Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Journalisten, die Mitarbeiter eines Donut-Restaurants, ein ehemaliger Boxchampion und ein Bauunternehmer. Was die Erzählstruktur, die Handlungsorte und die bunte Mischung der Figuren anbelangt, steht MARS ATTACKS! ebenso in der Tradition der Katastrophenfilme der Siebziger (z. B. Die Höllenfahrt der Poseidon oder Flammendes Inferno von Produzent Irwin Allen oder der Film Erdbeben von Mark Robson) wie in der von Fliegende Untertassen greifen an und ähnlichen Filmen.
Ich war schon immer ein großer Fan der Filme von Irwin Allen und ähnlicher Filme, in denen reihenweise berühmte Stars abgemurkst werden. Das ist fast so etwas wie ein eigenständiges Genre. Charlton Heston ist da mit Ava Gardner verheiratet, und ihr Vater ist Lorne Greene, der etwa drei Jahre jünger ist als seine Tochter. In diesen Filmen findet man die merkwürdigsten Mischungen. Das hat uns eindeutig inspiriert: Wir fanden einfach die Idee toll, berühmte Stars mit Laserkanonen niederzumetzeln!
Obwohl Gems im Abspann des Films als Urheber der Grundidee und des Drehbuchs genannt wird, widmet er die Romanfassung von MARS ATTACKS! Tim Burton, der »am Drehbuch mitgearbeitet hat, ohne auf einer Nennung zu bestehen«. Gems zufolge sei Burtons Beitrag zum Drehbuch nicht unerheblich gewesen. »Er hat einen fantastischen Instinkt, was die Struktur eines Films angeht. Ich komme vom Theater, wo man eine Geschichte über die Figuren und die Dialoge erzählt, aber Tim ist von Haus a us Trickfilmzeichner und arbeitet vor allem mit Bildern. Ich habe damals geschrieben, und Tim hat gezeichnet. Er hat sich über seine Bilder ausgedrückt.«
Am Anfang haben wir die Karten durchgesehen und uns ein paar herausgesucht, die uns gefallen haben, um ein Gefühl für die Sache zu bekommen. Die Geschichte hat uns nicht wirklich interessiert. Einzeln betrachtet sind die Karten sehr lustig – und sie haben großartige Bildunterschriften, wie zum Beispiel: »Brennende Kühe«. Am Ende haben wir die interessantesten Karten ausgewählt. Genau so würde man auch bei einem Trickfilm vorgehen.
In H . G . Wells’ Roman Der Krieg der Welten – an den sowohl die Mars Attack ! -Sammelkarten als auch die Filmadaption angelehnt sind – wird die Menschheit nicht durch militärische Stärke vor der Invasion der Marsianer gerettet, sondern durch den gemeinen Schnupfen. Gems hat diese Idee in seinem Drehbuch locker verarbeitet – hier ist es allerdings die Musik, die den Marsianern den Garaus macht. Die genaue Musikrichtung ließ Gems offen. Burton entschied sich dann für den Country-Sänger Slim Whitman.
Das hatte etwas mit der Dynamik der Filme aus den Fünfzigern zu tun. Dort ist es meistens eine bestimmte Sache, die den Außerirdischen den Garaus macht, und zwar oft eine bestimmte Schallwellenfrequenz, zum Beispiel in Fliegende Untertassen greifen an oder in Target Earth . An Slim Whitmans Stimme erinnere ich mich aus meiner Kindheit, sie hat so etwas Durchdringendes. Man kann sich beinahe vorstellen, dass die Schallwellen direkt ins Hirn eindringen und es zerstören könnten. Seine Stimme passt meiner Meinung nach auch gut zu einem Science-Fiction-Film, fast wie dieses Instrument, das Theremin.
Ursprünglich wollte Burton die Marsianer wieder mithilfe der Stop-Motion-Technik animieren. Ein Team von Animatoren unter der Leitung von Ian Mackinnon und Peter Saunders aus Manchester wurde angeheuert und richtete in Burbank ein Studio ein, um an den Figuren zu ar b eiten, nur um schließlich durch George Lucas’ Firma Industrial Light & Magic ersetzt zu werden, die die Marsianer mithilfe von computergenerierten Bildern ( CGI ) zum Leben erweckte.
Wir haben ein paar Tests mit der Stop-Motion-Technik gemacht. Aber weil wir so viele Figuren brauchten, die alle mehr oder weniger gleich aussahen, hat es nicht richtig funktioniert. Außerdem war es auch eine Zeitfrage. Es war auf jeden Fall sinnvoll, auf CGI zurückzugreifen. Mit computergenerierten Bildern hatte ich bis dahin noch nicht gearbeitet, aber ich wollte es gern ausprobieren. Ich habe versucht, genauso vorzugehen wie bei VINCENT und NIGHTMARE : Die animierten Figuren sollten wie echte Schauspieler behandelt werden. Mir ist nämlich aufgefallen, dass computergenerierte Figuren manchmal ein bisschen gewichtslos wirken. Man hat das Gefühl, dass sie nicht so real sind wie beispielsweise die 3-D-Animationen in Jason und die Argonauten oder in anderen Ray-Harryhausen-Filmen. Dieser taktile Aspekt ist mir für gewöhnlich sehr
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