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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Vorstellungskraft regieren. Wie in jedem Märchenland gibt es auch im Wunderland gute und böse Geschöpfe. Aber selbst die guten haben ihre Macken. Und das gefällt mir so daran, das ist für mich das Besondere an dieser Welt.
    Wie üblich begann Burton die Arbeit an dem Film damit, dass er von einigen zentralen Figuren aus Carrolls Büchern Zeichnungen anfertigte, um ein Gefühl für ihr Aussehen zu gewinnen. Die erste Figur, die er zeichnete, war die Rote Königin, die im Film von Helena Bonham Carter gespielt wird.
    Mit der Königin habe ich angefangen. Danach kamen Diedeldum und Diedeldei, die Grinsekatze und der Hutmacher. Natürlich waren es nur Skizzen, aber irgendwie sehen die bei mir am Ende immer alle gleich aus. Der Hutmacher ähnelte Johnny und die Rote Königin Helena – das liegt einfach an meinem Zeichenstil.

    Burtons morbides Traumland
    F ür das Aussehen des Wunderlandes ließ sich Burton von den Bildern des berühmten Illustrators Arthur Rackham inspirieren, dessen ehemaliges Londoner Atelier er kurz zuvor gekauft hatte, um dort sein Büro einzurichten. Außerdem arbeitete er mit mehreren Konzeptkünstlern zusammen, darunter Michael Kutsche und Dermot Power und das Team von Szenenbildner Robert Stromberg.
    Ich wollte mich an die klassischen Illustrationen anlehnen, ihnen aber ein frisches Aussehen verleihen. Die Bücher sind von einer ganzen Reihe von Künstlern illustriert worden – Rackham zum Beispiel oder Tenniel –, und die Bilder unterscheiden sich ziemlich voneinander. Ich wollte den klassischen Look aufgreifen, ihm aber eine etwas andere Anmutung verpassen. Das Wunderland sollte sehr bunt und hell wirken, aber auch ein bisschen überwuchert. Die Formschnittgewächse sind zum Beispiel nicht mehr ganz so sauber geschnitten wie früher. Es sollte einen etwas melancholischen, verwunschenen Eindruck machen, als hätte es Alice nachgetrauert.
    Auch wenn Burton echte Kulissen bevorzugt, entschied er sich bei diesem Film dafür, die Schauspieler vor einem Green Screen zu filmen, um die Hintergründe und die klassischen Figuren aus Carrolls Werk wie die Grinsekatze, die Raupe oder das weiße Kaninchen digital einzufügen. Abgesehen von einigen Wochen an einem Außendrehort in Cornwall, England, wo die realistischen Szenen aufgenommen wurden, wurde der Film Ende 2009 innerhalb von vierzig Tagen auf einer Green-Screen-Bühne in den Culver City Studios, Los Angeles, gedreht.
    Das ist ein merkwürdiges Arbeiten. Ich bin kein großer Fan von Green Screens. Ich ziehe echte Kulissen vor. Bei SWEENEY TODD haben wir auch ein paar Green-Screen-Aufnahmen gemacht, aber die dauerten nur wenige Tage. Bei diesem Film sind fast alle Szenen so gedreht worden, was vor allem an unserer Herangehensweise an das Material lag. Wir haben das Ganze fast wie einen animierten Film behandelt, obwohl bei meinen animierten Filmen ja meistens trotzdem Kulissen gebaut wurden. Wir haben uns für digitale Bilder entschieden, weil sie uns mehr Freiheiten ließen. Zum Beispiel hatte ich vor, das Aussehen der Schauspieler etwas zu verändern – Helenas Kopf und Johnnys Augen größer zu machen – und den Rest als reine Animation zu gestalten. Dadurch waren wir an eine bestimmte Vorgehensweise gebunden. Man fängt mit einer leeren Leinwand an und baut die Bilder Schritt für Schritt auf. Weil das Ganze ein einziges Experiment war, hätte es mit echten Kulissen Probleme geben können.
    Für mich war es sehr schwierig, weil ich mich immer darauf verlasse, dass die Kulissen die richtige Atmosphäre für eine Szene schaffen. Die Kamera steht an einem bestimmten Ort – man will die Schauspieler hier und das Fenster dort haben. Bei der Arbeit mit dem Green Screen ist es quasi umgekehrt. Man dreht die Szenen und setzt sie später zusammen. Das war für mich sehr ungewohnt. Obwohl das Artwork im Wesentlichen schon stand und wir die Bilder fast in Echtzeit hätten digital bearbeiten können, war es irgendwie seltsam, eine Szene erst nach dem Drehen zusammenzufügen. Außerdem mussten wir uns mit einer ganzen Reihe von technischen Fragen auseinandersetzen, die mit der Größe der einzelnen Figuren im Verhältnis zueinander zu tun hatten. Alice wird im Film ständig größer und kleiner. Das alles stellte uns vor große Probleme. Hinzu kam, dass man sich irgendwann ziemlich ausgelaugt fühlt, wenn man andauernd nur vor einem Green Screen arbeitet – wie ein Zombie. Deshalb wollte ich die Dreharbeiten schnell über die Bühne bringen, damit

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