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Trujillo Muñoz
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gehört, den Moderator? Deswegen bin ich von meiner Route abgewichen. Ich wollte sehen, was im La Baratera los ist. Sie sagen, es war eine Mordsschlägerei.«
    »Lynchjustiz«, erwiderte Morgado.
    »Toll! Oder? Ich hoffe, meine Frau hat auch mitgemischt. Sie ist sehr kampfeslustig und geht oft in dieses Geschäft.«
    »Vielleicht«, erwiderte Morgado.
    »Mal sehen, ob sie so kapieren, dass man uns nicht die Kinder klaut. Jetzt wird man Mexicali respektieren. Es heißt, sogar die Nachrichten in der Hauptstadt werden darüber berichten. Wir in Mexicali, wir sind ein tapferes Völkchen und die Frauen umso mehr.«
    Morgado wusste nicht, was er sagen sollte. Das Wort Menschenrechte summte ihm im Ohr. Wie der gute Engel auf den Bildchen der Kinderzeit, der den Schützling ermahnte, sich gut zu benehmen. Vergeblich natürlich.
    Der Taxifahrer musterte ihn im Rückspiegel. »Kommen Sie. Seien Sie nicht gemein«, flehte er. »Erzählen Sie mir von der Schlägerei … von dieser Lynch-was-weiß-ich.«
    Morgado atmete tief ein und wollte alles kurz und knapp erzählen, aber dann kamen andere Worte aus seinem Mund: »Da war einmal ein Anwalt, der in Mexico City lebte. Eines schönen Tages erhielt er einen Anruf von einem Vertreter der freien und souveränen Regierung von Baja California …«
    »Es ist eine lange Geschichte, oder?«, fragte der Taxifahrer vorsichtig.
    »So lang und alt wie die Geschichte von Kain und Abel. Kennst du sie?«
    »Sind die aus Bellavista oder aus La Baja?«
    Morgado erlaubte sich zum ersten Mal an diesem Tag, frei herauszulachen. »Ja, sie leben hier und dort, überall.«
     
15
     
    Das Meer von San Felipe war an diesem Morgen ein blauer, weiter Horizont mit sanften Wellen und wenig Treibgut. Morgado hatte sich vor dem Hotel Colorado auf dem dunklen Sand ausgestreckt, unter einem der vielen Schirme aus Palmwedeln.
    Guadalupe Esparza kam zu ihm mit zwei Clamatos in der Hand. Sie gab Morgado einen davon und legte sich neben ihn. »Hören Sie, Herr Anwalt, haben Sie noch nie von der Befreiung der Frau und diesem Kram gehört?«
    Morgado überhörte die Anspielung und schlürfte lautstark seinen Drink. »Nein, Frau Anwältin. Sollte ich?«
    »Sollten Sie. Denn die nächsten Drinks holst du. Capizca? «
    » Capizco. «
    Zehn Minuten vergingen, und die Sonne setzte ihren langsamen Aufstieg an dem wolkenlosen Himmel voller Möwen und Kormorane fort. Trotz ihrer stoischen Gemütsart konnte Guadalupe Esparza sich nicht zurückhalten: »An was denkst du? Du bist so still.«
    »Ich denke an das, was ich die letzten Tage erlebt habe. An das Video deines Freundes, des Doktors, und an dieses makabre Haus, in dem so viele unschuldige Leben geopfert wurden, an diesen Jungen, John, der aus Blutdurst fähig war zu töten.«
    »Ich hätte besser nicht gefragt.«
    Morgado fuhr auf. »Ach was! Es ist gut so. Es ist wie eine Beichte, denn mich lässt das Bild von dieser als Tehuana verkleideten Frau nicht los. Ich bin sicher, dass sie nie so sterben wollte, auf dieselbe Weise, wie sie die Spuren all derjenigen hat auslöschen lassen, die ihr nichts mehr einbrachten. Es ist wie ein Akt biblischer Gerechtigkeit, wenn du mir den Vergleich erlaubst.«
    »Hör auf! Gleich kommst du mir damit, dass du ein Instrument in den Händen des Allmächtigen warst.«
    Morgado legte sich wieder in den Sand. Das helle, intensive Sonnenlicht ließ die Welt um ihn herum erstrahlen. »Wie immer«, flüsterte Morgado mehr im Scherz.
    »Was hast du gesagt?«
    Morgado musste den Spaßvogel geben. »Dass du den schönsten Hintern von ganz Mexicali hast.«
    Jetzt fuhr Guadalupe Esparza auf. »Wie? Nur von Mexicali?«
    Morgado zog sie zu sich hin. Und weil sie keinerlei Widerstand leistete, küsste er sie.
    »Was machen Sie da, Herr Rechtsanwalt?«, fragte sie, als wären solche Zärtlichkeiten in ihrer Prozessordnung nicht vorgesehen.
    Ohne seinen Erkundungsfeldzug zu unterbrechen, sagte er in einer Atempause: »Ihre Behauptungen überprüfen, Frau Kollegin.«
    Direkt über ihnen kreiste hoch oben eine Möwe und beobachtete sie. Vielleicht genoss sie das Spektakel schwitzender, keuchender Säugetiere vor dem Panorama des perfekten Meeres von San Felipe, an der noch jungfräulichen Halbinsel von Baja California.

Laguna Salada
     
1
     
    »Hast du die komplette Ausrüstung dabei?«
    Morgado rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, um ein wenig wacher zu werden. Er saß auf dem Rücksitz eines Ford Ranger, der mit hundertvierzig Sachen über die

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