Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
wichtig, bei MARS ATTACKS! war CGI jedoch wirklich ein Segen, weil es sonst fast unmöglich gewesen wäre, mit einem anamorphen Bildformat zu arbeiten – und das hätte weitere Probleme mit sich gebracht.
Die Zerstörung des Tadsch Mahal durch die Marsianer
Was mir bei CGI auch aufgefallen ist: Die unbegrenzten Möglichkeiten, die man bei diesem Medium hat, können die Wirkung der Bilder beeinträchtigen. Das habe ich besonders bei den neuen Star Wars -Filmen festgestellt. Man hat fast den Eindruck, als brauchte der Mensch Grenzen. Die Bilder brauchen einen Rahmen. Sie müssen von anderen Elementen zusammengehalten werden, damit sie für den Betrachter eine wirkliche Präsenz entfalten. Unbegrenzte Möglichkeiten sind beim Film ein Unding – Grenzen sind wichtig.
T rotz des gewaltigen Budgets entschied sich Burton wie auch schon bei früheren Filmen dafür, die Trickeffekte so billig und altmodisch wie möglich aussehen zu lassen.
Manchmal hatte ich das Gefühl, mich in Ed Wood zu verwandeln. Aber bei diesem Film habe ich tatsächlich eine ganze Menge unterschiedlicher Ideen eingebracht. Es hat mich an meine Arbeit als Trickfilmzeichner bei Disney erinnert. Man probiert die verschiedensten Sachen aus und schaut dann, ob sie funktionieren. Dass sich einige der Ideen gegenseitig ausschließen, liegt im Wesen der Dinge.
Bei MARS ATTACKS! erhielt Burton erneut Gelegenheit, mit Jack Nicholson zusammenzuarbeiten, der ihm bei den schwierigen Dreharbeiten zu BATMAN eine so große Hilfe gewesen war. Ursprünglich war Warren Beatty für die Rolle des Präsidenten Dale im Gespräch, während Nicholson den schmierigen Grundstücksmakler Art Land aus Las Vegas spielen sollte. Letzten Endes wurde Nicholson für beide Rollen engagiert.
Mit Jack Nicholson bin ich schon immer hervorragend ausgekommen. Ich arbeite gern mit ihm, weil er mich so gut versteht. Er hat selbst schon einiges mitgemacht und kennt die Absurdität des Filmgeschäfts, hat den Spaß an der Arbeit aber trotzdem nicht verloren. Jack probiert gern mal Sachen aus, und ich fand, dass es gut zur Stimmung des Films passte, ihn in der Rolle des Präsidenten zu besetzen. Darüber hinaus habe ich ihn auch noch gebeten, für diesen geschäftstüchtigen Grundstücksmakler aus Las Vegas vorzusprechen, war mir jedoch sicher, dass er die Rolle ablehnen würde. Am Ende habe ich ihn gefragt: »Also, Jack, welche von beiden Rollen hättest du gern?« Und er hat gesagt: »Warum nicht beide?« Für MARS ATTACKS! hat er natürlich nicht so tief in seine Trickkiste greifen müssen. Er fühlte sich wohl eher an seine frühen Rollen in den Filmen von Roger Corman oder bei Head erinnert. Wenn er ans Set kam, mussten wir immer die offizielle Hymne des Präsidenten, »Hail to the Chief«, spielen. Ursprünglich war das ein Scherz eines der Tontechniker gewesen, aber Jack hat daran Gefallen gefunden. Und dann hat es sich irgendwie eingebürgert.
W ie bei den Katastrophenfilmen von Irwin Allen herrscht auch bei MARS ATTACKS! ein großes Staraufgebot. Die Besetzungsliste umfasste so illustre Namen wie Pierce Brosnan, Michael J. Fox, Annette Bening, Glenn Close, Natalie Portman, Pam Grier, Rod Steiger und Sänger Tom Jones. Daneben sind auch einige Gesichter zu sehen, die schon aus anderen Filmen von Burton vertraut sind: Danny DeVito, der in BATMANS RÜCKKEHR den Pinguin spielte, Sylvia Sidney, die kettenrauchende Beamtin im Jenseitsbüro von BEETLEJUICE , Sarah Jessica Parker, die in ED WOOD mitgewirkt hatte, und O-Lan Jones, eine der neugierigen Nachbarinnen in EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN .
Beim Casting habe ich nach zwei Gruppen von Menschen gesucht: zum einen Leute, die mir sympathisch waren, und zum anderen Leute, die bestimmte absurde Aspekte unserer Kultur und Gesellschaft repräsentierten. Das hat Spaß gemacht – man lernt eine Menge Menschen kennen und arbeitet mit Schauspielern zusammen, die ganz unterschiedliche Arbeitsweisen haben – etwas, das mir schon bei ED WOOD sehr gefallen hat. Ich mag diese Mischung aus wirklich erstklassigen und unbekannten Schauspielern, Leuten, die Erfahrungim Method Acting haben, und absoluten Amateuren. Daraus entsteht eine fantastische Dynamik. Es hatte etwas Surreales, diese vielen unterschiedlichen Leute in einem Raum zusammenzubringen. Wenn einem so viele Schauspieler zur Verfügung stehen, ist das ein ganz anderes Arbeiten, als wenn man mit einigen wenigen intensiv an einem Film arbeitet. Man erhält von jedem nur einen kurzen
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